Ein Glücksfall für Hirblingen: Markus Brem errichtet in privater Trägerschaft ein neues Mehrzweckgebäude – Besonders für die Schwäbische Trachtenkapelle ist das von Vorteil

Das neue Mehrzweckgebäude in der Wertinger Straße 35a in Hirblingen
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Sie sind zu Hause angekommen, die Musiker der Schwäbischen Trachtenkapelle Hirblingen. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie im alten Feuerwehrgebäude probten. Eng sei es dort gewesen, der Brandschutz völlig unzureichend, die Akustik eine Katastrophe.

Rund 200 Gäste beim Festakt

Ganz anders ist die Lage seit Januar. Seitdem hat der Verein seinen Probenraum im neuen Mehrzweckgebäude in der Wertinger Straße 35a. „Die Akustik ist ein Traum“, sagt Georg Miller, musikalischer Leiter des Vereins, spürbar bewegt bei der Einweihungsfeier. Rund 200 Gäste kamen zu dem Festakt, der – wie könnte es anders sein? – musikalisch von der Trachtenkapelle Hirblingen untermalt wurde. Unter den Gästen waren unter anderem Pfarrer Thomas Gerstlacher, der das Haus segnete, Bürgermeister Michael Wörle, einige Gersthofer Stadträte, Vertreter der Hirblinger Vereine und anderer Gersthofer Musikvereine sowie befreundeter Vereine aus der Umgebung, Vertreter der Baufirmen, Angela Ehinger vom Allgäu-Schwäbischen-Musikbund sowie MdL Johann Häusler.

Markus Brem ergriff die Initiative

Dass die Trachtenkapelle jetzt unter besten Bedingungen auf 135 Quadratmetern probt, ist vor allem Markus Brem zu verdanken. Der Hirblinger Stadtrat, der zugleich zweiter Vorsitzender der Trachtenkapelle ist und seit 38 Jahren Bariton im Verein spielt, errichtete in privater Trägerschaft das Mehrzweckgebäude. Innerhalb kurzer Zeit errichtete der Landwirt auf seinem Grundstück das Gebäude. Baubeginn war im Juli 2016, zwei Monate später wurde bereits Hebauf gefeiert.

"Energieüberschuss" am Haus

Der Holzbau umfasst eine Gesamtnutzungsfläche von 391 Quadratmetern und ist im östlichen Teil zweistöckig, im westlichen Teil einstöckig gebaut. Dank einer Photovoltaikanlage und eines Batteriespeichers ist es energetisch auf dem neuesten Stand, zudem CO2-neutral. Als Plus-Energie-Haus produziert es mehr Energie als es verbraucht. Die überschüssige Energie wird von Brem selbst genutzt und ins öffentliche Netz eingespeist. Insgesamt 655.000 Euro investierte Brem in den Bau. Rund 30 Prozent brachte er an Eigenkapital auf, die restliche Summe finanzierte er. Fördergelder bekam er über die KfW.

"Hirblingen ist großartig"

Doch was treibt einen wie Brem zu solch einem Projekt an? Da ist zum einen seine Sicht als Stadtrat. Er ist der Überzeugung, dass Vereinsförderung Pflichtaufgabe der kommunalen Selbstverwaltung sein müsse. Das Ehrenamt müsse gefördert, die Vereine finanziell unterstützt werden. Zum anderen ist Brem gläubig: „Als Christen, als mündige, weltoffene, neugierige Bürger dieses Dorfes, als Menschen mit Gestaltungsdrang müssen wir den Mut aufbringen, neue Wege zu gehen.“ Und schlussendlich ist da Brems tiefe Verbundenheit zu Hirblingen. Das Haus sieht er als Plattform für Dorfentwicklung und Zukunftsgestaltung. Es solle zum Wohle der Dorfgemeinschaft genutzt werden. Oder – um es mit anderen Worten auszudrücken: „Hirblingen ist großartig. Let’s keep Hirblingen great.“

Das Gebäude kann verschieden genutzt werden

Zudem sei er in der „glücklichen Lage“, die Voraussetzungen für solch einen Bau zu haben, sagt Brem über seine Motivation. Dafür trage er das unternehmerische Risiko, genügend Mieter für die nächsten Jahre zu finden. Ankermieter ist derzeit die Trachtenkapelle, deren Mietvertrag insgesamt zehn Jahre läuft. Einige Räume in den oberen Stockwerken stehen noch leer, doch es gibt Anfragen. Zum Zuge kommen sollen Vereine oder andere ehrenamtlich tätige Organisationen. Grundsätzlich könne das Gebäude auch anderweitig genutzt werden, beispielsweise als Büroräume oder Ausstellungsfläche für Firmen. Denn Brem weiß, dass kein Verein sich „ewig verpflichten“ wolle. Er hat jedoch wenig Bedenken, das Haus jetzt und in den kommenden Jahren nicht zufriedenstellend auslasten zu können. Die gute Anbindung des Ortes sowie die wirtschaftliche Stärke der Region sieht er als große Vorteile.

Die Musiker packten mit an

Bei dem Bau kamen überwiegend örtliche Gewerke zum Zuge. Zudem packten viele Musiker selbst mit an. Insgesamt rund 1.300 Arbeitsstunden kamen in Eigenleistung zustande. Drei Personen hob Brem besonders hervor: seinen Bruder Robert und Reinhold Schmid, beide ehemalige Vorsitzende der Trachtenkapelle, sowie Gründungsmitglied Martin Schmid, die alle mehrere hundert Stunden investierten. Brem ist glücklich und dankbar, dass der Bau problemlos verlief und es keine Unfälle gab.

Warum die Stadt kein Vereinsheim baute

Der Bau des Mehrzweckgebäudes hat eine lange Vorgeschichte. Nachdem die Trachtenkapelle über zwei Jahrzehnte vergeblich versuchte, über die Stadt Gersthofen neue Räume für den Verein zu bekommen, nahm Brem die Sache selbst in die Hand. Investitionszuschüsse seitens der Stadt gab es keine. Doch bekommt der Verein im Rahmen der Vereinsbezuschussung Mietzuschüsse in Höhe von 1.600 Euro pro Monat – was ebenfalls zunächst auf große Widerstände im Stadtrat stieß. Möglich ist das durch die Vereinsbezuschussung, von der laut Brem theoretisch jeder Verein profitieren könne. Auch Bürgermeister Michael Wörle betonte – „um Gerüchten vorzubeugen“ – dass die Trachtenkapelle nicht bevorzugt wird. Die finanzielle Unterstützung ist vergleichbar mit der anderer Gersthofer Vereine.

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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