Neusäß 1921 ... 2021

Die metallene Windfahne des ehemaligen Wasserturms
  • Die metallene Windfahne des ehemaligen Wasserturms
  • hochgeladen von Helmut Weinl

Hoch über dem Schmutterpark in Neusäß sieht man auf der eisernen Windfahne des historischen Wasserturms der ehemaligen Keimfabrik die Jahreszahl 1921 prangen. In wenigen Tagen steht uns der Wechsel ins Jahr 2021 bevor, ein Jahrhundert liegt zwischen diesen beiden Daten, hundert Jahre, in denen sich unsere Welt komplett gewandelt hat. Die Zeit steht heute ganz unter dem Eindruck der Pandemie, die Menschen beklagen sich, daß sie nicht in den gewohnten Skiurlaub fahren dürfen, daß sie Weihnachten heuer nicht im Kreis aller Liebsten verbringen können und daß der Jahreswechsel ein stiller sein wird. 1921, als der Keimturm eingeweiht wurde, hatte die westliche Hemisphäre gerade den Weltenbrand des 1. Weltkriegs überstanden. Ein Kind, welches 1910 geboren wurde, kannte bis dahin nur ein Leben voller Entbehrungen und hat vielleicht den Vater, der in einem Stacheldraht oder Schützenloch in Frankreich für „Volk und Vaterland“ sein junges Leben sinnlos gelassen hatte, nie mehr gesehen. Dann kamen die angeblich „Goldenen Zwanziger Jahre“, die geprägt waren von schlimmen Hungersnöten, politischen Unruhen und einer ruinösen Inflation. Bald begannen die Hakenkreuzflaggen des Dritten Reichs im Wind zu wehen und schon stand die Welt erneut in Flammen. Das Kind von 1910, das schon seiner Kindheit beraubt wurde, irrte nun als junger Erwachsener traumatisiert durch Granatenhagel und Sperrfeuer. Wir sollten das nicht vergessen, wenn wir lauthals lamentieren, daß wir in diesem Jahr an Silvester keine Raketen in den Himmel schießen dürfen. Manch einer fühlt sich gar seines Grundrechts der Freiheit beraubt, wenn er sich nachts im Freien nicht betrinken darf. Der Zeigersprung um Mitternacht des 31. Dezember 2020 ins Jahr 2021 wird ein besonderer sein ... daß er ohne die in den letzten Jahren exzessiv ausgeuferte Böllerei auskommen muß, erscheint in den Tagen des harten Lockdowns als erträgliche Begleiterscheinung. Die Natur wird es uns danken und der Mensch wird es schadlos überleben.

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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