Kfz-Kennzeichen FDB: Täuschungsmanöver um die Heimatliebe
Ja, da schau her: Wenn die Wahljahrsglocken leise zu bimmeln beginnen im Sommerloch ums Wittelsbacher Land, besinnt sich auch der ewig gestrige Friedberger - weil er ja noch nie kein Aichach-Friedberger sein will - auf die alte Tugend der Heimatliebe. Friedberger wollen sie wieder sein und sie wollen das auch zeigen in der großen Welt: Das mit Bruno Mercks Gebietsreform vor über dreißig Jahren abgeschaffte Autokennzeichen FDB soll wieder Zeugnis sein von der innigen Liebe der Friedberger zu ihrer Heimatstadt.
Da sitzen sie nun beisammen, in trautem Kreise und freuen sich, dass Verkehrsminister Ramsauer im Namen der kostbaren Wählerstimmen zur Abkehr von seiner eigenen Doktorarbeit findet, die er über die Gebietsreform verfasste. "Die Gebietsreform in Bayern kann als abgeschlossen betrachtet werden", schreibt Ramsauer in seiner Doktorarbeit "Wirtschaftliche Ziele und Effekte der Gebietsreform in Bayern" von 1985 und stellt darin fest, "dass die Reform ihre Ziele im Wesentlichen erreicht habe." Was soll 's, das ist lange her und die Generation mit dem historischen Kennzeichengedanken ist sowieso ein dankbares Wählerklientel - und für die eine oder andere Wählerstimme kann schon mal von alten Grundsätzen abgewichen werden.
Ein heute dreißigjähriger Friedberger hat vom FDB-Autokennzeichen allenfalls aus den Heimatbüchern erfahren und muss bei Wikipedia schon ein wenig intensiver nachforschen, was diese drei Buchstaben im Nummernschild bedeuten. Der profane Volksmund beschreibt die Kennzeichen FDB mit "Fünf Dumme Bauern" und AIC mit "Arsch im Cockpit". Es stellt sich also die Frage ob man wirklich künftig seinen Allerwertesten mit geballter Intelligenz tauschen möchte. Oder ob es nicht klüger wäre sich auf die aktuelle Zeit zu besinnen. Wer sich in Augsburg in Friedbergs "Segmüller-Linie 6" setzt und die altbayerische Herzogstadt zum Greifen nah vor sich sieht und doch nicht erreicht, dem wird ein Autokennzeichen ebenso wenig weiterhelfen wie die munter wehenden Fahnen vom Segmüller-Land. Es steht außer Frage, dass der glückliche Lokalpatriot auch mit seinem neuen Autokennzeichen ein Bürger des Landkreises Aichach-Friedberg bleibt und dass sich an der Verwaltungszuständigkeit für niemanden etwas ändern wird.
"Wer Lokalpatriotismus zu seinem Kuhdorf zeigen will, soll das über einen Aufkleber am Kofferraum tun - aber bitte nicht über das amtliche Kfz-Kennzeichen", sagt Polizeigewerkschaftschef Rainer Wendt der «Neuen Osnabrücker Zeitung und kritisiert die geplante Lockerung bei den Autokennzeichen als "Klamauk-Politik". Sei 's drum: Heimatverbundene Motoranten werden auch mit dem neuen Schild keinen Cent weniger zahlen für den Treibstoff, den sie zur Fortbewegung ihres Gefährts zapfen müssen. Also, wie war das nochmal mit der Präsentation des gleichen Inhalts auf andere Weise? "Alter Wein in neuen Schläuchen"?
Bürgerreporter:in:Franz Scherer aus Friedberg | |
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