Eine Biodiversitäts-Oase inmitten der Stadt
Mit Obstbäumen, wilden Ecken und freilaufenden Hühnern bietet der Schulgarten der Gersthofer Mozart Grundschule der Natur viel Raum

Fledermauskästen | Foto: Mozartschule Gersthofen
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Beim 1. Gersthofer Stammtisch Biodiversität am 19. Oktober wurden verschiedene von der Stadt initiierte Biodiversitätsprojekte und bisherige Erfolge der Biodiversitätsplanung vorgestellt. Hiervon ausgehend erkundet die Ortsgruppe Gersthofen des BUND Naturschutz (BN), wo es im Stadtgebiet bereits interessante, schützenswerte „Inseln der Biodiversität“ gibt.
„Ein aus unserer Sicht besonders gelungenes Beispiel ist der rund 1.000 Quadratmeter große Schulgarten der Mozart Grundschule in Gersthofen“, betont die 1. Vorsitzende der Ortsgruppe Katjana Brucoli. Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet Hausmeister Lothar Berger daran, diesen Garten naturnah zu gestalten und ihn zum Lebensraum zahlreicher Wildtiere und Pflanzen zu machen. Gleich beim Betreten des Gartens fällt der Blick auf einen großen von Schilf umrahmten Naturteich. „Hier laichen Jahr für Jahr Erdkröten und Frösche ab“, berichtet Lothar Berger. Zwei Arten von Fröschen, den Grasfrosch und den Springfrosch, beobachtet er in der Umgebung regelmäßig, dazu als seltene Gäste hin und wieder Laubfrösche. Auch von insgesamt sieben Libellenarten, die regelmäßig über Naturteich und Garten durch die Luft jagen, weiß er zu berichten. Während der warmen Jahreszeit füllt der Hausmeister zusätzlich einen kleinen künstlichen Teich mit Wasser. Hier finden sich Vögel und andere Tiere gerne zum Baden und Trinken ein.
An verschiedenen Stellen im Garten gedeiht eine große Zahl unterschiedlicher für Schmetterlinge und andere Insekten wichtiger Pflanzenarten. Neben den Blütenpflanzen, an denen die Schmetterlinge Nektar saugen können, gibt es auch Futterpflanzen für die Raupen. Die von vielen Gärtnern nicht sehr geschätzte Brennnessel darf im Schulgarten beispielsweise wachsen, weil sie eine von vielen Schmetterlingsraupen bevorzugte Pflanze ist. Insgesamt sieben Tagfalterarten und das zu den Nachtfaltern zählende Taubenschwänzchen lassen sich sehr häufig im Garten beobachten. Und sogar der seltene Schwalbenschwanz kommt ab und zu vorbei.
Bemerkenswert ist auch die Anzahl der im Schulgarten und um die Schule herum angepflanzten Gehölze. „Wir sind sicherlich die Schule mit den meisten Großbäumen – 45 Stück“, erläutert Lothar Berger. „Dazu kommen noch 96 Kleinbäume und Sträucher.“ Als besonders wertvoll hebt er die beiden Linden im Pausenhof hervor, die jährlich zur Blütezeit tausende von Bienen anlocken. Ein ebenfalls die Aufmerksamkeit auf sich ziehender Baum im Außenbereich ist die große, alte Kiefer vor dem Schulhaus. „In ihrem Schutz leben Igel, Erdkröten, Eidechsen und seit fünf Jahren auch ein echter Feldhase“, hat er beobachtet. „Und viele Kleiber erfreuen sich an der Vielzahl speziell von Käfern, die eine so alte Kiefer beherbergt.“
Weiterhin wachsen im Schulgarten Obstbäume wie Apfel, Kirsche und Holunder sowie verschiedene Bäume aus allen Erdteilen. Eine inzwischen sechs Meter hohe Kiwi rankt am Schulgebäude empor. In den Bäumen nisten Rabenkrähe, Ringeltaube und Türkentaube. Für die übrige Vogelwelt gibt es im Schulgarten viele Nistkästen, die hauptsächlich von Meisen genutzt werden. Auch an die Fledermäuse, von denen zwei Arten abends häufig gesichtet werden, wurde gedacht: Für sie gibt es eine Reihe spezieller Nistkästen. Bisher scheinen dort allerdings noch keine Fledermäuse eingezogen zu sein – wie Lothar Berger weiß, vergehen üblicherweise ein paar Jahre, bevor die Kästen von Fledermäusen angenommen werden.
Im Sinne der Nachhaltigkeit wird ein Großteil des beim Baumschnitt anfallenden Holzes zu Altholzstapeln aufgehäuft. An den verschiedensten Stellen im Garten finden sich insgesamt rund 15 dieser Haufen. Viele von ihnen sind bereits von Wildpflanzen durchwachsen, meist sind sie verborgen zwischen Gehölzen und anderer Vegetation. Im Eingangsbereich des Schulgartens allerdings zieht einer der Totholzhaufen die Blicke geradezu auf sich. Er hat während des Aufhäufens mehr oder weniger zufällig die Form eines Schiffes angenommen. Nachdem Lothar Berger dies bemerkte, hat er die Schiffsgestalt noch etwas mehr herausgearbeitet und auf diese Weise eine Art „Totholz-Arche“ geschaffen. Als Arche kann man sie schon deshalb bezeichnen, weil sie ebenso wie die anderen Totholzhaufen Erdkröten, Zauneidechsen und anderen Tieren einen Unterschlupf bietet. Auch Ringelnatter und Blindschleiche, die Lothar Berger hin und wieder im Garten beobachtet hat, dürften diese Versteckmöglichkeit gerne nutzen. Für die ebenfalls regelmäßig im Garten anzutreffenden Igel hingegen hat er mehrere etwas anders geartete Unterkünfte gebaut. „Einen dicht gepackten Holzhaufen können Igel kaum nutzen, weil er keinen Hohlraum für sie bietet“, erklärt der Hausmeister. „Deshalb sind in den für die Igel vorgesehenen Holzstapeln als Höhle dienende offene Gefäße verborgen, zu denen ein Gang führt.“ Und auch für die Zauneidechsen gibt es etwas Besonderes: von verschiedenen Pflanzen wild überwucherte Felsbrocken. Hier können sie sich auf den von ihnen gerne genutzten Steinen aufhalten, sind dabei aber trotzdem vor den frei im Schulgarten herumlaufenden Hühnern geschützt.
Die Hühner sind überhaupt ein ganz eigenes Thema, das sicherlich eher unter dem Gesichtspunkt der Pädagogik als unter Biodiversitäts-Aspekten gesehen werden muss. Ursprünglich fand das Federvieh in einem nur über eine Hühnerleiter zu erreichenden Haus Unterschlupf. Dem Elternbeirat der Schule gefiel die Idee, die Kinder besser mit Haustieren vertraut zu machen, sehr gut. Deshalb unterstützte er in einem seiner größten Projekte den Bau eines komfortableren Hühnerhauses. Das neue, ebenerdig angelegte Hühnerhaus bietet jetzt gerade auch Kindern, die Berührungsängste gegenüber den Tieren haben, die Möglichkeit, die Vögel durch ein Drahtgitter hindurch zu beobachten. Und in mit kleinen Türen versehenen Legeboxen können sie einen Blick in die Nester der Hühner werfen. Natürlich bieten nicht nur die Hühner, sondern darüber hinaus der gesamte Garten gute und gern genutzte Möglichkeiten für die naturpädagogische Arbeit. Die Schüler und Schülerinnen können dort das Zusammenspiel der verschiedenen Lebewesen direkt am Objekt erleben, die Entwicklung einer Obstbaumblüte zur Frucht verfolgen und gemeinsam die Früchte ernten. „Es ist wirklich beachtlich, wie sich der Schulgarten innerhalb eines Jahrzehnts inmitten des städtischen Umfeldes zum Lebensraum für die verschiedensten Lebewesen entwickelt hat“, hebt Katjana Brucoli hervor. „Hier ist eine Biodiversitäts-Oase entstanden, die es unbedingt zu erhalten gilt!“

Text: Mozartschule Gersthofen

myheimat-Team:

Maria Knaus aus Augsburg

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