Skydive Westerwald: Probesitzen zwischen Himmel und Erde - Auf imaginären Stühlen zum Europarekord
Noch existiert das neue Sprungzentrum, das die Westerwälder Fallschirmsportler am Rande des Breitscheider Flugplatzes errichten wollen, nur auf dem Papier – und natürlich in den Köpfen der Bauherren in spe. Gut Ding will halt Weile haben. Flächennutzungs- und Bebauungsplan sind erstellt. Jetzt müssen die "Träger öffentlicher Belange" noch ihren Senf dazu geben. Bis alle Stellungnahmen vorliegen, kann auch noch dauern. Die Skydiver gehen davon aus, erst in 2018 mit der praktischen Umsetzung des ehrgeizigen Projektes beginnen zu können. Insofern wird die neue Saison, die, kein Scherz, am 1. April beginnt, davon noch nicht beeinflusst.
Aufwärmübungen im Trockendock
Natürlich waren und sind die überwiegend ereignislosen Wintermonate, in denen der Sprungbetrieb ruht, viel zu lange. Um nicht ganz aus der Übung zu kommen, geht's deshalb während der trüben Jahreszeit schon mal aufs Trockendock – in den Windkanal der Indoor-Skydiving-Anlage in Bottrop. Aber das ist natürlich kein wirklicher Ersatz für das reale Freifallvergnügen und dient allenfalls zur Überbrückung.
Die Investition in ein neues Absetzflugzeug, eine Cessna Supervan, in deren Bauch 20 Springer Platz finden, hat sich ausgezahlt. Nicht nur deshalb, weil die Maschine in kürzerer Zeit und spritsparender deutlich mehr Springer befördern und auf Ausstiegshöhe bringen kann als ihre Vorgängerin. Der Brummer ist auch ein echter Leisetreter, was sich darin zeigt, dass es 2016 keine einzige Lärmbeschwerde genervter Anwohner gegeben hat. Somit ist jedem gedient.
10.000 mal vom Himmel gefallen
Trotz der wettermäßig durchwachsenen Saison hatten die gut beschirmten Luftsportler ihre Schlagzahl noch mal erhöhen können. Knapp 10.000 Absprünge weist die Vereinsstatistik aus. Eine neue Bestmarke. Im Jahr zuvor waren es 7.365 „Hüpfer“ gewesen. In der Zahl enthalten sind 1.500 Passagiersprünge, was gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 ebenfalls eine beachtliche Steigerung um 200 Tandems darstellt. Die "Hub" hat sich in den vergangenen Jahren zu einer "Dropzone" entwickelt, deren Bedeutung weit über Hessen hinausgeht. Parachuter aus ganz Deutschland und dem benachbarten europäischen Ausland gehen bzw. fallen hier ein und aus. Die Frequenz dürfte sich mit Bau und der Inbetriebnahme des neuen Sprungzentrums noch deutlich erhöhen.
SDWW-Kader 110 Mitgliederstark
Der Stammbesetzung selbst hat sich ebenfalls erhöht. Der von Chrissi Richter geführte Verein "Skydive Westerwald" (SDWW) zählt inzwischen 110 Mitglieder. Wobei auch die intensive Ausbildungsarbeit, für die Eric Postlack verantwortlich zeichnet, Früchte trägt. 20 neue Lizenzspringer aus den eigenen Reihen haben den Pool der Aktiven im vergangenen Jahr verstärkt. In sportlicher Hinsicht lassen die Breitscheider Himmelstaucher ebenfalls nichts anbrennen. Zwei der Ihren, Uwe Haagen und Eric Postlack, waren im vergangenen Jahr an der neuen nationalen Weltbestleistung im "Sequential-Formations-Springen (Large Formation Sequential) über Tschechien beteiligt. Und der Vorsitzende ist Europarekordinhaber.
Einsatz verdoppelt: Die Rekordjagd geht weiter
Chrissi Richter, der damit automatisch dem Nationalkader angehört, teilt sich diesen Titel freilich mit 21 anderen Kollegen aus ganz Deutschland. Über dem nordrhein-westfälischen Marl hatten die die bislang größte "Sitfly"-Formation des Kontinents zustande gebracht. Das ist eine relativ junge Wettkampf- und Stil-Disziplin, die sich aus einer Figur des Freeflyings generiert. Die Körperhaltung der Springer ähnelt der beim Sitzen auf einem imaginären Stuhl. Und das Ganze bei mehr als Tempo 250 vertikal. Aber das war erst der Anfang. Im Frühsommer wollen die ambitionierten Deutschen in Spanien noch eins drauf setzen und den Einsatz mehr als verdoppeln. Dann sollen 50 Rekordjäger kollektiv in der Luft Platz nehmen. Wer zu diesem erlauchten Kreis gehören darf, entscheidet sich im Frühjahr bei einem Qualifikationsspringen in Breitscheid.
Bürgerreporter:in:Jürgen Heimann aus Eschenburg |
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