Hainhofen damals
DER VERFÜHRERISCHE DUFT DER HEFE
EIN "FUNDSTÜCK" IM EHEMALIGEN GASTHOF
In der urigen Gaststube des ehemaligen Gasthauses zum Lamm in Hainhofen hängen die Erinnerungen bleiern in der Luft, wie früher die bläulichweißen Rauchschwaden der Schafkopfer. Von den Wänden herab begrüßen den wehmütigen Besucher noch ein paar vergilbte Fotografien des Hauses und einige der nostalgischen Schützenscheiben, deren Motive sich während unzähliger bierseliger Stunden tief ins Gedächtnis eingegraben haben. Eine davon fällt buchstäblich aus ihrem besonderen Rahmen, einem goldbraunen Hefekranz. Sie ist dem Bäckermeister Hermann Durner sen. gewidmet. Als sei die Zeit in diesem Augenblick stehen geblieben, schaut er in seiner gemütlichen und leicht verschmitzten Art mit dem typischen Brotschieber in der Hand immer noch hinüber zu seinem damaligen Laden mit der Backstube auf der anderen Seite des Kirchbergs. Das traditionelle "Kranzschießen", dem mit dieser Gedenkscheibe gedacht wurde, fand jeweils im späten Herbst statt und die duftenden Hefekränze dazu kamen stets frisch aus dem Ofen des Hainhofer Dorfbäckers. In manchen Jahren waren die größten Kränze und Zöpfe für die besten Schützen vorab im Schaufenster der Bäckerei ausgestellt. Geschossen wurde um diese köstlichen Trophäen droben im Saal des Gasthofs, wo sich bis zum Bau des neuen Feuerwehrhauses die Schießanlage des Vereins befand, seit das „Schwäbische Himmelreich“ seine Pforten geschlossen hatte. Heute erinnert nur noch die von Alois Linder gemalte Ehrentafel an das Kranzschießen um das begehrte Hefegebäck des Meisters Durner, der nach wie vor lächelnd über den jetzt so stillen Stammtisch blickt, mit der gemütlichen Eckbank ringsum und dem wärmenden Kachelofen an der Ecke. Wenn man sich für einen Moment auf einen der leeren Stühle setzt und die Augen schließt, hört man unwillkürlich die geschmiedete Stammtischglocke ungeduldig nach der Wirtin und der nächsten Runde läuten. Es ist schon längst nach Mitternacht, aber ein schelmischer Sangesbruder hat wie so oft zu vorgerückter Stunde die betagte Wanduhr mit seinem Hut abgedeckt und die Sperrstunde außer Kraft gesetzt ...
Bürgerreporter:in:Helmut Weinl aus Neusäß | |
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