Auf der Suche nach Spuren Hildegards
Die Wirkungsstätten der
Hildegard von Bingen
Bermersheim
Der Disibodenberg
Der Rupertsberg
Bermersheim
.
Auf der Spur Hildegards, die 1098 im rheinhessischen Bermersheim als zehntes Kind des Edelfreien Hildebert von Bermersheim und seiner Frau Mechtild geboren wurde, kamen mein Mann Max und ich als erstes in einen kleinen, beschaulichen Ort. Nichts weist heute darauf hin, daß er einstmals der Stamm- oder Herrschaftssitz eines Geschlechtes war, das sich sowohl "durch hohen Adel und überfließenden Reichtum" als auch "durch erleuchten Ruf und Namen" - so die Hildegard-Vita - auszeichnete... Einzige Zeugin aus dieser Zeit kann die kleine Kirche sein. Es darf vermutet werden, daß die kleine Kirche - wie im Mittelalter üblich - mit dem Bermersheimer Herrenhof verbunden, und somit wohl auch die Taufkirche Hildegards gewesen ist.
Am Disibodenberg fanden wir nur noch Ruinen als Zeugen einer großen und geistlich bedeutenden Vergangenheit, vor. Hier hat Hildegard den größten Teil ihres Lebens verbracht.
1108 wurde dort mit dem Bau eines neuen Klosters begonnen, dessen bis heute erhaltenen Ruinen die imposanten Ausmaße immer noch erahnen lassen. Die junge Hildegard konnte diesen Bau mit eigenen Augen verfolgen und das vielleicht auch als Anregung für den späteren Bau ihres Klosters Rupertsberg genommen haben.
Den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend war dem Mönchskloster auf dem Disibodenberg auch eine Frauenklause angeschlossen.. Hier zog später die als Selige verehrten Jutta von Sponheim im Alter von 20 Jahren als Klausnerin ein. Die junge Hildegard mit noch zwei weiteren Gefährtinnen wurden ihr zur Erziehung anvertraut. Und bekamen eine umfassende und vielseitige geistige Bildung. Benediktinerklöster der damaligen Zeit waren Hochburgen der Kunst und Wissenschaft, und so wird Hildegard durch die Disibodenberger Mönche in das vielschichtige Geistesgut benediktinischer Tradition eingeführt .. Ihr Lebenswerk gibt Zeugnis von ihrer Bildung.
In den Jahren zwischen 1112 und 1115 hat Hildegard sich endgültig für das klösterliche Leben entschieden und sich durch die benediktinischen Gelübde gebunden. 1136 starb Jutta von Sponheim, die Meisterin der Frauenklause auf dem Disibodenberg. "Einmütig", so ist überliefert, wurde Hildegard von dem inzwischen auf zehn Frauen angewachsenen Konvent zur Nachfolgerin gewählt.
Das Jahr 11 41 brachte in das Leben der neuen Meisterin vom Disibodenberg einen tiefgreifenden Einschnitt. Als sie "42 Jahre und sieben Monate alt war', erlebte sie den Durchbruch dessen, was sie ihre Schau' nannte. Schon von früher Kindheit an war Hildegard mit einer außergewöhnlichen Intuition begabt und erhielt den Auftrag: Schreibe, was du siehst und hörst.'
Nur mit Widerstreben folgte Hildegard der Weisung. Papst Eugen bestätigte sie als Seherin",
In dieser Zeit bahnte sich die Abtrennung des Frauenkonvents vom Mönchskloster an. 1147 faßte Hildegard mit ihren Schwestern den Entschluß, allen Schwierigkeiten zum Trotz den Disibodenberg zu verlassen. Dazu mögen verschiedene Gründe sie bewegt haben, der schwerwiegendste war der nicht mehr ausreichende Lebensraum für die aus 18 Nonnen bestehende Frauengemeinschaft. In einer Schau wurde Hildegard als Platz für das neue Kloster der Ort zugewiesen, wo am Zusammenfluß von Nahe und Rhein einstmals der hl. Rupertus als Einsiedler gelebt hatte. Zwischen 1147 und 1151 fand die Übersiedlung des Frauenkonventes statt.
Von der Mitte des 18. Jh. an begann die Zerstörung der Gebäude auf dem Disibodenberg, die fortan als Steinbruch benutzt wurden, bis das Gelände 1804 in private Hände überging.
Die letzte private Besitzerin, Ehrengard Freifrau von Racknitz, geb. Gräfin von Hohenthal, überführte am 21. Mai 1989 das ehemalige Klostergelände in eine Stiftung, um die Ruinen als Zeugen einer über 1000jährigen christlichen Kultur zu sichern.
Weiter ging unsere Fahrt nach Rupertsberg am Rhein und fanden nur noch die letzten authentischen Reste ihres ersten Klosters auf dem Rupertsberg. Die Zeit ließ vom Kloster Rupertsberg noch fünf Arkaden der Klosterkirche, die heute ein Teil des Ausstellungshauses ist.
Diese fünf Arkaderl führten uns jedoch zurück in das 12. Jh. wo zwischen 1147 und 1151 die Hildegard den Disibodenberg verließund über dem Grab des hl. Rupertus ihr erstes Kloster gründete. Deren Mittelpunkt bildete diedreischiffige Klosterkirche.
Dieses Hildegardkloster war wohl keine repräsentative Anlage. Eine Schilderung wird der Wirklichkeit sehr nahegekommen sein: "Dieses Kloster ist nicht von einem Kaiser oder Bischof, einem Mächtigen oder Reichen der Erde, sondern von einer armen, zugezogenen, schwachen Frau gegründet worden. Die geistige Ausstrahlung des Rupertsberges erlosch mit dem Tod Hildegards im Jahre 1179. Bis zur Zerstörung durch die Schweden im Jahre 1632 war der Rupertsberg wie viele andere Nonnenklöster eine mit benediktinischen Elementen versehene"Versorgungsanstalt" für die Töchter des Adels. Der zerstörte Rupertsberg wurde nie wieder aufgebaut.
Noch ein Kloster wurde von Hildegard gegründet. Das Kloster Eibingen. Dazu fuhren wir mit der Autofähre über den Rhein nach Rüdesheim.
Fortsetzung folgt
Bürgerreporter:in:Christl Fischer aus Friedberg |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.