Herzsprünge mit Herzklopfen: Breitscheids Skydiver legen sich wieder für eine gute Sache in die Gurte
Adrenalin ist eine Sache, eine gute Tat eine andere. Beides lässt sich aber durchaus sinnvoll miteinander verknüpfen. Das hatten die Skydiver im Hessischen Breitscheid (Lahn-Dill-Kreis) bereits im vergangenen Jahr vorexerziert, als sie auf dem benachbarten Siegerlandflughafen ein dreitägiges Tandem-Benefizspringen organisierten, dessen Reinerlös der Bärenherz-Stiftung zu Gute kam. Das war die Gelegenheit, das Angenehme und Spannende mit dem Nützlichen und Guten zu verbinden.
Viele Dutzend wagemutiger Passagiere hatten damals den „Herzsprung“ gewagt und sich, angegurtet an einen erfahrenen Tandemmaster, in 4000 Metern Höhe aus dem Flugzeug gestürzt, um anschließend mit Tempo 200 der Erde entgegen zu rasen. Und vom 7. bis 9. Juni dieses Jahres heißt es nun: The Same Procedere as Last Year! Der „2. Charity-Tandem-Event“ steht ins Haus.
Erneut wollen sich die Westerwälder Schirmsportler für einen guten Zweck engagieren, diesmal auf und über ihrer Heimatbasis in Breitscheid. Sie versprechen ihren Gästen „Sekunden, die Ihr nie vergessen werdet“, Nervenkitzel inklusive. Momente voller Rasanz und Dynamik zwischen Himmel und Erde sind garantiert. Kostet allerdings auch etwas Selbstüberwindung.
Erlös für zwei gemeinnützige Stiftungen
Nachdem die Fallschirmspringer der Bärenherzstiftung (www.baerenherz.de) im vergangenen Jahr einen stolzen vierstelligen Betrag hatten überweisen können - die Summe wäre bei entsprechendem Wetter sicher noch höher ausgefallen – möchten sie diesmal außer ihr noch eine zweite gemeinnützige Organisation berücksichtigen: die Stiftung „Fly & Help“ (www.fly-and-help.de) . Während die „Bärenherzler“ in mehreren deutschen Bundesländern Hospiz-Einrichtungen für unheilbar erkrankte Kinder betreiben, engagiert sich das von RPR 1-Moderator Reiner Meutsch gegründete Hilfswerk für Bildung und Erziehung in Entwicklungsländern. In zahlreichen Staaten in Asien, Südamerika und Afrika sind in den vergangenen Jahren mit Spendenmitteln der Organisation Schulen gebaut worden. Und die Ziele sind ehrgeizig: Bis 2025 sollen insgesamt 100 solcher Projekte rund um den Globus initiiert, gefördert und betreut werden.
Man habe selbst so viel Freude am Leben und insbesondere am Fallschirmsport, da wolle man ganz einfach auch einmal etwas für jene tun, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hätte, begründet Sebastian Lauber, der Initiator der luftigen Aktion, das Engagement der Seinen. Pro Passagiersprung wandern 50 EUR in die „Kriegskasse“. Je größer die Resonanz, desto höher die Spendensumme. Wer will, kann sich gegen Aufpreis auch von einem Freifall-Kameramann begleiten lassen, der das Geschehen für die Nachwelt auf Film bannt. Gebucht werden können die Tandemsprünge ab sofort über die Internet-Seite der Skydiver unter www.springwerk.de oder unter der Service-Hotline 02777- 1871. Der Passagiersprung kostet 196 EUR, mit Kameramannbegleitung werden 286 EUR fällig. „Start frei“ heißt es an allen drei Veranstaltungstagen ab 9 Uhr morgens.
Tandemspringen ist für Otto-Normal-Verbraucher die ultimative Möglichkeit schlechthin, den Reiz dieser rasanten Luftsportdisziplin auszukosten und zu erfahren, ohne vorher eine lange und anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen zu müssen. Das ist wie Motorradfahren auf dem Sozius – nur halt noch ein bisschen abgehobener. Eine kurze Einweisung am Boden und es heißt bereits „Bitte einsteigen“. Das Absetzflugzeug wartet schon mit laufender Turbine. Wer später behauptet, ihm sei auf dem Weg nach oben nicht doch etwas mulmig zumute gewesen, macht sich selbst und anderen etwas vor. Aber dann wird es richtig spannend – und, na ja, auch unheimlich, aber auch unheimlich schön.
Herzklopfen beim Herzsprung
Wenn sich in 4000 Metern über Grund die Kabinentür öffnet, und der „Delinquent“ sich, mit seinem „Piloten“ im Kreuz, ins Nichts stürzen soll, klettert die Herzfrequenz in schwindelerregende Höhen und der Puls rast. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Mit 200 Stundenkilometer jagt das menschliche Doppelpaket dem Erdboden entgegen, der ein oder andere Überschlag und Salto inklusive. Nach einem rund einminütigen freien Fall öffnet der Tandemmaster den Schirm – und es herrscht, nach dem vorangegangenen Motorenlärm und ohrenbetäubenden Fahrtwind-Crescendo absolute Stille. Die Nylonseide bläht sich im Wind, es geht gemächlich abwärts. Welch eine Aussicht! Nach fünf- bis sechsminütiger „Schirmfahrt“ landen Springer und Passagier sanft auf der Erde. Der anschließend am häufigsten verwendete Ausdruck: „Geil!“. Unter den Tausenden Passagieren der Breitscheider Springer war bislang nicht ein einziger, der es bereut hatte, sich auf dieses Wagnis eingelassen zu haben. Gretchenfrage: Wer traut sich?
Wie es und was dabei abgeht, vermittelt dieser Videotrailer: www.vimeo.com/66992360
Bürgerreporter:in:Jürgen Heimann aus Eschenburg |
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