Gott mit dir, Du Land der BayWa!
Die possenhaften Auseinandersetzungen der Kreispolitiker um die erste Zeile des offiziellen Landkreis-Marsches ("Zu Fuß der alten Reichsstadt Augsburg liegt unser schönes Heimatland") beschäftigten nicht nur die Bürger des Landkreises, sondern haben inzwischen sogar das Zentralorgan des seriösen Journalismus, die Süddeutsche Zeitung ("Trara um einen Marsch"), erreicht. Hintergrund des ganzen Marsch-Theaters: Im Jahr 2002 hatte der Bobinger Musiker Franz Xaver Holzhauser mit seinem musikalischen Arrangement den ausgelobten "Marsch-Wettbewerb" des Landkreises für sich entschieden und darüber hinaus gleich unaufgefordert noch den aus seiner Sicht passenden Text dazugeliefert: "Augsburger Land, Augsburger Land, bist das Herz des Schwabenlandes! Augsburger Land, Augsburger Land, hier fühl ich mich wohl!"
Bei so viel "Augsburger Land" kräuselten sich die germanistischen Nackenhaare des Kreisheimatpflegers Walter Pötzl. Die ehemals Freie Reichsstadt Augsburg habe zu keiner Zeit über ihre Stadtgrenzen hinaus ein nennenswertes Territorium bilden können. Den Kreis als "Land der Augsburger" zu bezeichnen, sei somit "grober historischer Unfug". Außerdem drücke die Formulierung "Zu Fuß" eine Unterwürfigkeit aus, die "nicht hinzunehmen" sei, doziert der Volkskundler unnachgiebig. Sein griffiges Rezept, um den Mars(ch)tall gründlich auszumisten, lautet: "Kein Text oder ein anderer Text!" Der Landkreis sei eben nicht ein "bloßes Anhängsel" der Fuggerstadt, sondern ein "eigenständiges Gebilde", bläst Pötzl Holzhausers Textentwurf barsch den Marsch. Der vom Kulturausschuss des Kreistages in Form eines Arbeitskreises eingesetzten Marschfindungskommission wolle er nicht beitreten, knarzt Pötzl, sei er doch eher ein "prosaisch" veranlagter Mensch, dessen "lyrisches Talent" sich in überschaubaren Grenzen halte. Und so drechseln, zimmern und schmieden sechs Arbeitskreismitglieder nun Verse, die der Landkreis dringend braucht. Das Landratsamt eine Reimakademie, ein Hort der Schüttel-, End- und Stabreime - wer hätte das gedacht? Nur einer kann die ganze Marsch-Malaise nicht so richtig verstehen: Ursprungsdichter Holzhauser erteilt jedweden Änderungs- und Ergänzungsvorschlägen eine brüske Absage. Einen Ausweg aus dem Landkreis-Marsch-Dilemma könnte eine Verballhornung der Bayernhymne bringen, die von der bayerischen Kultband „Biermösl Blosn“ stammt: "Gott mit dir, Du Land der BayWa, deutscher Dünger aus Phosphat. Über Deinen weiten Fluren liegt Chemie von fruah bis spaat. Und so wachsen Deine Rüben, so ernährest du die Sau. Herrgott, bleib dahoam im Himmi, mir hom Nitrophoskablau." BayWa als identitätsstiftende Dachmarke, unter der sich alle Landkreisbürger wohl fühlen können - das hätte was!
Bürgerreporter:in:Joachim Meyer aus Reichertshofen |
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