Mühlengeschichten
Wenn aus einem Wehrturm eine Windmühle wird
Zugegeben, die Bezeichnung "Berg" würde einen Alpenländer nur ein müdes Lächeln entlocken. Und wahrscheinlich wird er selbst bei der Bezeichnung "Hügel" noch sehr zurückhaltend sein. Aber für hannoversche Verhältnisse ist eine Höhe von 89 Meter ü. NN Höhe durchaus schon etwas. Und so darf man als Flachländer den rund 35 Meter über dem umliegende Stadtgebiet hinausragenden Lindener Berg schon als "Berg" bezeichnen. Er bot im Mittelalter immerhin einen guten Standort für einen Wartturm, von dem sich weit in das Land hinaussehen ließ und anrückende Feinde rechtzeitig wahrgenommen werden konnte.
Der Landwehrtturm auf dem Lindener Berg wurde erstmalig 1392 erwähnt. Zusammen mit einer Reihe weitere Türme und Erdwälle und Gräben war er Teil des äußerten Verteidigungsringes der Stadt Hannover, der Landwehr. Neben dem Döhrener Turm und dem Pferdeturm ist der Turm auf dem Lindener Berg einer der drei letzten militärischen Vorposten der mittelalterlichen Stadt.
Der militärische Wert der Landwehr war allerdings begrenzt und nach dem 30igjährigen Krieg nutzlos. Aber aus den damals gerade selbstständig gewordenen Niederlanden kam eine neue Erfindung. Steinerne Windmühlen, bei denen sich nur die Kappe mit den Flügeln im Wind drehen ließ. Dieser Mühlentypus wird "Holländerwindmühle" genannt.
Hannoveraner waren schon immer dem Fortschritt gegenüber offen und so wurde der alte Wehrturm auf dem Lindener Berg zwischen 1650 und 1652 zu der ersten Holländerwinmühle im Hannoverschen umgebaut.
Bis 1927 drehten sich hier die Flügel im Wind. Dann stellte der letzte Müller den Betrieb ein. Die Flügel der Mühle sind längst verschwunden und der Turm sieht wieder aus wie ein Wehrturm. Heute ist die Landwehrwarte nicht mehr abweisend, sondern wartet vielmehr als Teil eines Biergartens auf zahlreiche Gäste von außerhalb.
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