Plädoyer für Zivilcourage und Gerechtigkeit
Ralf Weikinger inszeniert „Die Drei Dicken“ von Jurij Oleša
Landsberg. „Die Drei Dicken“, das klingt gemütlich und harmlos und lässt vielleicht auch auf eine lustige Inszenierung schließen. Doch das Stück des ukrainischen Autors Jurij Oleša hat einen ernsten Hintergrund. Es geht um Gerechtigkeit und Mut in einem diktatorischen System.
Auf den Zuschauer warten bei dieser Erstaufführung in Landsberg einige Überraschungen: ein Hauch von Roncalli, verträumter Surrealismus und Märchenromantik, aber auch jede Menge Action. Ralf Weikinger inszeniert das hierzulande relativ unbekannte Stück derzeit mit der achten Klasse an der Freien Waldorfschule Landsberg. Die Handlung: Drei Diktatoren, die drei Dicken, regieren mit brutaler Hand ein armes Land. Der Autor verarbeitet hier den leider auch heute noch aktuellen Konflikt zwischen dem Volk und den Herrschenden. Die drei Dicken schlagen die Anfänge einer Revolution nieder, doch der Wille und der Grundgedanke der Freiheit bleiben unter den Menschen. Da die Nachfolge der drei Dicken unbestimmt ist, rauben sie einen armen Jungen aus dem Volk. Es kursieren Gerüchte, dass dem Jungen ein eisernes Herz eingepflanzt wurde, um sicherzustellen, dass er keine Gefühle haben wird. Eine Artistengruppe, die wie das ganze Volk unter Armut und Unterdrückung leidet, will mit einem mutigen Plan den drei Dicken das Handwerk legen.
Ralf Weikinger und Klassenlehrerin Eva Römer haben das Stück ausgewählt, weil es für alle 37 Schüler eine Rolle bietet und viele aktuelle Themen dieser Jahrgangsstufe anspricht: „Liebe, Action, Fantasie, aber auch Politik und der Kampf um die Freiheit“, so Eva Römer. „Die Schüler können auf allen Ebenen ihr Können zeigen: Es gibt interessante Schauspielmöglichkeiten, fantasievolle Kostüme, Livemusik und Tanz“, erklärt Ralf Weikinger.
Um alles, was rund um ein Theaterstück zu tun ist – Programmheft, Kostüme, Bühnenbau, Musik, Regieassistenz etc. – haben sich die Schülerinnen und Schüler selbst gekümmert, da und dort aber ein bisschen Hilfe von den Lehrern und von Hausmeister Nicolaus Afrouz geholt.
Jurij Oleša (1899 bis 1960) veröffentlichte diesen Stoff zunächst als Kinderroman. Auf Anregung des Moskauer Künstlertheaters schrieb er den Roman in ein Theaterstück um (Uraufführung 1930). Später diente das Stück als Opernlibretto und Ballettvorlage und wurde zweimal verfilmt.
Aufführungen: 26., 27. und 28. Mai 2011 in der Aula der Freien Waldorfschule Landsberg, Beginn jeweils 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, die Schüler freuen sich über Spenden. Bereits vor dem Stück, ab 18.00 Uhr, aber auch in der Pause wartet auf die Besucher ein üppiges „Drei-Dicken-Buffet“.
www.freie-waldorfschule-landsberg.de
Öffentliche Parkplätze beim doIt!-Baumarkt.
Bürgerreporter:in:Sibylle Reiter aus Landsberg am Lech |
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