Medien – Basiswissen für die Medienpraxis; Journalismus Bibliothek 8
Medienjournalismus ist ein kniffliges Ressort, eine Außenseitertätigkeit. Schließlich bewerten Medienjournalisten die (Fehl-)Leistungen ihrer Kollegen und Chefredakteure im eigenen Haus und in anderen Verlagen. Nur wenige deutsche Tageszeitungen verfügen traditionell über eine informative Medienseite mit Hintergrundberichten zu Medienthemen, die über TV-Kritiken, Attacken gegen Facebook und Google sowie Interviews mit Medienpersönlichkeiten hinausgehen, auch wirtschaftliche Konstrukte in der Medienlandschaft beleuchten und fundiert Themen wie E-Publishing, Leserreporter oder die in erschreckendem Maße verwässerte Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt anpacken. Stark vertreten ist Medienjournalismus im Internet. Auch im Radio wird er betrieben, allerdings fast nicht wahrgenommen und im Fernsehen ist dieses Ressort auf zwei Formate der öffentlich-rechtlichen Sender geschrumpft.
In der Kommunikationswissenschaft wird Medienjournalismus ebenfalls vernachlässigt. Stephan Weichert, der zusammen mit Praktiker Christian Meier (meedia.de, kressreport) den achten Band der Journalismus Bibliothek aus dem Herbert von Halem Verlag verfasst hat, ist einer der wenigen Kommunikationswissenschaftler, die sich eingehend mit Medienjournalismus befassen. Entsprechend häufig müssen die beiden Autoren in diesem Werk auf sich selbst, ihre Erfahrungen, Beobachtungen und Forschungen als Quelle zurückgreifen, aber auch auf nicht-wissenschaftliche Artikel. Ihr Buch soll Lehr- und Handbuch in einem sein. Denn es gibt nicht nur wenige Studien zum Medienjournalismus, sondern obendrein offenbar kein Rüstzeug für angehende Praktiker. Dieser Band von „Basiswissen für die Medienpraxis“ vermittelt daher die Grundlagen dieser heiklen Art von Journalismus und diskutiert dessen Probleme.
Im Kapitel „Die Geschichte hinter der Geschichte“ werden mit dem Schleichwerbeskandal der ARD, den gefälschen Hitler-Tagebücher des Stern und dem Verhältnis von Bertelsmann zu Journalisten bedeutende Fälle thematisiert. Die Auswahl der drei „Medienjournalisten im Porträt“ wirkt dagegen etwas willkürlich – vielleicht auch deswegen, weil der Leser kaum bekannte Medienjournalisten kennt. Ein stets wiederkehrender Aspekt des Bandes ist die „Selbstbeobachtungsfalle“, ein gelungenes Kapitel der Serviceteil. Insgesamt gilt auch für den achten Band der Journalismus Bibliothek aus dem Herbert von Halem Verlag: Eine gelungene Mischung aus Wissenschaft und Praxisbezug, aber auch ein Buch mit Wiederholungen, das eine weitere Korrekturschleife noch besser gemacht hätte.
Rezension von Band 5 "Lokales".
Rezension von Band 6 "Sport".
Mehr über die Journalismus Bibliothek aus dem Herbert von Halem Verlag.