Menschliches Versagen. Film von Dr. Michael Verhoeven.
Filmvorführung in der Aula des Paul-Klee-Gymnasiums Gersthofen
am Dienstag, den 5.Oktober 2010 um 18 Uhr, im Anschluss Diskussion mit dem Regisseur Dr. Michael Verhoeven. Es werden Getränke gereicht. Eintritt € 2
Veranstalter: Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen (PKG), Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit (GJCZ), Forum für interkulturelles Leben und Lernen (FILL), Deutsch-israelische Gesellschaft (DIG), Bündnis für Menschenwürde.
Menschliches Versagen, 2008, 90 Minuten
In seinem Film "Menschliches Versagen" geht der renommierte Autor und Regisseur Michael Verhoeven daran, anhand der konkreten Geschichten von Betroffenen den Vorgang der Ausgrenzung, Entrechtung, Enteignung und schließlich Deportation der jüdischen Mitbürger aufzuzeigen.
Das Ende des Holocaust, die brutale Auslöschung von Millionen von Menschenleben, ist - zumindest in seinen wichtigsten Fakten - bekannt. Viel weniger dokumentiert und bis heute viel weniger vorstellbar sind die Anfänge des Verbrechens mitten in einer "normalen" Gesellschaft.
Wie kann es sein, dass ein so eklatantes Unrecht durch immer neue Gesetze rechtsförmig gemacht wurde? Warum haben sich die damit befassten Behörden so intensiv, oft übereifrig am Holocaust beteiligt? Warum haben die meisten nicht-jüdischen Deutschen so wenig dagegen unternommen? Wie war es möglich, sie alle zu Komplizen zu machen? Warum hat es quer durch ein riesiges Reichsgebiet so wenig Mut zum Aufbegehren und so wenig Kraft zum Widerstand gegeben?
Der zentrale Themenbereich des Filmes ist die sogenannte "Arisierung" von jüdischem Eigentum und Vermögen, die vollständige Ausraubung der jüdischen Bevölkerung - die nach dem Krieg durch Rückerstattung oder Schadensersatz nur zu einem geringen Prozentsatz wieder "gut" gemacht worden ist.
Michael Verhoevens Film wirft die beunruhigende und bis heute beschämende Frage auf, in welchem Ausmaß die zivile Bevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profiteur der systematischen Beraubung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und in den besetzten Ländern geworden ist. Schwerpunkte dieser Spurensuche sind Köln und München.
Weitere Filme von Dr. Michael Verhoeven:
Die Weisse Rose, 1982; Das schreckliche Mädchen, 1990; Mutters Courage, 1992; Der unbekannte Soldat, 2006; Bloch, Vergeben, nicht vergessen, 2008;
Neben seinen beeindruckenden Dokumentationen hat der Regisseur und Arzt auch zahlreiche erfolgreiche Serien (Krempoli, ein Platz für wilde Kinder,1977; Die schnelle Gerdi, 1989 und 2004 und Kriminalfilme 1972 und 2005 (Tatort) gedreht sowie unzählige weitere Filme, u.a. o.k, 1970; Gefundenes Fressen, 1977; Sonntagskinder 1980; Die Mutprobe 1982; Killing Cars 1986; Schlaraffenland 1992; Ignaz Semmelweis 1988; Zimmer mit Frühstück 1999; Enthüllung einer Ehe, 2000.
Dr. Michael Verhoeven ist Sohn des Schauspielers und Regisseurs Paul Verhoeven, Bruder von Lis Verhoeven und Onkel der Schauspielerin Stella Adorf. Seit 1966 ist er mit der Schauspielerin Senta Berger verheiratet. Er hat zwei Söhne: Simon Vincent (* 1972) und Luca Paul (* 1979).
Verhoeven begann seine Karriere zunächst als jugendlicher Darsteller in Filmen der 1950er Jahre (so in Das fliegende Klassenzimmer, Der Jugendrichter und Der Pauker mit Heinz Rühmann), entschloss sich aber dann, zunächst Medizin zu studieren, promovierte 1969 über Psychiatrische Maskierung von Gehirntumoren unter besonderer Berücksichtigung irreführender Befunde, und arbeitete einige Jahre als Arzt, unter anderem in Boston, wohin er seiner Frau Senta Berger gefolgt war. Ende der 1960er Jahre gründete er die Filmproduktionsfirma Sentana gemeinsam mit seiner Ehefrau Senta Berger und begann, als Regisseur Filme zu drehen.
Sein experimenteller Anti-Vietnam-Kriegsfilm o.k. (1970) sorgte als Wettbewerbsbeitrag auf der Berlinale für einen großen Skandal, der dazu führte, dass der Wettbewerb abgebrochen wurde und ohne Preisverleihung blieb.
1982 verfilmte er die Geschichte der Geschwister Scholl in Die weiße Rose, und für seinen Film Das schreckliche Mädchen (1990) erhielt er eine Oscar-Nominierung als bester ausländischer Film. Diese beiden Filme und weitere, die sich mit der Geschichte des Dritten Reichs beschäftigten, sorgten dafür, dass Michael Verhoeven zu einem der wichtigsten politischen deutschen Filmregisseure wurde.
Dem Fernsehpublikum wurde er bekannt durch die Produktion der Serie Die schnelle Gerdi sowie der Fortsetzung Die schnelle Gerdi und die Hauptstadt.
Seit 1992 ist Michael Verhoeven Eigentümer des Kino Toni am Antonplatz in Berlin. Nach langen Verhandlungen mit der Treuhand kaufte Verhoeven 1995 auch das Berliner Filmtheater am Friedrichshain im Stadtbezirk Prenzlauer Berg.
Jeweils zusammen mit Senta Berger wurde er 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2002 mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. 2005 erhielt Michael Verhoeven den Marion-Samuel-Preis
Im Jahr 2006 erschien nach siebenjähriger Arbeit sein erster Dokumentarfilm Der unbekannte Soldat über Reaktionen zur Wehrmachtsausstellung.[1] In seiner 2008 erschienenen Dokumentation Menschliches Versagen befasst sich Verhoeven mit der Frage, in welchem Ausmaß die deutsche Zivilbevölkerung von der Entziehung von jüdischem Vermögen in der NS-Zeit profitierte.[2]
Auszeichnungen:
• 1971: Filmband in Gold (Drehbuch) für O.k.;
• 1975: Goldene Kamera (Regie) für Die Herausforderung;
• 1981: Arles: Französischer Kritikerpreis für Sonntagskinder;
• 1982: Internationales Filmfestival Karlovy Vary: Rose der Antifaschisten für Die weiße Rose;
• 1983: Filmband in Silber für Die weiße Rose;
• 1983: DAG-Fernsehpreis in Gold für Die Mutprobe;
• 1990: Silberner Bär auf der Berlinale 1990 für Das schreckliche Mädchen;
• 1991: Oscar-Nominierung für Das schreckliche Mädchen;
• 2005: Goldener Ochse – Ehrenpreis des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern an Senta Bergers und Michael Verhoevens Sentana-Filmproduktion;
• 2005: Marion-Samuel-Preis der Stiftung Erinnerung für das Gesamtwerk;
• 2006: Achievement Award des Jüdischen Filmfestivals (Jerusalem) für seinen beständigen Einsatz gegen den Nationalsozialismus;
• 2007: Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises
Der Regisseur und seine Frau Senta Berger haben die Zwangsarbeiter-Initiative des PKG bereits mehrfach unterstützt. Dieses Mal kommt der Regisseur auf Einladung von Dr. Lehmann zur Gesprächsrunde im PKG: Nachgefragt-Dialog am PKG.
Bürgerreporter:in:Dr. Bernhard Lehmann aus Gersthofen |
Kommentare