Mono x 3 in der Champions-League: Kometen im Gitarren-Kosmos - Virtuose Zaubereien auf der Sechssaitigen

Brillantes Team: Paulina und ihr Daddy. Johannes Monno zählt zu den virtuosesten klassischen Gitarristen, die die deutsche Musikszene zu bieten hat.
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Dietzhölztal - Etwas Pathos, zumal gerechtfertigt, sei gestattet. Das war eine Sternstunde, nicht nur für den gastgebenden Kulturkreis Eschenburg- Dietzhölztal, sondern in erster Linie für Zuhörer, die sich in der stilvollen, kleinen Ewersbacher Johanneskapelle drängten – und fast stapelten. So einen Auflauf hat das dem inzwischen Weltlichen zugewandte ehemalige Gotteshaus selten einmal erlebt – zumindest bei öffentlichen Konzertveranstaltungen nicht. Behauptete zumindest Eschenburgs Bürgermeister Götz Konrad als Vorsitzender der Veranstalter.
Die gebannte Aufmerksamkeit des Auditoriums galt zwei Instrumentalisten, die im Chorraum Platz genommen hatten und dort zunächst etwas verloren wirkten. Aber dann! Das auf das Allernotwendigste reduzierte Equipment beschränkte sich auf zwei akustische Gitarren. Mehr war nicht, mehr brauchte es auch nicht. Es genügte, um einen ganzen Harmonienkosmos aufblitzen zu lassen, ein Universum voller Klanglichter im Orbit klassischer Saitenkunst. Obwohl aus Haiger kommend und somit gleich um die Ecke wohnend, hatte Johannes Monno bislang noch nie den Weg zum Spiel ins Dietzhölztal gefunden. Insofern war es eine Premiere, sein Einstand.
Manno! Monno! Der Mann ist ein Hexer auf der Sechssaitigen, einer, dem die meisten gefeierten Populär-Gitarreros das Wasser nicht reichen können. Und ein Professor. Als solcher lehrt er an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart. Er hatte sich Verstärkung mitgebracht, aber keinen Verstärker. Auf solche können Leute seines Schlages verzichten. Unterstützung leistete Tochter Paulina. Gerade mal 15 Lenze alt, hat das Mädel bereits eine Perfektion erreicht, von der selbst gestandene Berufsmusiker träumen können. Monno im Doppelpack also. Was rein rechnerisch dann aber auch wieder nicht stimmte. Denn es waren Dreie gleichen Namens. Rafael, neun Jahre alt, kann und will den Herrn Papa auch nicht verleugnen. Auch er ein „Wunderkind“, das eben mal locker und unaufgeregt mit scheinbarer spielerischer Leichtigkeit die komplexesten Läufe und Harmonien aus dem Handgelenk schüttelt. Die ganz große Überraschung des Abends, aber nicht die

einzige.
Faszinierende Klangwelten

Irgendwer hat einmal die Orgel als „Königin der Instrumente“ bezeichnet. Alles Quatsch! Es ist die Gitarre! Vorausgesetzt, da langt, unelektrifiziert, versteht sich, der oder die Richtige in die (Darm- bzw. Kunststoff-)Saiten. Jemand, der, mit entsprechendem Talent gesegnet, sich bei den richtigen Lehrern durch die harte und hohe Schule einer klassischen Ausbildung gekämpft hat – oder es noch tut. Und dann wird es richtig spannend. Wie in Ewersbach. Die Monnos entführten daselbst, ob im Duett oder als Solisten, in die faszinierenden Klangwelten klassischer rund zeitgenössischer Komponisten. Das fing beim „ollen“ Bach-Sebastian an, und hörte bei Leo Brouwer („Un Dia de Noviembre“, Ferdinando Carulli (Duo in G-Dur, op. 34 Nr. 2) oder Paulo Bellinati (Jongo) noch lange nicht auf. Maximo Diego Pujol („Milongo de Junio“) geisterte ebenso durch das Kirchenschiff i.R. wie Stanley Myers („Cavatina“) oder Fernando Sor („Souvenir de Russie“). Gut, die Jungs tauchen auf den Playlists von FFH oder HR-3 seltener auf – eher gar nicht. Was aber nicht heißt, dass das keine ausgeschlafenen Kerlchen sind bzw. waren. Im Gegenteil.
Besagte Herren, aus deren Fundi die Mono-Family zitierte, haben Werke von zeitloser Brillanz geschaffen, Melodie- und Rhythmusbögen ausgelegt, die ob ihrer inhaltlichen Struktur in ihren oftmals überraschenden Wendungen, Endungen und Auflösungen das Spannungsmoment über die gesamte Distanz aufrecht erhalten. Pfiffige, in Partituren gegossene Kreationen, ideenreich und kreativ – genauso, wie es die Interpreten in der Johanneskapelle waren. Sie spielten sich virtuos die Melodiebälle zu, nahmen die Fäden an anderer Stelle wieder auf und führten gegenläufige Linien und Rhythmuswellen zu einem harmonischen Ganzen zusammen - mit einem oftmals verblüffenden Finale.

Entspannt und präzise

Die drei Monnos zauberten entspannt, aber mit immenser Präzision, ließen die Gitarren klagen oder säuseln, jubilieren oder trauern. Sie zeigten auf, was drin steckt in diesem unscheinbaren und doch so vielseitigen Instrument. In den richtigen Händen und in ihrer unverfälschten Klangreinheit ausdrucksgewaltig auch ohne elektronisch generierten Effekt-Firlefanz. Im Publikum hatte auch Michael Simon Platz genommen, der ehemalige Lehrer von Papa Monno. Der Angelburger dürfte mächtig stolz auf seinen früheren Klassenbesten gewesen sein. Der Leadgitarrist einer gar nicht mal so unbekannten und schlechten regionalen Coverband in Reihe vier vorne links schüttelte währenddessen mehrmals an diesem Abend ungläubig sein grauer werdendes Haupt. Das sei, grummelte der Mann beim Herausgehen etwas desillusioniert wirkend, eine ganz andere Spielklasse. Nennen wir sie einfach beim Namen: „Champions League“. JÜRGEN HEIMANN

Bürgerreporter:in:

Jürgen Heimann aus Eschenburg

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