Hainhofen damals
Das war dann mal weg: DIE PLAKATTAFEL UND EINE SPEZEREIHANDLUNG
Ist es eine schnöde Plakattafel wert, nach Jahrzehnten noch erwähnt zu werden? Ja, denn sie erfüllte nicht nur den Zweck die Dorfbewohner über nahende Ereignisse und die angesagtesten Zigarettenmarken zu informieren. Die Plakattafel mitten im Ort war auch zentraler Treffpunkt, wenn man sich mit den Freunden zu einer Radtour oder ähnlichem verabreden wollte. Sie stand strategisch günstig vor der Mauer neben Mayrs ehemaligem Eiskeller oben an der Hauptstraße und jeder, der links in Richtung Schlipsheimer Straße oder rechts zum Kirchberg abbog, hatte die bunten Reklameplakate werbewirksam vor Augen. Hinter diese hölzerne Plakattafel schaute man besser nicht, denn die nächtlichen Heimkehrer vom Gasthof zum Lamm benutzten sie mit Vorliebe dazu, sich vor jeglichen Blicken geschützt zu erleichtern, bevor sie schwankend den restlichen Nachhauseweg in Angriff nahmen.
Rechts neben der Plakattafel führte ein steiler Weg hinauf zum kleinen Lebensmittelgeschäft der Babette Wolf, einem Tante-Emma-Laden wie aus dem Bilderbuch, in dem es immer so verführerisch nach handgemachtem Sauerkraut im Fass roch. Wenn man als Kind diese tückische, kiesbestreute Auffahrt mit seinem Drahtesel bis oben hin schaffte und vor allem danach ohne Blessuren unten wieder heil ankam, hatte man seine persönliche Fahrradprüfung ganz ohne ADAC bestanden.
Unweit der alten Plakattafel steht auch heute noch so eine Werbefläche gegenüber der Hainhofer Bushaltestelle. Die wirbt zwar großflächig für Fastfood und Lieferdienste, bleibt jedoch im Zeitalter von Smartphones und Multimedia von den Vorbeifahrenden weitgehend unbeachtet und seit der Schließung aller Hainhofer Gaststätten hörte man auch nie mehr das Geplätscher von Wildbieslern hinter der schützenden Holzwand.
Bürgerreporter:in:Helmut Weinl aus Neusäß | |
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