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VON GOLDENEN HASEN UND OSTERFÜCHSEN

Osterbrunnen gibt es im Stadtbereich Neusäß noch nicht lange. In Ottmarshausen und in Hainhofen kann man sie seit einigen Jahren bestaunen.
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  • Osterbrunnen gibt es im Stadtbereich Neusäß noch nicht lange. In Ottmarshausen und in Hainhofen kann man sie seit einigen Jahren bestaunen.
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Gedanken zum bevorstehenden Osterfest

„Angsthase, Pfeffernase, morgen kommt der Osterhase“, so hänselten früher die frechen Dorfkinder ihre allzu ängstliche Spielkameraden, aber mit dem bevorstehenden Osterfest hatte dieser Spottvers nichts zu tun, sondern er bezog sich nur auf das furchtsame Naturell des Hasen, der als Fluchttier als besonders ängstlich gilt. Aber woher kommt eigentlich die Verbindung dieses höchsten Feiertags der katholischen Kirche zu einem menschenscheuen Mümmelmann, der angeblich am Ostersonntag unbemerkt körbeweise bunte Eier versteckt?

Der Name „Ostern“

Über den Ursprung dieses Namens gibt es diverse Theorien. Eine davon besagt, er leite sich von „Ostara“ ab, einem germanischen Wort, welches die Himmelrichtung Osten bezeichnete und gleichzeitig der Name der Göttin des Frühlings, der Morgenröte und der Fruchtbarkeit war. Ihr zu Ehren wurde bei unseren germanischen Vorfahren alljährlich im Frühjahr ein großes Fest gefeiert. Als die heidnischen Völker schließlich im frühen Mittelalter unfreiwillig christianisiert wurden, verblieb hieraus der eingedeutschte Name „Ostern“ für die christlichen Gedenktage zur Auferstehung des Gottessohns.

Die Rolle des Hasen

Hasen galten bereits bei unseren germanischen Ahnen als Symbol der Fruchtbarkeit und deshalb auch als Boten der Göttin Ostara. Auch heute noch genießt Meister Lampe den Ruf besonders vermehrungsfreudig zu sein und er gehört zu den ersten Wildtieren, die im Frühjahr ihre Jungen zur Welt bringen. Weshalb ihm aber die Rolle des Eierlieferanten fürs Osternest zugedacht wurde, läßt sich damit nicht wirklich erklären. Vermutlich traute man den eher tollpatschigen Legehühnern diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht zu und die Eltern konnten so dem neugierigen Nachwuchs plausibler erklären, daß man einen viel schnelleren Hasen keinesfalls beim Verstecken der bunten Eier beobachten könne. Wir leichtgläubigen Kinder der 50er Jahre gaben uns ohne Wikipedia mit solch fadenscheinigen Flunkereien bis ins mittlere Volksschulalter zufrieden. Erst als wir hinter die Sache mit dem Nikolaus und dem ebenfalls stets unsichtbaren Christkind immer mehr Fragezeichen setzten, verwandelte sich auch der nie gesehene Osterhase in ein Fabelwesen aus dem Märchenland.

Manch tierische Konkurrenz blieb auf der Strecke

Der Osterhase wurde 1682 von einem deutschen Wissenschaftler erstmals schriftlich erwähnt. Aber lange zuvor und auch danach gab es bis ins 20. Jahrhundert hinein andere Tierarten, denen die Funktion des Eierlegers oder -überbringers zugeschrieben wurde. Die bekanntesten Vertreter waren je nach Region der „Osterfuchs“ und der „Osterstorch“, wobei beide Spezies für diese Rolle als noch größere Fehlbesetzung erscheinen als der Feldhase. Der Fuchs hätte seine Eier selbst legen müssen, denn sein Verhältnis zur Gattung Federvieh gilt seit jeher als durchaus angespannt. Der Storch seinerseits hätte zwar die biologischen Voraussetzungen für die Produktion von Eiern, aber er war angeblich schon voll damit ausgelastet, den menschlichen Nachwuchs in seinem Schnabel zur Erde zu bringen als der Kreißsaal noch nicht erfunden war.

Wir brauchen harte Eier!

Die Verbindung von bunt gefärbten Eiern zum höchsten Feiertag des Kirchenjahrs läßt sich dagegen relativ einfach erklären. In früherer Zeit durften Eier wie viele andere Speisen wegen des sechswöchigen katholischen Fastengebots ab Aschermittwoch nicht verzehrt werden und standen deshalb am Ostersonntag in ungewohnt großer Zahl zur Verfügung. Um sie dann noch ohne Nebenwirkungen essen zu können, bot es sich an, die Eier vorher durch Hartkochen deutlich länger haltbar zu machen. In der lateinischen Westkirche begann man bereits im 12. Jahrhundert damit Eier zu färben, wobei anfangs nur die Farbe Rot im Gedenken an das vergossene Blut Christi verwendet wurde. Später hinzu gekommene Farbtöne wie Blau, Gelb und Grün könnten primär den Zweck erfüllt haben, das Alter der Eier an ihrer Schale zu erkennen, um sie ab Ostern wie mit einem bunten Herstellungsdatum gekennzeichnet der chronologischen Reihenfolge nach zu verzehren.

Das Schweigen der Lämmer

„Agnus Dei“, das Lamm Gottes gilt der katholischen Denkweise nach seit jeher als Sinnbild für Jesus Christus, der selbst als Opfer getötet wurde, um Leben zu erhalten. In der christlichen Bildersprache wird das Lamm oft mit einer Siegerfahne dargestellt, die ihrerseits den Akt der Auferstehung symbolisiert. Heute sehen wir diese Fahne oft auf den beliebten gebackenen Osterlämmern aus Rührteig, die während der Messe in der Osternacht zusammen mit Brot und Eiern gesegnet und beim gemeinsamen Osterfrühstück verzehrt werden.

Einen richtigen Lammbraten als österliches Festmahl zu verspeisen, ist in unserer Region nicht sehr verbreitet. In den Anfängen des christlichen Glaubens war es der jüdischen Tradition folgend üblich, zu Ostern ein Lamm zu schlachten, um es als erste Mahlzeit nach der Fastenzeit zu essen. Heutzutage hat der filetverwöhnte Kunde oftmals Probleme mit rustikalen Bratenstücken wie denen vom Lamm und gönnt sich statt der Keule vom Agnus lieber ein ein hochpreisiges Steak vom Black Angus.

Ein Hase und ein Ei erobern die Welt

Heute stehen wir auf den Sonderflächen unserer Supermärkte bereits im Februar vor tonnenschweren Paletten voller Osterhasen und Tausenden von edel gefüllten Schokoeiern, die nur noch ganz entfernt an germanische Frühlingsfeste oder an den Auferstandenen erinnern. Da grinst der lila Schmunzelhase unbeirrt vor sich hin, auch wenn ihm Verbraucherschützer vorwerfen, violette Schrift auf violettem Grund mache seine aufgedruckte Zutatenliste äußerst schwer lesbar. Sein noch prominenterer Kollege aus der Schweiz, den man seit 70 Jahren in mittlerweile über 60 Ländern als neuzeitliches Symbol für Ostern vergöttert, ist quasi zum Goldenen Kalb mutiert, welches zum Gedenken an die Auferstehung des Erlösers millionenfach geopfert wird. Und wenn die neugierigen Kleinen fragen, weshalb dieses conchierte Häschen ein goldenes Glöckchen an einem roten Bändchen um den Hals trägt, dann googelt man einfach die Homepage des Herstellers und findet dort die "überlieferte" Geschichte dazu. Die beginnt damit, daß der Sohn des ständig Schokolade rührenden Maitre Chocolatier zur Frühlingszeit ein Langohr auf der schneebedeckten Wiese sah … Die Erwachsenen flunkern halt auch 2023 immer noch gerne!

Wenn man von Eiern aus Schokolade spricht, kommt man nicht an ihrem kommerziell erfolgreichsten Vertreter vorbei, dem Überraschungsei! Dieses wird zwar fast ganzjährig angeboten, aber es besteht durchaus eine enge Verbindung zum Osterfest. Die ersten Ü-Eier kamen nämlich pünktlich zu den Ostertagen 1974 über den Brennerpaß zu uns und haben seither Milliarden quengelnder Blagen in der Warteschlange vor den Supermarktkassen für kurze Zeit ruhig gestellt und ebenso viele Väter genervt, wenn sie die fummeligen Plastikteile zu einem winzigen Spielzeug zusammenbasteln mußten.

Zum guten Schluß ein Gedicht zum Schmunzeln

Jedes Jahr zur Osterfeier
klaut der Has dem Huhn die Eier,
woraufhin er sie versteckt,
damit das Huhn sie nicht endeckt.
So kommts, dass wir in jedem Jahr
die Eier suchen is doch klar!

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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