Die 10. Klasse der Freien Waldorfschule bereitet derzeit unter Leitung von Marcel Sturm das Stück „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horvath vor. Die öffentlichen Aufführungen sind am 12. und 13. April.
„Auch Neger sind Menschen!“ – eine gefährliche Äußerung in den 1930er Jahren. In dem Theaterstück „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horváth muss der Lehrer, der mit diesem Satz einen rassistischen Schüler belehrt, die Konsequenzen tragen. Sein Ruf bei den nazitreuen Eltern ist beschädigt, die Schüler verlangen eine neue Lehrkraft. Nur weil er ein gutes Verhältnis zum Direktor hat, darf er seinen Posten behalten. Er wird beauftragt, seine Klasse auf ein Zeltlager zu begleiten, das der vormilitärischen Ausbildung dient. Als an einem Nachmittag einer der Schüler erschlagen aufgefunden wird, gerät das Leben des Lehrers vollends aus den Fugen. Und es kommt zu einem weiteren Todesfall.
Horváth beschreibt die „seelenlose Verfassung der Jugend, die, abseits von Wahrheit und Gerechtigkeit, in einer unheimlichen Kälte heranwächst“.
Zwischen biederer Bürgerlichkeit, brutalem Egoismus und heraufziehender Barbarei kämpft eine Generation um ihren Platz in der Welt. Diese „Jugend ohne Gott“ generiert sich ebenso grausam, wie sie traurig verloren scheint.
Ödön von Horváth schrieb den Roman „Jugend ohne Gott“ 1937. Er wurde in acht Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt. Der Inhalt des Buches wendet sich gegen die Diktatur. Das Hitler-Regime verbot das Buch und setzte es auf die Liste des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“.
Horváth wurde am 9. Dezember 1901 in Rijeka als Sohn eines Diplomaten geboren. Er besuchte Schulen in Budapest, Wien und München. In München studierte er Germanistik. Von 1924 bis 1933 lebte er in Berlin, Salzburg und Murnau. Dort ist heute Sitz der Ödon-von-Horváth-Gesellschaft. In den 1920er fing Horváth an, Theaterstücke zu schreiben, später schrieb er auch Romane. Er warnte früh vor den Gefahren des Faschismus. Mitte der 1930er Jahre zog Horváth nach Wien. Am 1. Juni 1938 traf er in Paris den Regisseur Robert Siodmak, um mit ihm über die Verfilmung des Romans Jugend ohne Gott zu sprechen. Am selben Abend wurde Horváth während eines Gewitters auf den Champs-Élysées von einem herabstürzenden Ast erschlagen.
Am 12. und 13. April, jeweils um 20 Uhr, Theatersaal der Freien Waldorfschule Landsberg, Münchener Str. 72. Eintritt frei, Schüler freuen sich über Spenden.
Bürgerreporter:in:Sibylle Reiter aus Landsberg am Lech |
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