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Warum ich nicht gern in teuren, modernen Hotels schlafe

  • Möchtegern-Tophotel: Zu viele Kissen und ein Bettläufer.
  • hochgeladen von Michael S.

Warum ich nicht gern in teuren, modernen Hotels schlafe

Eine malerisch gelegene Lodge im Regenwald ohne elektrisches Licht, komfortable Lehmhütten mit Strohdach und einem vom Wassertank gefüllten Eimer mit Schnur als Außendusche, ein schlichtes Bed & Breakfast – an manchen traumhaften Urlaubszielen zählt das Ambiente einer Unterkunft, an anderen Orten eine simple Grundausstattung ohne Schnickschnack. Nie verkehrt: Mindestanforderungen an Sicherheit und Hygiene.

Unter mir Kakerlaken, habe ich in einem Bretterverschlag in einem Holzgestell unter einem Moskitonetz im honduranischen Dschungel tatsächlich meine Augen zubekommen. Ich habe in Afrika in idyllischen, perfekt mit der Landschaft harmonierenden Unterkünften geschlafen, in denen man ein bisschen Glück brauchte, um unter einem passablen Wasserstrahl duschen zu können – was nur zu bestimmten Uhrzeiten funktionierte – und noch mehr Glück, wenn das säubernde Nass nicht eiskalt war. Das gefällt mir besser und da nehme ich auch mehr qualitative Abstriche in Kauf als bei einer Clubanlage auf Sansibar mit Pilzen in und an der benötigten Klimaanlage und durchlöcherten Moskitonetzen.

Eine Teeplantage in Sri Lanka zählt mit einem umgebauten Container sicherlich zu meinen interessantesten und coolsten Schlafplätzen in Asien. In Lateinamerika erinnere ich mich gern sowohl an das kleine, aber feine Boutique-Hotel in Guadalajara mit sehr aufmerksamem und fürsorglichen Gastgeber, als auch an ein Luxushotel in Quito mit Jacuzzi und viel zu viel Platz in der Suite. Aber noch viel besser erinnere ich mich an eine Lodge mitten im Dschungel, in der mich die Vögel geweckt geweckt haben, in der ich den fangfrischen Fisch genossen habe (ich mag eigentlich keinen Fisch, aber der war sehr zart, grätenfrei und wirklich lecker) und in der man bestimmt nur eingeschränkten Handyempfang hatte. Das juckt mich bei einer geführten Rundreise überhaupt nicht; ich will Eindrücke sammeln, vom Alltag abschalten, mal ein paar Tage unerreichbar sein.

Bitte noch ein Guantanamera bevor es zum Frosch geht

Unterkünfte können auf Fernreisen einen nicht unerheblichen Teil zum Gelingen des Trips beitragen, vor allem auf einer gebuchten Gruppenreise. Dabei entscheidet nicht der Luxus, sondern die Lage, die Gastfreundlichkeit, die Schlafqualität und oft auch das Essen. Und wenn die Speisen mal nicht so der Hit sind, der Tag hart war und man sich mitten im Nirgendwo fernab der Zivilisation mit nächtlicher, tierischer Geräuschkulisse und womöglich allerlei Getier im Zimmer herumschlagen muss, dann sollte die Location wenigstens eine gute Bar haben.

Das eine Mal in Kuba, diese Zumutung hätte sich mit einer Bar und einem Unterhaltungsprogramm bis in die Puppen eine goldene Nase verdienen können. Man man man, war das eine grauenhafte Anlage irgendwo auf dem Weg zwischen A und B außerhalb einer städtischen Siedlung. Bungalow-Stil. Vier „Zimmer“ pro Häuschen, zwei oben, zwei unten. Uns hat fast der Schlag getroffen, als wir die Bude betraten. Unglaublich dreckig. Wir waren froh über jeden Gecko, den wir innerhalb unserer vier Wände entdeckten, weil diese sympathische Spezies wenigstens diverse Insekten dezimiert. Hier hätte man alles, wirklich alles, gerne selbst desinfiziert.

Ich bin nicht zimperlich, was Hotels angeht. Vom 7-Euro-Hostel-Zehnerschlafraum in Mexiko über ein Gemeindehaus in Madagaskar und ein selbstgebautes Iglu in Schwedisch-Lappland bis zum oben erwähnten Bretterverschlag in Honduras, eine komplette Tagesreise von der nächsten Siedlung entfernt, habe ich schon an einigen außergewöhnlichen, für einen Westeuropäer teils hygienisch bedenkliche Schlafplätzen, auf der Komfort-Skala am anderen Ende von Luxus, genächtigt. Nicht zu vergessen die Nachtfahrt im Schlafabteil eines chinesischen Zugs, dessen Bettwäsche gefühlt seit einem halben Jahr nicht gewechselt worden war.

Aber dieser Bungalow in Kuba war eine Fall für sich. Wir waren schon ungefähr eine Woche im Land und Guanatanmera, mindestens zu jeder Mahlzeit von einer weiteren Band in unterschiedlicher Qualität dargeboten, hing uns bereits zu den Ohren heraus. Das gefühlt sauberste Element im ganzen Bad war die Kröte, die mich aus der Kloschüssel heraus anquakte. Das Abendessen wurde früh serviert, es wurde viel zu früh dunkel und von den viertklassigen Musikern, die für unsere Unterhaltung zuständig waren – sonst gab es hier wirklich gar nichts zu tun oder zu erkunden – , hätten wir unter anderen Umständen nach der Anstandsverweildauer die Biege gemacht. Aber hier hätten wir uns sogar Guantanamera noch ein Dutzend Mal angehört, nur um den Gang ins Bett aufschieben zu können. Natürlich hatte diese Alptraum-Unterkunft nicht mal das, was so eine Location zwingend braucht, damit die Gäste die Umstände „überleben“: eine Bar, in der man sich sämtliche Flecken bis hin zum Frosch in der Toilette alles schöntrinken können hätte.

In weiterentwickelten Ländern beziehungsweise auf Städtetrips oder ohne Veranstalter selbst geplanten und durchgeführten Reisen brauche ich keinen Luxus, nicht einmal zwingend ein eigenes Bad. Denn ich benötige die Räumlichkeit praktisch nur, um zu schlafen. Wozu viel Geld für unnötigen Luxus hinauswerfen, den man weder braucht noch nutzt? Was mich wirklich nervt, sind teure, moderne Hotels, die mit Kissen um sich werfen (bzw. in denen ich mit Kissen um mich werfen muss, damit Schlaf möglich ist) und bei denen die Elektrik über die Schlüsselkarte aktiviert wird. Warum? Ganz einfach:

Kissen und Bettläufer

Wenn auf einem Kingsizebett acht Kissen, in zwei Reihen nach Größe sortiert, bereits das halbe Bett füllen, habe ich zunächst einmal Arbeit. Die Kissen müssen üblicherweise – bis auf zwei – alle weg. Nur: Wohin? Gibt es einen leeren Kleiderschrank, können die Kissen dorthin verräumt werden. Befinden sich Stühle/Sessel im Raum, kann man sie darauf stapeln. Im Zweifelsfall landen sie auf dem Boden. Denn gerade bei längeren Aufenthalten sind Kleiderschränke zur Aufbewahrung von Kleidungsstücken da und Sitzmöbel um zu sitzen oder getragene Wäsche darüberzuhängen. Acht Kissen sind übrigens kein Ausnahmefall, sondern in Hotels mit einem irrationalen Faible für Kissen eher ein Mittelwert für ein Doppelbett.

Dasselbe gilt für den Bettläufer. Reine Deko. Unnötige Deko. Völlig sinnfreie Deko. Wurde er geschaffen und am Fußende der Schlafstätte platziert, um den Schmutz der Rollen des Koffers aufzufangen? Schließlich hievt der müde ankommende Hotelgast wegen einer fehlenden Kofferablage sein Gepäck schon mal auf das Bett, holt die Zahnbürste und eine frische Unterhose heraus.

Was soll mir der Bettläufer mitteilen? Dass jemand mein Bett gemacht hat? Jedes Mal ärgere ich mich über dieses nutzlose Teil, das Platz wegnimmt, irgendwo auf dem Boden landet, garantiert viel zu selten gewaschen wird – und von armen Zimmermädchen vielerorts jeden Tag aufs Neue auf der Bettdecke drapiert wird, nur um vom Übernachtungsgast achtlos entfernt zu werden. Als Gast habe ich weniger das Problem, dass mein Koffer, der vielleicht durch Matsch, Sand oder Regen erdulden musste, Dreck im Bett hinterlässt. Selbst schuld, wer ihn zum auspacken dort öffnet. Sondern vielmehr beschleicht mich der Verdacht, dass der nervige, nutzlose Bettläufer, den Staub und Dreck vom Fußboden auf meine Liegefläche befördert.

Licht und Strom

Das andere große Ärgernis in vielen Hotels, die sich für ganz toll halten, sind für mich Konstruktionen, bei denen die komplette Zimmertechnik vom Licht bis zum Strom nur funktioniert, wenn man die Keycard in den Schlitz schiebt. Denn das hat fast immer zur Folge, dass der Fernseher direkt anspringt. Ich bin im Urlaub, das heißt: Ich will duschen oder schlafen oder bei einem Städtetrip möglicherweise noch ein paar Nachrichten verschicken – aber nicht fernsehen! Außerdem kann ich bei laufender Flimmerkiste nur sehr schwer einschlafen. Also ist eine meiner ersten Handlungen, wenn ich ein Hotelzimmer mit pseudo-moderner Elektrik betrete, den Fernseher auszuschalten. Das kostet mich nicht selten Zeit und Nerven, denn nicht immer findet man den Knopf oder kann den Stecker ziehen. Schaltet man nämlich nur auf Stand-By, bleibt oft das kleine rote Licht an und erschwert das Einschlafen.

Ich wünsche mir, dass jeder, der die Elektrik in einem neuen Hotel konzipiert, eine Woche darin übernachten muss – ohne Schlafbrille, ohne Ohrenstöpsel, ohne aufgeladene (Ersatz-)Batterien, ohne Zugriff auf das Housekeeping und ohne Materialien im Schlepptau, mit denen man unerwünschte Lichtquellen notdürftig abdecken kann.

Dubai-Dilemma: Blinki Blinki, WLAN-Router

Das Dilemma anhand eines konkreten Beispiels in einem Hotel in Dubai – übrigens mit acht Kissen im Kingsizebett: Die Schlüsselkarte stecktvbei meiner Ankunft bereits im 45°-Winkel in der dafür vorgesehenen Vorrichtung, die das Licht und den Strom scharf macht. Super, da kann ich ja meine eigene Keycard im Geldbeutel lassen und vergesse sie nicht versehentlich im Zimmer. Weniger super: Natürlich ist der Bildschirm an, begrüßt mich mit „Hallo Nachname“ (wenn man schon höflich auf Nach- anstatt Vorname geht, sollte man die korrekte Anrede verwenden) und wirbt ein bisschen fürs Hotelrestaurant, Spa etc. Sehr hell, dieser Bildschirm – ans Einschlafen ist bei diesem Helligkeitslevel nicht zu denken. Leider finde ich keinen Schalter am Gerät selbst und das Kabel verschwindet irgendwo dort, wo ich nicht hinkomme. Die Fernbedienung liegt neben dem Bett, ist aber leider nutzlos, denn keine Taste erzeugt eine Reaktion. Die Batterien sind leer. Auch der Hotelsafe zeigt, als ich ihn probehalber ausprobiere, „batt-l“ im Display. Das dürfte für „Battery low“ stehen und hat vermutlich zur Folge, dass genau dann, wenn man dringend ran muss und unter Zeitdruck steht (zum Beispiel vor der Abreise), der Safe nicht mehr aufgeht und viel zu viel Zeit vergeht, bis autorisiertes Personal mit dem Generalschlüssel für die Box sich darum kümmert. Tipp: Immer einmal durchspielen, ob verschließen und öffnen reibungslos funktioniert, bevor man Wertsachen hineinlegt!

Es ist bei meiner Ankunft bereits weit nach Mitternacht, ich bin hundemüde. Die schnelle Lösung ist, die Schlüsselkarte aus der Stromversorgung zu entfernen. Ich ziehe sie nicht ganz heraus, sondern so, wie ich sie vorgefunden habe – mit einer Ecke eingesteckt. Die Quintessenz: Kein Licht mehr, der Strom ist aus und der Fernsehbildschirm dunkel. Vom Zimmer selbst kann ich das leider nicht behaupten: es blinkt permanent. Ist das jetzt, weil die Karte nicht drinsteckt oder weil sie verkehrt drinsteckt? Selbst wenn dieses Problem gelöst werden kann – sei es durch eine vollständige Entfernung der Karte oder, indem man Wäsche darüber hängt – es kostet Zeit und Nerven und Schlaf. Außerdem taucht in diesem konkreten Fall aus Dubai ein weiterer Nervfaktor auf: das WLAN. Zwar funktioniert es einwandfrei, allerdings sorgt es für eine weitere Lichtquelle, die mich am Einschlafen hindert. Denn der Router, der sich hinter dem Flachbildschirm an der Wand befindet, agiert offenbar unabhängig von der restlichen Elektrik und sorgt annähernd für Stroboskop-Effekte an der Wand.

Sind die überschüssigen Kissen etwa dafür da, um sich eines aufs Gesicht zu pressen, damit endlich Dunkelheit herrscht? Natürlich nicht. Das ist schon allein wegen der auch nachts sehr hohen Temperaturen eine blöde Idee, aber nicht nur deswegen. Meine Lösung: Der Bettläufer muss diesmal nicht auf den Fliesen schlafen, sondern wird zweckentfremdet. In der Nacht dient er als Überwurf für den Router hinter dem Bildschirm. Ergibt also doch alles irgendwie Sinn in diesen teuren, modernen Hotels.

Alle Bilder sind vom Autor und unterliegen dem Urheberrecht.

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  • Klasse Idee in Sri Lanka: Container, die auf einer ehemaligen Teeplantage zu Hotelzimmern auf Stelzen ausgebaut werden.
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  • Pilze an der Decke
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  • Lösung für blinkende Lichter: Bettläufer verdeckt Router.
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  • Dieses Moskitonetz verschafft mir keine ruhige Nacht.
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