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TSV Neusäß Handball
Ulrich Fronza für 50 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt

Unser Vereinsurgestein Ulrich UFo Fronza wurde vom Hauptverein für 50 Jahre Mitgliedschaft beim TSV Neusäß geehrt. Beinahe jeder Neusässer Spieler wurde während seiner Laufbahn einmal von UFo trainiert und alle, die in den letzten fünf Dekaden einmal Teil unserer Abteilung waren, kennen ihn. Wer so lange Handballer ist, hat einiges zu erzählen:

Wer hat dich damals beim TSV Neusäß angemeldet und warum gerade Handball?
UFo: Mein Bruder Gerd, den ihr zuletzt posthum geehrt habt, war durchaus sehr sportlich und sportinteressiert. Er selbst war Mitglied in verschiedenen Sportvereinen in den Abteilungen Leichtathletik, Fußball und Handball. 1972 nahm er mich mit zu den Vorrundenspielen der Olympischen Spiele, die in der eigens gebauten Augsburger Sporthalle stattfanden. Dann auch zum Training. Da war er auch gleich mein erster Trainer. Natürlich haben mich meine Eltern angemeldet.

Warst du immer ein Handballer oder auch mal in einer anderen Abteilung?
UFo: Meine sportliche Laufbahn fing, wie bei so vielen, angeregt durch meine Klassenkameraden in der Grundschule Westheim, bei den „E-Schülern“ der SpVgg Westheim an. Doch bei den „D-Schülern“ fand ich es dann nicht mehr so toll. Wie vorhin erwähnt, nahm mich mein Bruder mit nach Neusäß, wo ich als Anfänger in der jüngsten Jugend – einer C-Jugend – auch gleich zum Einsatz kam. Ab da war ich vereinsmäßig immer Handballer.

Die meisten kennen dich als Neusässer Torwart. Warst du schon immer im Tor oder hast du zuvor auf einer anderen Position gespielt?
UFo: Klein, aber wendig, war ich von Anfang an auf der Kreisläuferposition begehrt. Als Linkshänder war ich auch als Rechtsaußen gefragt. Als wir dann mehrere „Linke“ in der Mannschaft hatten, durfte ich mich auch als Linksaußen versuchen. Die Gegner waren oft überrascht! Diese drei Positionen spielte ich im Jugendbereich fast ausschließlich. Ab und zu wurde ich später im Aktivenbereich als Mittelspieler und rechter Rückraum eingesetzt. Bei einem Spiel gegen den Post SV verletzte ich mich am linken Arm, wollte aber nicht aufs Training verzichten. Da wir an diesem Abend keinen Torwart hatten, versuchte ich es. Ich hatte keine Angst vor dem Ball und so sollte ich mich immer wieder mal ins Tor stellen, wenn nicht genügend Torleute zur Verfügung standen. Anscheinend war meine Vordermannschaft damit so zufrieden, dass sie mich bat, auch bei Spielen der zweiten Mannschaft Tore zu verhindern. So wurden meine Torwarteinsätze langsam immer mehr.

Hast du mal pausiert (Verletzungen etc.) oder den Verein gewechselt?
UFo: Richtig lange Verletzungspausen hatte ich Gott sei Dank keine. Ganz ohne Verletzung ging es aber nicht ab. Mal ein paar Wochen auszusetzen ist immer wieder vorgekommen. Ich wohnte einige Jahre in Hessen, und konnte in dieser Zeit natürlich nicht für den TSV Neusäß spielen. In dieser Zeit war ich Spieler beim SV Seulberg. Während meines Wehrdienstes lag der Handball tatsächlich komplett brach. Erst als ich mein Studium in München aufnahm und zurück nach Westheim zog, kam ich wieder an die Stelle meiner früheren „Untaten“ und wurde herzlich aufgenommen.

Wie war das damals – Handball vor 50 Jahren?
UFo: Vor 50 Jahren, als ich in der Jugend anfing, trainierten wir in der Gymnasium-Zweifachhalle, einmal in der Woche. Aktive und Jugendspieler, alle zusammen. Höhepunkt war natürlich immer das Abschlussspiel. Die Mannschaftsstärke war noch viel kleiner. Zwei bis drei Auswechselspieler höchstens. Es gab aber die „schnelle Mitte“ noch nicht. Man musste sich die Kraft einteilen. Zu den Hallen: Bevor die Realschulhalle gebaut wurde, war das alles nicht so einfach. Zunächst gab es nur eine Sommerrunde. Die fand natürlich im Freien statt. Sie wurde auch explizit noch als Kleinfeldrunde ausgewiesen. Zuvor trug man ja Großfeldspiele aus, also auf den heutigen Fußballplätzen. Da hab ich aber nur bei Freundschaftsspielen mitgemacht. Der TSV Neusäß war in der glücklichen Lage, das Beton-Handballfeld, auch mein Schul-Pausenhof, benutzen zu dürfen. Es gab die unterschiedlichsten Bodenbeläge: Rasenplatz auf der Sportanlage Süd oder auch Ascheplätze. Ich glaube, Bärenkeller hatte so einen. In Friedberg war ein unebener Asphaltplatz. Ein ganz guter Untergrund war beim FCA. Den ersten Tartanplatz, auf dem ich spielte, gab es viel später in Gersthofen.
Die Hallen nutzten wir erst in den 80er Jahren in größerer Anzahl. Früher konnte man noch an den Hallennummern erkennen, welche Halle zuerst gebaut worden ist. Unsere Heimspielhallen waren vor dem Realschulhallenbau gut in Augsburg verteilt. In einer Saison die Sporthalle Augsburg, in einer anderen die Anton-Bezler-Halle in Göggingen oder in der nächsten die Rudolf-Diesel-Schulhalle am Peterhof, aber auch die Reischlesche Wirtschaftsschule. Zurück in die 70er: So wie heute gab es auch damals schon Jugend-turniere, die viel Spaß machten. Viel mehr Vereine hatten eine Handballabteilung. Beispielhaft erwähne ich nur ein paar. Handball bei der NCR, Polizei SV, Kriegshaber, Bärenkeller, Fischach und noch viele mehr, die heute nicht mehr da sind.

Was war damals schöner, was ist heute besser?
UFo: Schiedsrichter sind oft nicht erschienen. Die Eltern haben sich „rausgehalten“, das heißt, die Fahrten der Jugendmannschaft mussten von den Aktiven organisiert werden. Manchmal fielen Spiele aus, was man aber erst vor Ort erfahren hat. In der Freiluftsaison war das Wetter durchaus ein Thema. Tartanplätze damals waren richtig „seifig“, das Gewicht eines mit Wasser vollgesogenen Lederballes darf nicht unterschätzt werden. Es war nicht immer möglich, zu duschen. Als wir die Hallenrunde im Winter spielten, war es mit der Eile noch nicht vorbei. Damals mussten wir in verschiedenen Hallen für warme Duschen bezahlen.
Schön war aber der Zusammenhalt. Es gab traditionelle Sommerfeste, Vatertagsausflüge der Abteilung mit den Familien und, wie heute, Hüttenwochenenden. Ab und zu gab es, mehr als jetzt, abteilungsübergreifende Aktivitäten.

Hast du noch Kontakt zu deinen alten Handball-Freunden?
UFo: Aus dem Jugendbereich so gut wie keine mehr. Viele sind fortgezogen, einige haben bei den Aktiven nicht mehr gespielt, manche haben den Verein gewechselt. Aber aus meiner frühen Herrenmannschaft gibt es noch Kontakte. Sogar meine Trainer aus der B-Jugend treffe ich ab und zu beim „Veteranen-Treffen“, das unser Hans Geiger, der lange Kapitän der zweiten Mannschaft war, organisiert. Wir sind drei bis vier Mal im Jahr zusammen und lassen alte Zeiten aufleben. Mit einigen habe ich noch zusammengespielt, einige habe ich damals nur – heute würde man sagen als Ultra – mit rot-weißer Fahne angefeuert.

Welche Rollen hast du im Laufe der Jahre im Verein übernommen und was macht dir daran Spaß?
UFo: 1983 war für die Jugend im TSV ein erfolgreiches Jahr. Es gab zwei B-Jugenden. Die eine spielte höherklassig, die andere habe ich betreut. Das soll aber nicht abwertend betrachtet werden. In dieser zweiten spielten so erfolgreiche und treue Handballer wie z. B. Volker Schmid. Mit Unterbrechungen habe ich weibliche B-, C-, D-Jugenden und männliche A-, B-, C-, D-, E-Jugenden trainiert. Eine Zeit lang gab es sehr wenige Mädchen, die sich für Handball interessierten, deswegen konnten in männlichen D-Jugendmannschaften auch zwei Mädchen mitspielen.
Als Funktionär war ich mal 2. Jugendleiter. Das war während der Zeit, als Klaus von Petersdorff Jugendleiter war, aber noch studierte. Hauptsächlich vertrat ich hier die TSV-Handball-Jugend bei Sitzungen des Hauptvereins und des Bezirks. Ich finde aber die Tätigkeit als Jugendtrainer schöner. Es ist einfach toll, wenn man sieht, wie die Kinder etwas lernen und auch noch Spaß daran haben.

Was bedeutet dir Handball und der Verein?
UFo: Handball als Mannschaftssportart ist für mich nach wie vor die Nummer eins. Individuelle Leistung und Teamgeist sind im Breitensport selten so sehr von gleicher Bedeutung wie im Handball. Persönlicher Ehrgeiz, freundschaftliche Konkurrenz, Blick für den Mitspieler und antizipierendes Handeln bestimmen das ganze Spiel. Nur so können wir gemeinsam etwas erreichen. Sport gehört zu den schönsten Nebensachen. Ein Scheitern hat keine einschneidenden Konsequenzen. So ist der Handball ein toller Übungsplatz für das soziale Miteinander.
Oft werden Handballer ob ihrer Fairness bewundert. Aber genau das macht den Handball aus.
Der TSV Neusäß bietet mir in diesem Rahmen eine Art Heimat. Die Vorstandschaft und die Abteilung unterstützen mich über die vielen Jahre hinweg, auch in verschiedenen Besetzungen, mich selbst weiterzuentwickeln und dabei andere mitzunehmen. So können wir uns an Erfolgen freuen, ohne einen Erfolgsdruck aufzubauen. Das ist Breitensport im besten Sinne.

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