Ich bin heiß auf Menschen...
Mit seinem Programm „Egal gibt’s nicht“ unternahm Hennes Bender einen Abstecher in der Stadthalle Gersthofen. Der neugierige myheimat-Mann nutzte die Gelegenheit, dem Comedian einige Fragen zu stellen. Das Interview fand beim „Italiener“ im Citycenter statt. Weil Bender vor Beginn des Abends noch Hunger verspürte -und ein hungriger Künstler ist nicht gut auf der Bühne- brachte der Pressemann zwischen Pizza und Tomatensuppe seine Fragen an den Mann.
Bender wollte eigentlich nach eigenem Bekunden Müllmann werden, „weil die nur am Dienstag kommen.“ Er hat sich anders entschieden (dem Kabaretthimmel sei Dank) und agiert nun als Schauspieler, Regisseur, Autor, Sprecher für Hörfunk und Animationsfilme und Kabarettist. Ja, was ist er nun? „Ich bin ein Komiker“, erklärt er bestimmt. Er spielt von jedem etwas und hat „kein Schubladendenken“. Und der Erfolg gibt ihm recht. Es hat ihn aus seiner geliebten Heimatstadt Bochum schon bis nach New York verschlagen; will aber keine weiteren Auslandsaufenthalte mehr, denn „die Front braucht mich hier.“ Und die Heimatfront liefert derzeit viel Zündstoff. „Manche Politiker benehmen sich wie Karikaturen; nicht wegen ihrer Aussagen sondern wegen ihres Benehmens. Eine Steilvorlage folgt der anderen. In seinem Programm geht es aber hauptsächlich um „normale“ Menschen, deren Eigenheiten -vornehmlich aus dem Ruhrpott- und um Redensarten, die von ihm regelrecht zerpflückt werden. Sind auch hier biographische Züge enthalten? Bender grinsend „Ja, natürlich, ich erzähle viel von mir.“ Er gesteht auch, dass er sein Publikum gerne auf kleinen Bühnen unterhält, da er hier die Besucher besser mit einbeziehen kann. „Ich schätze die Tuchfühlung und bin ganz heiß auf die Leute.“
Das Arbeitsessen ist beendet und es geht in die Stadthalle. Vorher erlaubt sich der Pressemann noch eine kleine Scherzfrage: von wem würde Bender einen Gebrauchtwagen kaufen: Ex-Landesbischöfin Käßmann, FDP-Chef Westerwelle oder Oberst Klein? „Von Käßmann, der ist wenigstens gut eingefahren.“ Na, also. Pünktlich steht Bender auf der Bühne, beginnt zu plaudern und begrüßt launig verspätete Besucher. Er will etwas über Gersthofen erfahren. Wohlfühlstadt? Fast betretenes Schweigen. Gersthofen, Gazastreifen von Augsburg? Hier schon mehr Lacher. Langsam kommen Protagonist und Publikum in Fahrt. Bender erzählt von seinen Problemen als eingefleischter Vegetarier, besonders bei der Umstellung. Vorsicht Flatulenzen...Es bleibt anrüchig - bei dem Grönemeyer-Song „Ein Stück vom Himmel“, in dem von einem „Stuhl im Orbit“ die Rede ist. Geradezu genüsslich malt er die Situation von Astronauten der ISS-Raumstation aus, die vor Verlassen der Station prüfen müssen, ob „Stuhl im Orbit“ im Anflug ist. Es geht weiter mit der Entstehungsgeschichte des frommen Wunsches „Ihn soll der Blitz beim …. treffen.“
Bender hat seine Zuhörer fest im Griff. Er wechselt die Schauplätze wie manche Politiker ihre Meinungen. Berliner Taxifahrer (grob), Mediamarkt (Auskunft „Das ist nicht mein Gang“), Glasgow (wie entsteht ein fritierter Schotte) und immer wieder der Ruhrpott. Er entpuppt sich als profunder Kenner der James Bond-Filme und parodiert und imitiert. Sean Connery war der Beste... Er erzählt von seiner schicksalhaften Begegnung mit Roland Koch, die ihn (Bender) beinahe in einen Schockzustand versetzte. Und so geht es weiter. Der eher kleine Ruhrpott-Mann (Schuhgröße 39) zeigt große Komik.
Den kompletten „Bender“ an diesem Abend zu beschreiben würde den Rahmen der Berichterstattung sprengen. Aber da gibt es ja noch sein Buch „Komma lecker bei mich bei“. Ein absolutes Muss für jeden Bender-Fan. Hier kann alles nachgelesen werden, was vielleicht nicht ganz rüber kam – stellenweise kommt Bender vom Sprachtempo her in das Fahrwasser von Michael Mittermeier und Ottfried Fischer. Außerdem hilft das Ruhrpott-Lexikon die Ruhrpott-Menschen besser zu verstehen, denn: „Manche glauben, wir aus dem Ruhrpott sind die Blödmänner der Nation. Ich wurde nicht mit der Grubenlampe am Hirn im Bergwerk geboren“, so der Komiker. Das Buch garantiert einige Stunden bissigen und hintersinnigen Humor und lässt schmunzeln; über eine Region, die inzwischen auch Kulturhauptstadt Europas ist. Witzige Zeichnungen aus der Feder Benders ergänzen die Ruhrpott-Beschreibung.
Zum Abschluss singt Bender noch mit viel Gefühl “Always look on the bright side of life“, was mit Hilfe des sympathischen Künstlers nicht schwer fallen sollte. Ein Abend, in dem er erfolgreich alle Register seines komödiantischen Könnens zog, hat sein Ende gefunden.
Bürgerreporter:in:Gerhard Fritsch aus Gersthofen |
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