Hainhofen damals
Als die Sexuelle Revolution ins Dorf kam
Vom Badevergnügen in der Schmutter
Die kleine Brücke, die beim Hainhofer Schloß über die Schmutter führt, wurde einstmals schlicht der "Badsteg" genannt. Wenn man dort den Wiesenweg flußabwärts nimmt, kommt man nach der nächsten Biegung an eine Stelle, die man heute kaum wiedererkennt, so sehr haben sich der Fluß und das Ufer im Lauf der Jahrzehnte verändert. Wo jetzt eine wahre Wildnis wuchert, tummelten sich an heißen Sommertagen die Badelustigen aus Hainhofen und einige still Geduldete aus Westheim am frei zugänglichen Gestade. "Buaba-Bade", zu deutsch "Badestelle für Knaben", nannte man dieses Naturfreibad und in noch früheren Zeiten gab es ein paar hundert Meter weiter unten mit der "Mädla-Bade" auch das der züchtigen Weiblichkeit vorbehaltene Gegenstück.
In meiner Jugendzeit, Anfang der 60er Jahre, hatten jedoch die ersten schüchternen Vorboten der sexuellen Befreiung das Schmuttertal erreicht, die Geschlechtertrennung war längst aufgehoben und die Mädels waren dauerhaft flußaufwärts gewandert und lagen glänzend und verlockend nach Tiroler Nussöl duftend auf weichen Luftmatratzen an der Buaba-Bade. Das hohe Gras der Mädla-Bade diente fortan nur noch als Versteck knutschwilliger Pärchen, doch derlei Intimitäten waren den mutigen Älteren ab Lehrling aufwärts vorbehalten. Wir halbreifen Jüngeren begnügten uns mit feuchten erotischen Phantasien beim Anblick der ersten Bikinis, die gerade in Mode kamen und bekämpften aufkommendes Begehren in der feuchtwarmen Badehose mit den altersgemäßen Lustbarkeiten wie Nasse-Handtuchschlacht, Arschbombenkür oder Baatzknödelweitwurf.
Die meistens von uns hatten das Schwimmen im Selbstlernkurs ganz ohne Seepferdchenabschluß in den flacheren Teilen von Mutter Schmutter erlernt, wobei intensive Schnappatmung und die Strömung die einzigen Schwimmhilfen waren. Das härtet ab fürs Leben, genauso wie der ewige Kampf gegen die Luftattacken der allgegenwärtigen, blutgierigen Bremsen. Unfallursache Nummer 1 in der Sommerperiode war aber bei den 5 bis 15jährigen Jahr für Jahr die obligatorische “Schnittverletzung durch Treten in Glasscherben oder rostige Blechdosen“. In den besten Jahren gab es am steilsten Ufer sogar ein hölzernes Sprungbrett, auf dem die geschlechtsreifen Halbstarken mit imposanten Hechtsprüngen um die frisch geölten Weibchen buhlten, während wir froschbeinigen Nachwuchsspringer gleich daneben mit unseren schmerzhaften Bauchplatschern allenfalls mäßige Haltungsnoten erzielten. Aufs Sprungbrett habe ich es nicht mehr geschafft, denn bald entstanden die ersten Freibäder mit klarem, blauem Wasser, welches so herrlich antiseptisch nach Chlor duftete und damit war das rasche Ende der Hainhofer Riviera besiegelt!
Anmerkung:
Unfallursache Nr. 1 bei Kindern war fortan "Blutende Schürfwunde durch Sturz vom Fahrrad beim Freihändigfahren"
Bürgerreporter:in:Helmut Weinl aus Neusäß | |
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