Vorrunde zur schwäbischen Meisterschaft
Neusäß Zur Faszination des Hallenfußballs trägt ganz wesentlich bei, dass die „Kleinen" die „Großen" ärgern können, weil auf dem Parkett auch wenige gute Spieler eine gute Mannschaft abgeben. Ein Paradebeispiel dafür erlebten die über 600 Zuschauer bei der Vorrunde zur schwäbischen Meisterschaft in Neusäß. Der krasse Außenseiter SpVgg Auerbach-Streitheim spielte sich bis ins Finale. Dort unterlag der Augsburger Landkreismeister von 2009 dem FC Augsburg II mit 1:6. Trotzdem wurden die Blau-Weißen von ihren Fans gefeiert. Die hatten sich in den Stunden zuvor ein lautstarkes Duell auf der Tribüne geliefert. Gegen die mit viel Bier geölten grölenden Kehlen der FCA-Fans wirkten die meist jugendlichen Auerbacher zwar wie die Regensburger Domspatzen. Für beste Stimmung aber war gesorgt.
Der Augsburger Kreisligist aus dem Horgauer Ortsteil Auerbach startete mit einem 1:1 gegen den Bezirksoberligisten Türkspor Augsburg. 2:31 Minuten vor Schluss gelang Mario März nach dem unglücklich abgefälschten 0:1 der verdiente Ausgleich. Im Landkreisduell gegen den TSV Neusäß setzten sich die Underdogs durch Treffer von Michael Furnier und Daniel Feistle mit 2:0 durch. Neusäß hatte nach dem 2:1-Erfolg gegen den enttäuschenden Landesligisten FC Pipinsried anscheinend gedacht, den Kreisligisten mit links erledigen zu können. Doch der investierte einfach mehr in diese Partie. Ein 1:0-Sieg gegen Türkspor bescherte den Gastgebern dennoch das Halbfinale.
Kraftakt und Sternstunde
Das Wort Halbfinale schien für die SpVgg Auerbach-Streitheim im letzten Gruppenspiel gegen den FC Pipinsried beim Stand von 0:2 bereits aus dem Vokabular gestrichen. Mit einem unglaublichen Kraftakt machten die Finkel-Schützlinge das Unmögliche jedoch noch möglich. Nach Michael Furniers Anschlusstreffer zwei Minuten vor Schluss wäre ein Siebenmeterschießen gegen Türkspor um den Halbfinal-Einzug notwendig gewesen. 22 Sekunden vor der Schlusssirene traf David Schmuttermeir zum 2:2 und machte den Weg frei. „Das ist jetzt schon ein Erfolg", jubelte SpVgg-Vorsitzender Johann Kohler, um im selben Atemzug zu bedauern, dass er das Halbfinale nun nicht miterleben könne, weil er zur Operette „Die Fledermaus" ins Stadttheater geladen war.
Kohlers Sohn Alexander schlug die Einladung aus und erlebte eine weitere Sternstunde mit. In einem packenden Spiel besiegten die Auerbacher auch den Bezirksoberliga-Spitzenreiter BCA Oberhausen um den zum besten Turnierspieler gewählten Ex-FCA-Profi Ajet Abazi mit 4:2. Sie ließen sich dabei auch von einem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand nicht aus der Ruhe bringen, blockten die Distanzschüsse des Gegners erfolgreich und schlossen sogar einen daraus resultierenden Konter durch Michael Finkel souverän zum 3:2 ab. Die weiteren Treffer erzielten Mario März, Michael Furnier und Markus Steppich.
Die SpVgg hatte aber auch großes Glück, dass Schiedsrichter Robert Stanger eine Minute vor Schluss bei einer Abwehraktion des herausragenden Auerbacher Keepers Armin Schulz außerhalb des Strafraumes als Einziger in der Halle keine Regelwidrigkeit sah und die Rote Karte in der Gesäßtasche beließ. Egal. Das Endspiel war erreicht.
„Jetzt sind wir schon so weit gekommen, jetzt wollen wir nicht Zweiter werden", motivierte Spielertrainer Michael Finkel seine Jungs in der Kabine. „So eine Chance kommt nie wieder. Wenn wir gewinnen, spielen wir am 9. Januar statt vor 600 Zuschauern vor 2000 Zuschauern in der Sporthalle. Der FCA hat mit Sicherheit die bessern Fußballer, aber wir haben den größeren Willen!"
Doch nach den vorausgegangenen Anstrengungen war nach einem 1:2-Pausenrückstand (Tor: Michael Finkel) im Finale über 2 x 10 Minuten der Akku leer. Mit 1:6 gingen die Auerbacher gegen die zweite Garnitur des Zweitbundesligisten, die zuvor im Halbfinale den TSV Neusäß mit 3:0 eliminiert hatte, unter. Doch die SpVgg Auerbach-Streitheim konnte als moralischer Sieger die Heimreise antreten.
Bürgerreporter:in:Sven Motschull aus Neusäß |
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