FRAU NEFEDOV UND DER TOD DES RIESEN
VOM UNAUFHALTSAMEN STERBEN EINES NATURDENKMALS
Wenn man mit dem Fahrrad den schnurgeraden Fahrweg in den Wäldern hinter dem „Schwäbischen Himmelreich“ aus Richtung Biburg nach Hainhofen hinuntersaust, kann man die mächtige Fichte am Wegrand leicht übersehen. Zumindest war das so, bis sie von ihrer unheilbaren Krankheit befallen wurde. Nun hat sie all ihre Nadeln verloren, die leblose Rinde blättert in großen Stücken ab und sie ragt vom Tod gezeichnet wie ein vertrocknetes Skelett immer noch höher als ihre grünen Schwestern ringsum in den Himmel. Aber genau deshalb fällt sie nun schon von weitem aus auf und man hält inne und liest unweigerlich das Schild an ihrem Stamm, welches von ihrer Größe und Stärke berichtet und bald nur noch ein trauriger Nachruf sein wird. Es ist schon beißende Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet dieser Baumriese, dem als einzigem in diesem Wald (forst-)amtlich ein langes Leben garantiert wurde, nicht durch die Kettensäge eines Waldarbeiters fällt, sondern daß er unter den Händen von Mutter Natur einen langsamen, qualvollen Tod erleidet.
Vielen älteren Menschen unter uns wird in solchen Minuten unweigerlich eine ganz bestimmte Melodie in den Sinn kommen, interpretiert von der markanten, rauchigen Frauenstimme der viel zu jung verstorbenen Sängerin „Alexandra“, die eigentlich Doris Nefedov hieß und in den Sechziger Jahren mit melancholischen Liedern begeisterte, die abseits der gängigen, seichten Schlagerwelt auch ein anspruchvolleres Publikum erreichten. Sie sang vom „Zigeunerjungen“, der „Sehnsucht“ und vom Sterben ihres Freunds des Baums:
Und wenn auch viele Jahren geh'n
Er wird nie mehr der selbe sein
Mein Freund der Baum ist tot
Er fiel im frühen Morgenrot
(Alexandra, 1942 - 1969)
Helmut, das hast du unendlich beeindruckend geschrieben,
lieben Dank dafür !
Romi