Seit 2005 gibt es im Rahmen der „Offenen Ganztagsschule“ an der Freien Waldorfschule Landsberg ein Zirkusprojekt: den CIRCUS PICCOLO. Eine zunächst kleine Gruppe von Mittelstufenschülern traf sich einmal wöchentlich für 90 Minuten, um die verschiedenen Zirkuskünste einzuüben. Schon die erste Aufführung im Sommer 2006, damals noch in der Aula, ließ die Augen des Publikums leuchten und die Herzen besonders der jungen Zuschauer höher schlagen. Kein Wunder, dass es im darauffolgenden Schuljahr jede Menge Anmeldungen für den CIRCUS PICCOLO und von diesem Zeitpunkt ab zwei Zirkusgruppen gab.
Momentan trainieren Schüler und Schülerinnen der Klassen 4 und 5 gemeinsam, und in einer zweiten Gruppe die älteren Akteure bis Klasse 7 oder 8. Neben Bewegungsspielen zum Aufbau von Kooperationsvermögen, Teamgeist und Vertrauen wird regelmäßig das Jonglieren mit Bällen geübt und damit eine Grundlage für anspruchsvollere Jonglage z.B. mit Keulen gelegt. Nicht nur um den Spaß an der Bewegung und an neuen Herausforderungen geht es. Die Zirkuskünste fördern auf vielfältige Weise motorische, soziale und emotionale Ziele: Koordination, Gleichgewicht, Reaktions- und Konzentrationsvermögen sind gefragt, das Zusammenarbeiten in der Gruppe, der Mut, sich mit besonderen Talenten zu zeigen und die Risikobereitschaft, vor Publikum auch Fehler machen zu dürfen. Das Erlernen und Verfeinern von Fertigkeiten wie Tellerdrehen, Diabolo, Pois, Rola Bola, Akrobatik und anderes ist im ersten Schulhalbjahr noch spielerisch. Danach wird konzentriert auf die jährlich stattfindende Aufführung hingearbeitet. Um Pantomime, Clownesken, Akrobatik, Trapeznummern und Einradkünste aufführungsreif zu feilen, ist schon einiges an Übungsausdauer und Geduld gefragt. Dabei wird Wert darauf gelegt, die Fähigkeiten und Vorlieben der Einzelnen zu berücksichtigen und diese in Nummern unterschiedlich großer Gruppen zur Entfaltung zu bringen.
Da gibt es beispielsweise zwei Clowns, die erst vergeblich, dann trickreich die Mattenrolle in die Manege befördern. Dann wieder fliegen 10 bis 15 Turner durch die Luft, um nach gesprungenem Hecht oder Salto sicher auf der Weichbodenmatte zu landen. Und schließlich tummeln sich alle ca. 40 Zirkuskünstler im Rund der Manege zu einem bunten Perpetuum Mobile. Zusätzlich zu den wöchentlichen Zirkusproben müssen dann im Sommer alle Zeit und Engagement für Extraproben aufbringen – auch Haupt- und Generalprobe sind selbstverständlich Pflicht. Den echten Zirkusflair liefert seit zwei Jahren ein extra angemietetes Zirkuszelt, das für die drei öffentlichen Aufführungen und eine Schüleraufführung zur Heimat des CIRCUS PICCOLO geworden ist.
Das Ausmaß eines solchen Projekts umspannt viele Menschen mit ihren Fähigkeiten und ihrem Einsatz. Simone Trillitzsch und Benjamin Bembé, beide Lehrer an der Waldorfschule, betreuen das Projekt ganzjährig und greifen dabei auf ihre Vorerfahrung in der Theater- und Bewegungspädagogik zurück. Sie üben wöchentlich mit den Schülern, halten nach neuen Ideen Ausschau, stellen das Programm auf die Beine und agieren als „Mädchen für alles“. Für die Aufführungen sind sie auf die Hilfe der Kollegen angewiesen, die ihre Schüler vom normalen Unterricht freistellen oder die Zirkusband unterstützen. Die Eltern sind beim Betreuen der Nummern im Einsatz, beim Schminken, Kostüme herrichten, Zelt aufbauen, hungrige Zirkusakteure versorgen und nicht zuletzt beim Hin- und Herfahren zwischen Schule und Elternhaus. Die Hausmeister sorgen für Strom, Licht und Sound. Die Kindergarteneltern organisieren den Verkauf von Popcorn und Getränken. Im Schulbüro laufen allerlei Fäden zusammen.
Zur Originalatmosphäre gehört natürlich unsere Zirkusband. Unter der Leitung von Helmut Berger sorgen Schüler, Lehrer und begeisterte Gastmusiker für die richtige Untermalung des Programms.
Das alles ist natürlich nicht umsonst zu haben. So war im vergangenen Sommer die Freude groß, als neben kleineren Spenden die ansehnliche Summe von 1000,- € in die Zirkuskasse floss – Prämie des Wettbewerbs „Sei ein Futurist“ des dm-Drogeriemarktes für zukunftsweisende Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Noch ist die Finanzierung des Zirkuszeltes für diesen Sommer nicht gesichert, doch die Sponsorensuche läuft. Dabei ist es uns wichtig, die Eintrittspreise des CIRCUS PICCOLO in erschwinglicher Höhe zu belassen (Erwachsene 5,- Kinder 2,50 €), so dass auch kinderreichen Familien ein Besuch gut möglich ist.
Wichtig ist den Initiatoren des Projekts auch, dass der Zirkus nicht nur eine schulinterne Insel bleibt. So werden auch Kontakte mit anderen Künstlern gepflegt, die z.B. 2008 bei unserem „Winter-Varieté“ neben dem Schulzirkus auftraten. Zu Gast waren neben einigen Kleinkünstlern auch die Artisten des Circus Rio. Ebenso ließen auch Ele und Julia Janke, zwei international auftretende Trapezkünstlerinnen – bekannt als „Duo Elja“ – unsere Schüler an ihrem Können teilhaben.
Die Zirkusakteure werden auf jeden Fall wieder ihr Bestes geben, um möglichst viele Einnahmen zu erspielen. Sie freuen sich schon auf die Aufführungen am 1., 2. und 3. Juli 2010 jeweils 17:00 Uhr auf dem Gelände der Waldorfschule Landsberg an der Münchener Straße. Karten gibt es an der Abendkasse oder in der Woche zuvor, täglich in der großen Pause.
www.freie-waldorfschule-landsberg.de
Bürgerreporter:in:Sibylle Reiter aus Landsberg am Lech |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.