„Als Kind wäre ich beinahe ertrunken“
Christian Hein ist der Marathonmann unter den Schwimmern. Distanzen, die für Durchschnittsschwimmer außerhalb der Reichweite scheinen, absolviert der gebürtige Würzburger mühelos. Ob 1500 m, 5 km oder 10 km – Je länger die Strecke, desto besser kommt Hein in Fahrt. Myheimat-Redaktionsleiter Joachim Meyer unterhielt sich mit dem 24-jährigen Ausnahmeathleten über den Sinn von 24-Stunden-Schwimmveranstaltungen, die Olympischen Spiele 2008, den Ursprung seiner Schwimmbegeisterung, die Wendetechnik von US-Superstar Michael Phelps und Quallen im freien Gewässer.
myheimat: Herr Hein, wie kamen Sie zum Schwimmsport? Stammen Sie aus einem schwimmbegeisterten Elternhaus?
Christian Hein: Das ist eigentlich eine kuriose Geschichte. Als ich 7 Jahre alt war, verbrachte ich mit meiner Familie einen Urlaub in Italien. Dort wäre ich beinahe ertrunken, weil ich nicht schwimmen konnte. Meine Eltern bestanden dann darauf, dass ich Schwimmen lernte.
myheimat: Wie würden Sie einem Laien die Faszination „Schwimmen“ beschreiben? Warum haben Sie sich gerade für diese Sportart entschieden?
Christian Hein: Ich wollte nie einen Volkssport wie Fußball betreiben. Dafür bin ich nicht der Typ. Eine Sportart, die jenseits des Mainstreams liegt, hat mich einfach besonders gereizt. Schwimmen ist ein aufwendiger, aber gesunder und verletzungsarmer Sport. Gleichwohl muss ich einräumen, dass man mit Schwimmen nicht reich werden kann. Es gibt sicherlich finanziell lukrativere Sportarten. Ich studiere nebenher noch Wirtschaftsingenieurwesen und hoffe, dieses Studium nach den Olympischen Spielen 2008 abschließen zu können. Die Uni kommt mir sehr entgegen, was das Schreiben von Klausuren oder die Teilnahme an Lehrveranstaltungen anbelangt.
myheimat: Wie sieht das Trainingspensum eines Spitzenschwimmers aus?
Christian Hein: Ich trainiere pro Tag ungefähr drei Stunden, aufgeteilt auf zwei Trainigseinheiten. Es kommen aber auch Tage vor, an denen ich fünf Stunden im Wasser bin.
myheimat: Gibt es ein stilistisches Vorbild?
Christian Hein: Die Wendetechnik von Michael Phelps ist schon Extraklasse. Daran kann man sich durchaus orientieren.
myheimat: In Melbourne schwammen Sie die Langstrecken 5 km und 10 km im freien Gewässer. Können Sie uns die Tücken dieser Disziplin etwas näher beschreiben? Hatten Sie schon mal eine Begegnung mit Haien?
Christian Hein (lacht): Nein, Haie gab es in Melbourne nicht. Aber vor Quallen musste man sich in Acht nehmen. Im Freiwasser hat man natürlich in verstärktem Maße mit den Wellen zu kämpfen, wenn man die Bedingungen mit jenen im Schwimmbecken vergleicht. Das kostet Kraft.
myheimat: Nach wie vielen Sekunden im Wasser spürt man, ob man gut oder schlecht unterwegs ist?
Christian Hein: Das spürt man relativ zügig. Manchmal hat man schon gleich zu Beginn das Gefühl: „Oh, Gott, das wird heute verdammt hart.“
myheimat: Wie sieht es mit der Anspannung vor Wettkämpfen aus? Kann man überhaupt noch ruhig schlafen?
Christian Hein: Auf große Wettkämpfe wie Olympische Spiele und Weltmeisterschaften freue ich mich schon Wochen vorher. Bei kleineren Wettkämpfen fällt es allerdings gelegentlich schon schwer, sich zu motivieren. Ich kann Gott sei Dank vor großen Wettkämpfen immer ganz gut schlafen.
myheimat: Hier in Neusäß beteiligen Sie sich an einem 24-Stunden-Schwimmen. Welchen Sinn haben derartige Veranstaltungen?
Christian Hein: Solche Veranstaltungen sind die beste Werbung für das Schwimmen als Breitensport. Da mache ich gerne mit.
myheimat: Sie wirken relativ grazil und schlank, weit enfernt von einem muskelbepackten Schwimmer...
Christian Hein: Für einen Langstreckenschwimmer wäre zu viel Muskelmasse auch kontraproduktiv. Das verhält sich in etwa wie beim Marathonläufer und beim Sprinter in der Leichtathletik.
myheimat: Herr Hein, vielen Dank für dieses Gespräch.
Bildergalerien zum 24-h-Schwimmen im Titania Neusäß finden Sie unter
http://www.myheimat.de/neusaess/beitrag/9157/
und
http://www.myheimat.de/neusaess/beitrag/9191/
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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