Trauer um den Bauer

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Wenn ich auf den Dorffriedhof gehe, um das Grab der Eltern zu gießen, schaue ich ab und zu an der letzten Ruhestätte eines Landwirts vorbei, einfach um zu sehen, ob es etwas Neues gibt. Und fast immer gibt es etwas zu entdecken: kleine kitschige Figuren, mal eine Flagge, mal handbemalte Steine, mal buntes Glitzerglas in allen Farben, Nippes wie auf einer überladenen Kommode im Wohnzimmer. Religiöse Puristen und gestrenge Hüter der katholischen Friedhofsordnungen mögen diese wenig stilsichere Dekoration kritisch beäugen ... ich habe eine stille Freude daran. Sind diese kleinen Dinge nicht viel emotionaler, als die ewig gleichen Gestecke, die für teures Geld im ewig gleichen Gartencenter gekauft werden? Schaffen die handgeschriebenen Namen nicht eine intensivere Bindung zu dem vermißten Menschen, als jedes modische Gebinde? Ist der heitere Unterton nicht der bessere Weg zur Trauerbewältigung als verbitterte Tränen? Wenn ich vor diesem Grab stehe, bin ich mir jedenfalls "tod"sicher, so mancher Landmann würde sich über so eine kleine Plastikkuh mehr freuen, als über jede rasch verblühende Osterglocke.

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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