Das ist ja toll!
Wer hätte es gedacht, aber das Schreiben macht viel mehr Spaß und erscheint weit weniger mühevoll als ich erwartet habe.
Als ich den Job übernommen habe, war ich mir zwar sicher, dass ich viel zu erzählen habe, denn ich bin ja ein sehr redseliger Zeitgenosse, aber dass es mir doch leicht fallen würde, meinen Mitbewohnern zuzuhören, das erstaunt mich doch etwas. Ich weiß schon, dass ich nicht gerade eine besonders lange Aufmerksamkeitsspanne habe, aber ich lerne das.
Letzte Nacht, als es still wurde bei uns hier in Höchstädt, habe ich zum ersten Mal bewusst gehört, wie einer meiner Mitbewohner geträumt hat.
Ich konnte förmlich sehen, wie er über die weite grüne Wiese gerannt ist und dabei sehr viel Spaß hatte. Wobei, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, kann es auch eher um einen großen saftigen Knochen gegangen sein – das würde auch das Schmatzen erklären.
Ja, ich fange an Dinge zu hören, die mir bisher nie aufgefallen sind. Vielleicht haben meine Vorredner Recht und das
Tagebuch hat so seine eigene Magie, der man sich nicht entziehen kann. Dann steht mir ja eine rosige Zukunft bevor!
Die hat auch Max vor sich.
Denn unser Kleiner ist ausgezogen. Es hatte sich
abgezeichnet, denn die Familie, die sich für ihn interessiert hat, hatte nichts als leuchtende Augen und ein Strahlen im Gesicht für ihn übrig. Aber unserem Max ging es nicht anders und ich glaube er hat schon geahnt, dass das sein Platz, seine Familie, seine Zukunft sein wird. Wir spüren, wenn wir unserem Menschen begegnen!
Im Idealfall, wie jetzt eben bei Max merkt der Mensch das auch und holt uns in sein zu Hause, was dann unser gemeinsames zu Hause werden wird.
Viel Glück mein lieber Kumpel, ich weiß, dass Du Dich richtig entschieden hast.
Jenna hat mir letzte Woche gesagt, dass sie lieber noch etwas auf ihre Familie wartet und damit auf ihr lang ersehntes Glück, ehe sie sich falsch entscheidet.
Wahrscheinlich spricht hier ihre bisherige Erfahrung mit Menschen.
Sie erzählt ja nicht viel über ihre Vergangenheit, aber man kann erahnen, dass es ihr hier bei uns zum ersten Mal gut geht. So wie viele vor uns und auch viele nach uns, lernen wir Bewohner hier, dass Menschen nicht immer Schmerz und Angst bedeuten. Und wenn Jenna einen mit ihren Rehaugen ansieht, geht nicht nur mir das Herz auf.
Unsere schöne Laika dagegen weiß was es bedeutet, wenn man sein zu Hause unerwartet verliert. Aber sie hat sich mittlerweile wieder gut bei uns eingelebt und ich glaube, sie hat auch verstanden, dass das Leben manchmal seltsame Wege geht, ehe man sein Ziel erreicht. Ich weiß, dass Laika für sich einen schönen Plan hatte, der leider nicht aufgegangen ist. Aber sie ist nicht nur schön, sondern auch ziemlich clever und deswegen hängt sie nicht ihrer
Vergangenheit nach, sondern blickt geradewegs in die Zukunft.
So wie auch Sissko und ich, die wir etwas über das Zusammenleben mit den Menschen an sich lernen und wie einfach es sein kann, wenn man sich bemüht. Und das kann leicht sein, wenn man, so wie wir beide, eine schnelle Auffassungsgabe haben.
Leider kann ich noch nicht sagen, dass ich es schon ganz im Griff habe, nicht ständig abgelenkt zu werden, aber ich arbeite daran. Ich lerne viele kleine neue Sachen, die mir die Konzentration auf eine Aufgabe erleichtern sollen. Ich bin zwar noch nicht zu 100 Prozent bei der Sache, aber ich werde immer besser. Nur das Leben um mich herum ist so spannend, da kann ich doch nichts von verpassen. Aber unsere Menschen hier haben unendlich viel Geduld und auch wenn ich sie manchmal meinen Namen rufen höre und so tue, als wäre ich viel zu weit weg, um sie zu verstehen, so höre ich doch nie Unmut oder Ärger. Das ist gut zu wissen.
Aber ich muß mich ran halten, dann sowohl Sissko als auch Luke sind schon viel weiter, wenn es darum geht zu lernen.
Kann sein, dass es gerade bei Luke an der Rasse liegt. Er ist ein englischer Setter und so ein aufmerksamer Beobachter. Unsere Damen sind auch ganz begeistert, das hatte ich ja schon erzählt. Da kann man doch etwas neidisch werden. Aber nun ja, jeder hat so seine optischen Vorteile, oder etwa nicht!
Aber ich habe auch etwas Unterstützung bekommen. Unser Neuzugang Gino ist ein typischer Boxer: temperamentvoll und verspielt, verschmust und verfressen. Sehr viel gelernt hat er bei seinen bisherigen Menschen nicht, aber das kann sich bei ihm bestimmt schnell ändern. Ich denke, dass er beim Besuch einer Hundeschule richtig aufblühen wird und seiner Familie große Freude bereiten wird. Er wirkt wie ein gold-brauner Sonnenschein.
Auch unsere Dora lebt sich langsam immer besser ein. Aber ich werde ihr noch ein bisschen Zeit geben, ehe ich sie zu einem Fototermin bitte. Manche Neuzugänge sind fast am nächsten Tag schon richtige Bewohner und andere brauchen einfach etwas mehr Ruhe und Zeit und das werde ich in jedem Fall respektieren.
Dafür hat mir Tosca ein paar Neuigkeiten aus dem Katzenhaus zukommen lassen. Sie meinte, ich könnte ausnahmsweise in ihrem Namen schreiben, da sie zur Zeit damit beschäftigt wäre, das Kuscheln mit Menschen, die sie kennt zu üben.
Dafür, dass Tosca früher eine ganz wilde Katze war, nähert sie sich mit unglaublich großen Schritten den Menschen an. Meinen Respekt liebe Freundin.
Kim dagegen ist noch sehr zurückhaltend, wenn es um Menschen geht. Ihre Mitbewohner im Katzenzimmer findet sie toll und putzt und spielt und schmust, aber Menschen machen ihr wahnsinnige Angst. Kim hat so ihren Stammplatz im Katzenzimmer, wenn Menschen zur Tür herein kommen: ganz weit oben und schön außer Reichweite.
Ich würde ihr so gern einmal sagen, dass Menschenhände mit das tollste sein können, das es gibt. Aber ich glaube, für diese Aufgabe wäre ich der Falsche und überlasse das gänzlich Tosca als Vorbild.
Selbst Joshi lässt mittlerweile hin und wieder direkten Kontakt zu Menschen zu. Früher oder später lernt eben doch jeder von unseren Menschen, dass nicht alles aus der Vergangenheit eine für immer geltende Tatsache ist.
Dafür wohnen aber auch Katzen und Kater im Katzenzimmer, die vom Kuscheln nicht genug bekommen können. Die Geschwisterpaare Max und Moritz und Santos und Santana, sowie Emma, Josie, Tino und Marry lieben es, wenn sich unsere Menschen jeden Tag viel Zeit für sie nehmen. Wäre es möglich, dann würde ich gerne einmal nachfragen, wie es sich anfühlt als lebender Kratzbaum genutzt zu werden.
Für mich wäre das ja nichts.
Auch die Quarantäne ist recht gut gefüllt und in unseren Luxuswohnungen leben Cecil und das Mutter-Sohn-Gespann Lotte und Fernando.
Sie sehen also, es ist zwar noch nicht die Zeit der
Katzenbabys, aber es sind dennoch recht viele junge Katzen und Kater im Katzenhaus zu Hause.
So, nächste Woche wird sich Tosca bestimmt wieder selbst zu Wort melden wollen und ich werde Ihnen hoffentlich ein paar schöne Neuigkeiten erzählen können.
Ich kann Ihnen versprechen: ich halte meine Augen und Ohren offen für Sie.
Eine schöne restliche Woche noch und vergessen Sie uns nicht am Wochenende.
Ihr
Anton
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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