Schöne Bescherung! Eichelhähers Weihnachtsbaum und „Anja“, die folgsame Dackeldame der Nachbarin

Bescherung! Unterm beleuchteten Outdoor-Weihnachtsbaum findet sich immer noch das ein oder andere Leckerli. Da muss der Eichelhäher nicht an seine eigenen Vorräte gehen. | Foto: Siegbert Werner
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  • Bescherung! Unterm beleuchteten Outdoor-Weihnachtsbaum findet sich immer noch das ein oder andere Leckerli. Da muss der Eichelhäher nicht an seine eigenen Vorräte gehen.
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Gut, dass es das Christkind gibt. Weihnachten ist für „Ernst“, den Eichelhäher, noch nicht ganz vorbei. Outdoor, unter dem geschmückten Lichterbaum, findet sich nämlich noch das ein oder andere Leckerli. Der zur Familie der Rabenvögel gehörende Fiederling hat zwar, Aktion Eichhörnchen, in den letzten Monaten in weiser Voraussicht karger, auf ihn zukommender Zeiten unzählige Futterdepots angelegt und dort jede Menge Eicheln und andere Nussfrüchte gebunkert. Aber er ist auch etwas vergesslich und kann sich, wenn der Magen knurrt, nicht immer an alle Verstecke erinnern.
Was aber bei seiner intensiven Vorratsbewirtschaftung kaum ins Gewicht fällt. Ein einziger dieser auf- und gefällig gemusterten Rätscher legt, bevor der Winter kommt, bis zu 11 Kilogramm an essbaren Notgroschen zurück. Das entspricht in etwa dem Gewicht von 2.200 Eicheln, seiner Lieblingsspeise. Die werden meist einzeln, höchstens aber mal in Zweier- oder Dreier-Gebinden vergraben und versteckt. Um auf eine solche Ausbeute zu kommen, sind die Vögel in der heißen Sammelphase bis zu zehn Stunden täglich unterwegs und legen dabei Strecken von bis zu acht Kilometern zurück.
Man sieht es den putzigen Burschen (und Burschinnen) zwar nicht an, aber ihre diesbezüglichen Transport- und Ladekapazitäten sind enorm. Bei Shoppingtouren der ausgedehnteren Art quetschen sich diese Vögel bis zu zehn Eicheln in den Kehlsack, um diese dann ins eigene Revier zu überführen. Einige weitere finden dann noch im Schnabel Platz. Das hat nichts mit unstillbarer Gier zu tun, sondern ist lediglich Ausdruck eines ökonomischen, von Effizienz diktierten Einkaufsverhaltens. Kann man bei bodengestützten Konsumenten übrigens tagtäglich auch bei ALDI oder LIDL beobachten.
Ein ähnliches Verhalten zeigt der Eichelhäher auch am Futterhäuschen. Die Auslagen dort sind für ihn eine willkommene Gelegenheit, den Speisezettel aufzufrischen, ohne ans eigene Eingemachte gehen zu müssen. Nicht alle Haus- und Gartenbesitzer sehen ihn an ihren fürs fliegende Völkchen aufgestellten Imbissbuden gerne, weil sie den Tisch ja eigentlich für Meisen, Dompfaffe, Heckenbraunellen, Stieglitze, Rotkehlchen, Finken. Zeisige, Kleiber oder Amseln gedeckt haben. Aber man sollte nicht vergessen, dass dieser farbenfrohe Waldpolizist eine wichtige Funktion im Naturgefüge ausübt und auch bei der natürlichen Aufforstung eine wesentliche Rolle spielt. Aus den Futterverstecken, die er nicht mehr findet, keimen und sprießen in Folge neue Sträucher oder Bäumchen.
Eichelhäher baden übrigens auch sehr gerne und sind, was die Temperaturen angeht, da ziemlich schmerzfrei. Gut, man muss es nicht gleich übertreiben. Statt eines Vollbades tut’s mitunter ein Fußbad zwischendurch auch. Es sind außerdem begnadete Stimmenimitatoren und –parodisten. Nicht alle, aber das ein oder andere Ausnahmetalent findet sich in ihren Reihen durchaus. Das Gackern von Hennen oder Krähen von Hähnen täuschend echt zu kopieren, gehört da zu ihren leichtesten Übungen.
Zwei besonders aufgeweckte Exemplare haben in einem Ortsteil von Rabenau/Landkreis Gießen bei einem passionierten Vogelfreund und –züchter Quartier erhalten. Es handelt sich um von Menschen aufgezogene Vertreter, bei denen zuvor alle Auswilderungsversuche gescheitert waren. Das pfiffige Pärchen lebt in einer großen Voliere und scheint immer auf der Suche nach neuen Lauten und Geräuschen, die des Nachahmens lohnend sind. Seit der Besitzer im Herbst seine Hecken mit einer neuen elektrischen Gartenschere gestutzt hatte, schnurrt sie, „Henriette“, mehr oder weniger regelmäßig wie eine selbige. Und zwar so täuschend echt, dass sich vorbeikommende Passanten verdutzt fragen, was denn der Hauseigentümer um diese Jahreszeit noch an seinen Gartensträuchern zu sägen hat. Bei Menschen mag es vielleicht in der überwiegenden Zahl der Fälle umgekehrt sein, aber bei diesen beiden Eichelhähern ist das Männchen der geschwätzigere, redseligere Teil. Sein Lieblingsspruch: „Anja, komm her!“ Jetzt muss man wissen, dass der Dackel der Nachbarin auf diesen Namen hört. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das erklärt auch, warum die Hündin so oft vor dem Gehege sitzt….

Bürgerreporter:in:

Jürgen Heimann aus Eschenburg

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