"Friedberger Zeit"
Die Bader kümmerten sich im 17. und 18. Jahrhunert auch um die Verabreichung von Arzneien

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Im Seelenbeschrieb der Stadt Friedberg aus dem Jahre 1789 werden bei 321 bürgerlichen Haushalten 95 verschiedene Berufe genannt. Doch werden weder Apotheker noch Hebammen und Heilkünstlerinnen eigens aufgeführt, wohl aber Bader (3), Vieharzt (1) und Krankenpfleger (1).

Verabreichung von Arzneien

Die Verabreichung von Arzneien oblag den drei Badern. Zwei von ihnen waren wenig angesehen: der Gmainbader und der Leprosenbader. Letzterer musste den Leprosen Arzneien verabreichen und sie mit Aderlassen und Schröpfen bedienen. Er wurde von den Bürgerinnen und Bürger nicht aufgesucht. Diese beiden Bader durften auch den Titel „Herr“ nicht führen. Der dritte Bader wurde als „Wundarzt“ bezeichnet und durfte den Titel „Herr“ führen.

Oft half die Kunst des Baders nicht mehr. Anno 1645 wurde der Bader Carl Erdel zu einem Friedberger 5-Jährigen Knaben gerufen. Als er aber „durch khein menschliches mittel die maultrummel dem Knäblein mehr aus dem halß bringen künden“, empfahl er dem Vater ein Verlöbnis nach Herrgottsruh. Der Vater erfüllte das Gelübde und die Mautrommel kam von allein aus dem Hals. Ein anderes Votivbild zeigt grausam, wie der Bader Andreas Deisch ein Kind mit „Instrumenten“ aus dem Mutterleib holt.
Bei bedürftigen Bürgern zahlte die Stadt Friedberg den Badern den Preis für die verabreichte Arznei.

Einfache Ausstattung der Badestube

Die Ausstattung der Badestube war einfach: Holzzuber, Kessel für heißes Wasser auf Steinöfen, Kübel, Bänke und Ablagen.
In der Schwitzstube wurden die Leute von einem Badermädchen mit lauwarmen Wasser begossen und anschließend massiert. Man lag, wie in der heutigen Sauna, auf einer Bank. Der Wasserdampf wurde durch Begießen des Steinofens erzeugt. Die Schweißabsonderung durch das Schlagen mit dem Steinwedel vermehrt. Anschließend rieb die Baderin den Schweiß ab und machte die Haut mit schäumender Lauge und Seife wieder geschmeidig.
Anschließend schnitt der Scherer Haare und Bart.

Wer erinnert sich noch an den letzten Friedberger Bader, den Bader Rath, an der Ecke Jungbräustraße/Kreitmayrstraße? Er schnitt die Haare, rasierte den Bart und in seiner Nebenstube setzte er noch Blutegel und Schröpfköpfe an seine Patienten an.
Eine Badstube der „Friedberger Zeit“ wird von Mitgliedern der Wasserwacht auf dem Marienplatz mit viel Herzblut und Engagement während des Stadtfestes zum Leben erweckt.

Spruch von 1501:
Wiltu ein Tag fröhlich sein?
Geh ins Bad.
Wiltu ein Wochen fröhlich sein?
Lass zur Adern.
Wiltu ein Monat fröhlich sein?
Schlacht ein Schwein.
Wiltu ein Jahr fröhlich sein?
Nimm ein jung Weib.

Text und Bild: Dr. Hubert und Gabriele Raab

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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