Kobelwald und Klimawandel
Gesunde Buchen sollen weichen
Seit einiger Zeit sind am Rand des Kobelwaldes in Westheim, der an die Grundstücke der Häuser der Straße „Hinter den Gärten“ grenzt, 8 Buchen mit einem roten Punkt versehen. Einer aufmerksamen Anwohnerin ist dies aufgefallen und sie hat sich besorgt an den BUND Naturschutz gewandt. Sie versuche diese Buchen zu erhalten, da sie einfach kerngesund und prachtvolle Bäume seien.
Der Kobelwald ist seit 1977 als Landschaftsschutzgebiet mit einer Fläche von etwas mehr als 20 ha ausgewiesen. Der Großteil der Fläche von 12 ha gehört der Hans-und-Hermine-Sailer-Stiftung, rund 5 ha gehören dem Kobelschutzverein, einige kleinere Flächen gehören der Stadt Neusäß und Privateigentümern. Nach dem verheerenden Sturm im Jahr 2013 hat sich der Kobelwald dank einer Wiederaufforstung mit 25.000 Bäumen wieder gut entwickelt und dient den Neusässern als beliebtes Naherholungsgebiet.
Der Wald wird ehrenamtlich vom ehemaligen Forstdirektor der Stadt Augsburg und der Fugger’schen Stiftungen, Herrn Hartmut Dauner, über die Waldbesitzervereinigung der Region Augsburg betreut. Bei einer Ortsbesichtung mit Herrn Dauner, der Anwohnerin und Mitgliedern der BUND Naturschutz Ortsgruppe konnte man anschaulich sehen, welche Herausforderungen sich durch den Klimawandel auch für den Kobelwald bei waldnaher Bebauung ergeben.
Die 8 betroffenen, gesunden, teils bis zu 150 Jahre alten Buchen stehen am Waldrand. Bis vor einiger Zeit bildeten diese Buchen den Abschluss eines Eschenwäldchens. Die Esche ist einer der häufigsten Laubbäume Europas. Sie schien mit der Klimaerwärmung gut zurechtzukommen. Doch eine aus Asien eingeschleppte Pilzerkrankung lässt viele Bäume absterben. So auch hier im Kobelwald. Das Ergebnis ist nun eine Lichtung direkt vor der Baumgruppe der Buchen.
Stehen Bäume geschlossen zusammen, weisen sie eine große gemeinsame Widerstandskraft gegenüber Stürmen auf. Bei lückenhafter Gruppierung der Bäume sinkt die Widerstandskraft jedes einzelnen Baumes. Hinzu kommen nun veränderte Windrichtungen. Während normalerweise in unseren Breitengraden der Wind aus westlicher Richtung weht, kommt es inzwischen vermehrt zu starken Turbulenzen. Weht nun ein starker Fallwind in die Lichtung vor den Buchen hinein, könnten die Buchen, die in diesem Fall auch extrem einseitige Baumkronen aufweisen, direkt in Richtung der angrenzenden Bebauung fallen.
So kommt es hier zu der Situation, dass die 8 gesunden Buchen aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssen, weil vorher die Eschen abgestorben sind und eine Lücke in den Wald gerissen haben.
Die Waldbesitzervereinigung hat im Vertrag mit der Hans-und-Hermine-Sailer-Stiftung die Verkehrssicherungspflicht übernommen. Alle Bäume, von denen eine erkennbare Gefahr auf angrenzende Bebauung und öffentliche Einrichtungen ausgeht, sind daher zu entnehmen. Geschieht dies nicht, würde im Schadensfall die Waldbesitzervereinigung haftbar gemacht werden können.
Gibt es nun Maßnahmen, wie man die Gefährdung durch die Buchen mindern könnte? Ist das Sicherheitsrisiko vom Waldbesitzer oder von den Anwohnern zu tragen?
An diesem Punkt wird das Dilemma von Wirtschaftswald und Naturschutz deutlich. Von Privatpersonen, Haus- und Grundbesitzern, aber auch Kommunen wird als Pflichtaufgabe erwartet, dass Bäume in öffentlichen Bereichen und im Bereich der Bebauung regelmäßig auf Standsicherheit überprüft werden. Gegebenenfalls müssen durch Rückschnitte und Sicherungsmaßnahmen (z.B. Seilsicherungen) die ortsbildprägenden und klimaschützenden Bäume erhalten werden. Da aber bereits jetzt die Kosten für die Holzernte im Kobelwald die Holzerlöse um ein Mehrfaches übersteigen, kann die Stiftung diese Zusatzkosten nicht leisten. Hier wird das Sicherheitsrisiko durch das Entfernen der Bäume verringert.
Dem Wunsch des BUND Naturschutz und der Anwohnerin, durch einen Baumsachverständigen feststellen zu lassen, ob durch entsprechenden Rückschnitt die Buchen doch noch erhalten werden könnten, musste Herr Dauner daher aus Kostengründen eine Absage erteilen.
Ein weiteres Problem stellt der im September festgestellte, massive Borkenkäferbefall im Südwesten des Kobelwaldes dar. Hier müssen viele Fichten gefällt werden. Auch dies kann wieder Auswirkungen auf die angrenzenden Laubbäume haben.
Das Problem ist hier nicht der Kobelwald, sondern die waldnahe Bebauung und die Pflicht des Waldbesitzers zur Verkehrssicherung.
Bürgerreporter:in:Dietmar Kuhlmann aus Neusäß | |
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