Erste Hilfe Serie des BRK Augsburg-Land
Akute Atemnot
Simon ist mit Freunden auf dem Fahrrad unterwegs. Am späteren Nachmittag rastet die Gruppe in einem der schönen Biergärten entlang der Fahrtstrecke. Sehr hungrig beginnt Simon die Brotzeit zu essen. Bei einem größeren Fleischstück verschluckt er sich plötzlich, d. h. der Bissen landet in der Luftröhre. Er beginnt reflexartig zu husten und zu würgen, um den Fremdkörper zu lösen. Allerdings ohne Erfolg. Jetzt ist Simon auf fremde Hilfe angewiesen.
Durch Fremdkörper in Luft- und Speiseröhre und Schwellungen im Mund- und Rachenraum besteht die Gefahr des Erstickens. Schnelles und vor allem richtiges Handeln ist jetzt entscheidend. „Ermutigen Sie in einem ersten Schritt den Betroffenen weiter kräftig zu husten“, empfiehlt Notfallsanitäter Andreas Nussbaum.
„Die Aspiration – so der Fachbegriff dazu – ist ein Sekundenphänomen und kündigt sich nicht an. Nur schnelles und entschlossenes Handeln rettet Leben.“ Sollte Husten nicht zum gewünschten Erfolg führen, „schlagen Sie fünfmal beherzt kräftig mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter des Betroffenen. Bitte verwenden Sie hierzu keinerlei weitere Hilfsmittel“, rät Nussbaum. Hilfreich sei es, wenn der Patient sich dabei auf einem Tisch aufstützt oder von Dritten gehalten wird.
Wie der Heimlich-Griff funktioniert
Führt auch dies nicht zum Erfolg, dann müsse der sogenannte „Heimlich-Handgriff“ angewendet werden. Er funktioniert so: „Dabei wird der leicht nach vorne gebeugte Betroffene von hinten mit beiden Armen umfasst. Eine Faust wird unter der Brust oberhalb des Bauchnabels positioniert und von der anderen Hand umfasst. Führen Sie nun fünf ruckartige Züge nach hinten oben aus. Ziel ist es hierbei, mit einem Stoß das Hindernis zu beseitigen. Wiederholen Sie die Rückenschläge und das Heimlich-Manöver so oft im Wechsel, bis der Fremdkörper ausgehustet wurde oder professionelle Hilfe eintrifft. Für die Älteren unter uns, sollte Ihr letzter Erste-Hilfe-Kurs schon etwas zurück liegen, wundern Sie sich nicht“, sagt Nussbaumer. Lange Zeit habe das Heimlich-Manöver als verpönt gegolten – eine Fehleinschätzung. „Handelt es sich hierbei doch um eine absolut lebensrettende Maßnahme.“
Bei Herz-Kreislauf-Stillstand sofort Herzdruckmassage
Sollte auch der Heimlich-Handgriff keine Wirkung zeigen, dann könne es im weiteren Verlauf durch die beeinträchtigte Atmung möglicherweise zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommen.
Nussbaum: „In diesem Fall zögern Sie bitte nicht mit der Herzdruckmassage zu beginnen.“ Übrigens, jede Fremdkörperaspiration ist als Notfall zu betrachten. Im ersten Lebensjahr ist eine Aspiration eine der hauptsächlichen Unfälle mit tödlichem Ausgang. Zum Ersticken durch in den Mund gesteckte Fremdkörper wie bspw. Erdnusskerne oder kleinere Spielsachen, kommt es meist im zweiten bis dritten Lebensjahr.
Auch verschiedene Vorerkrankungen können zu einer Aspiration führen, etwa eine Schluckstörung nach erlittenem Schlaganfall.