Baumbestand Neusäß
Zur Sicherheit die Sprache der Bäume lesen

Der städtische Baumsachverständige Michael Vogt beim Messen des Stammumfangs | Foto: Andrea Faber
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  • Der städtische Baumsachverständige Michael Vogt beim Messen des Stammumfangs
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Im Stadtgebiet Neusäß gibt es rund 6.000 Bäume, die regelmäßig, das heißt alle 12 bis spätestens 15 Monate, auf ihre Sicherheit kontrolliert werden. Zuständig ist das Tiefbauamt der Stadt Neusäß, das dabei nach der VTA-Methode (visual tree assessment) vorgeht. Diese anerkannte Standarduntersuchung bedeutet eine „sanfte“ Kontrolle des Baumes vom Boden aus, ohne besondere technische Maßnahmen. Wichtig ist ein gutes Verständnis der „Körpersprache“ der Bäume, denn aus deren Auftreten und Gestalt lassen sich für Fachleute bereits viele wesentliche Lebensmerkmale ablesen, die ein eventuelles Handeln im Sinne der Sicherheit erforderlich machen.

Wichtig ist hierbei, Symptome, die von einer gesunden Norm eines Baumes abweichen, zu erkennen und zu beurteilen. „Dies schont den Baum, der so von Probebohrungen und ähnlichen Eingriffen bewahrt werden kann“, erläutert der städtische Baumsachverständige Michael Vogt. Von den Tausenden Bäumen unseres Stadtgebietes hat jeder einzelne eine Plakette mit eigener Nummer, ist also konkret zuzuordnen. Eine Baumschau beginnt bei der Einteilung eines Baumes in verschiedene Vitalitätsstufen. Diese werden direkt vor Ort in einem Digitalkataster am Tablet erfasst. Der Eintrag umfasst beispielsweise Angaben zur Höhe des Baumes, seinem Kronendurchmesser, Stammumfang – und ob der Baum sich noch in der Reife- oder eher schon Degenerationsphase befindet. Zeigen sich beispielsweise Knicke oder Risse in der Rinde, bedeutet dies, dass der Baum auf etwas reagiert. Eine erste Maßnahme wäre hier etwa, dem Baum Druck, etwa durch Wind, zu nehmen, indem man einige Äste abschneidet. In der Regel arbeitet ein externer Fachbetrieb solche Maßnahmen ab. Bei unklaren Sachlagen wird zusätzlich ein externer Sachverständiger hinzugezogen, der beispielsweise mittels Schalltomographie oder Zugproben am Baum dessen Zustand prüft. Alle Schäden werden nach Schulnoten erfasst, eine 1 ist daher optimal. Ab einer 4 sind Schäden nicht mehr kompensierbar und es muss in jedem Fall gehandelt werden. „Grundsätzlich handeln wir nach zwei Devisen, erstens: geht von einem Baum Gefahr aus? Und zweitens: Hat er in irgendeiner Form Pflege nötig?“ erläutert Bürgermeister Richard Greiner, dem Schutz des städtischen Baumbestandes und Sicherheit große Anliegen sind.

Ein alter Baum ist lebendige Biodiversität
Wie wichtig und daher erhaltenswert ein älterer oder alter Baum ist, zeigt sich besonders am Beispiel der Artenvielfalt: finden sich an einem jungen Baum etwa 20 verschiedene Tier- und Pflanzenarten, explodiert die Artenvielfalt bei einem alten Baum auf etwa 1000. Denn nun kommen noch Schnecken, Spechte, Kauze, Flechten, Moose, Pilze und unzählige Insekten und weitere Arten hinzu, die die Biodiversität sichern.

Auch auf den Eichenprozessionsspinner, der sich zum Glück in jüngster Zeit zurückhält, hat wird von der Stadt genau geachtet. Dies geschieht nicht so sehr um des Baumes willen, dem der Spinner nichts anhaben kann, sondern viel mehr aus Gründen der Gesundheitsvorsorge für den Menschen. „Wir wollen, dass Mensch, Tier und Natur in Neusäß im Einklang leben können“, so Bürgermeister Greiner.

Der städtische Baumsachverständige Michael Vogt beim Messen des Stammumfangs | Foto: Andrea Faber
Katastereintrag per Tablet | Foto: Andrea Faber
Bürgerreporter:in:

Stadt Neusäß aus Neusäß

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