Bei uns kommt der Hass aus der Leitung
Jan Off, Steffi Love und Ellen Stein haben zusammen im Unsichtbar Verlag einen Band mit kurzen Geschichten veröffentlicht. Zwischen zwei und acht Seiten fassen die Storys, die – falls nicht autobiographisch – meist aus der Perspektive des Ich-Erzählers an trostlosen Orten spielen.
Der Stil der Autoren lässt sich trotz Unterschiede klar der Slam Poetry zurechnen, was in mehreren Texten auch thematisch einfließt. Obwohl die Handlung selbst in der Regel eher bedrückend denn witzig ist, kitzeln die Schreiber ihnen mittels Wortwahl doch hin und wieder eine komische Facette heraus. Das Leben der Figuren dreht sich überwiegend um Armut, Alkohol, Drogen, Sex und der Opferrolle auf dem Schulhof.
Jan Off trägt fünf Geschichten bei, in denen er beispielsweise eine Hochzeitsgesellschaft eine Wohnung demolieren lässt oder für einen Päderasten im Kinderparadies gehalten wird. Ellen Stein philosophiert über Würmer in Tequila-Flaschen und holt sich ihre Anregung zum Schreiben offenbar vermehrt von Flohmärkten, wovon zwei der vier Texte zeugen. Und Steffi Love blickt in ihren sieben Texten noch einen Zacken tiefer als ihre Kollegen in den Abgrund der Gesellschaft, indem sie ihre trostlosen Geschichten in den Milieus Psychiatrie, Kinderheim und Pornokino ansiedelt.
Fazit: Gut geschriebenes Gesamtwerk für Menschen, denen die Gosse ins Gesicht schlägt oder die davon lesen möchten. Aber kein Buch für Leser, die es gern heiter und lustig haben.
Der Unsichtbar Verlag aus Diedorf bringt mehrere Bücher im Jahr heraus, deren Autoren entweder der Poetry Slam Szene zurechenbar sind oder anderweitig alternative Literatur - also fernab des Mainstreams - verfassen.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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