Welttag der Kinderarbeit / Ausstellung von Tomé in der Eichenwaldschule Neusäß
12.6.2018 / Welttag der Kinderarbeit
Weltweit müssen 250 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren arbeiten
Zum Welttag der Kinderarbeit zeigt der Künstler und Lehrer Tomé Thomas Etzensperger in einer kleinen Ausstellung in der Aula der Grund- und Mittelschule Neusäß am Eichenwald Zeichnungen von arbeitenden Kindern.
Der Fotograf Thomas Tham Joo Kit
Die Zeichnungen von Tomé sind alle nach Fotografien seines Freundes Thomas Tham Joo Kit gefertigt. Thomas Tham war selbst als kleiner Junge in Kambodscha in einem Lager der Roten Khmer (Pol Pot Regime), wo er auch gefoltert wurde und unter anderem mit ansehen musste, wie sein etwas älterer Freund zu Tode gepeitscht wurde als Strafe dafür, dass sie zusammen aus Hunger ein Ei gestohlen hatten. Er konnte mit 11 Jahren nach Malaysia fliehen und lebt heute in Singapur, wo er sich um ältere Menschen kümmert. Seine Fotografien der Kohlekinder von Ulingan in Manila auf den Philippinen gehören zu den eindrücklichsten Dokumenten dieser Art. Er zeigt das Kind, das auf Müllhalden wohnt und täglich um seine schiere Existenz kämpft aber genauso wie seine unbändige und nicht zu zerstörende Freude und sein Lachen, welches auch noch in seiner Armut zu finden ist.
Dieser kleine Junge (Bild oben) arbeitet hart in einer Kohlefabrik in dem Slum von Ulingan in der Hafenregion Tondo in Manila, um seiner Familie zu helfen, sich die nächste Mahlzeit zu sichern.
Nicht gegen Kinderarbeit
Tomé ist nicht grundsätzlich gegen Kinderarbeit, denn in vielen Familien wäre ohne die Mitarbeit der Kinder deren Existenz gar nicht möglich. Das Kind sollte aber nicht unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten müssen und von Erwachsenen gnadenlos ausgebeutet werden. Es sollte auch noch Zeit haben, Kind zu sein, zu spielen und in die Schule zu gehen.
Kinderrechte nicht überall selbstverständlich
Dies will der Lehrer Tomé auch den Kindern seiner Schule mit seiner kleinen Ausstellung sagen.
Das zu verstehen und zu wissen ist für die Kinder, die in einer Wohlstandsgesellschaft in Deutschland leben, wichtig. Sie sehen so auch, dass die Kinderrechte nicht überall auf der Welt eine Selbstverständlichkeit sind.
Kinder empfinden schnell Empathie (Mitgefühl) mit anderen Menschen, denen es nicht so gut geht wie ihnen. Sie sind damit der Grundstein, Garant und die Voraussetzung für eine zukünftige bessere Welt.
Die Kohlekinder von Ulingan
Ulingan ist eine kleine Slumgemeinschaft in der nördlichen Hafenregion Tondo von Manila (Philippinen). Sie befindet sich inmitten einer riesigen Müllkippe der Hauptstadt und ist von Kohlefabriken, die giftigen Rauch verbreiten, umgeben. Es gibt weder Elektrizität noch Zugang zu Toiletten oder ein Abwassersystem. Die dort lebenden Menschen haben keine andere Wahl, als in dem Ruß, Gestank und Müll zusammen mit unzähligen Ratten und anderem Ungeziefer zu leben. Denn die Familien sind auf die Holzkohleproduktion angewiesen, um zu überleben. Schon die Kleinsten arbeiten mit gerade mal drei Jahren in den Kohlefabriken, um ein paar Pesos (philippinische Landeswährung; 1€ ˜ 54 Pesos) am Tag dazu zu verdienen. Somit können sie ihren Familien helfen, sich die nächste Mahlzeit zu sichern.
Viele der hier lebenden Familien sind aus den ländlichen Regionen in die Hauptstadt gekommen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch nur wenige finden Arbeit in der Stadt. Aufgrund des begrenzten Platzangebots im Stadtzentrum entstehen immer mehr Slums rund um Manila, wie auch Ulingan.
„Ulingan“ kommt von dem tagalogischen Wort „Uling“ und bedeutet so viel wie „ein Ort, an dem Holzkohle gemacht wird“. Holzkohle ist ein wichtiger Bestandteil für die Energieversorgung auf den Philippinen. Viele Menschen haben keinen Zugang zu anderen Energiequellen und sind auf die Holzkohleproduktion angewiesen. Weltweit kochen 2,7 Milliarden Menschen auf einfachen traditionellen Öfen oder am offenen Feuer mit Holz, Kohle, Holzkohle oder ähnlichem Material. 1,4 Milliarden Menschen haben überhaupt keinen Zugang zu Elektrizität. Die meisten davon leben in Asien oder auf pazifischen Inseln.
Ulingan ist ein unwirklicher Ort, denn hier herrschen andere Bedingungen, als in einem Slum unserer Vorstellung. Da Ulingan auf einer Mülldeponie gebaut wurde, bestehen die Böden der Gegend aus Abfällen, Dreck und Ungeziefer. Die Anzahl der Ratten übertrifft die Zahl der Bewohner bei Weitem. Als ob das noch nicht genug wäre, scheint die gesamte Gegend in Rauchschwaden, schwarzem Qualm und dem Gestank des gärenden Mülls förmlich zu ersticken. In Teilen des Slums nahe den Holzkohlefabriken ist die Sicht gleich null.
Für die Produktion der Holzkohle sammeln meist Kinder und Jugendliche altes Holz auf der Müllkippe und bringen Bauholz von Baustellen über die matschigen Wege zu den Kohlefabriken. Das gesammelte Holz wird in Erdgruben eng aneinander aufgeschichtet. Nachdem die Gruben mit Metallplatten abgedeckt wurden, wird ein Feuer entfacht und das Holz zum Schwelen gebracht. Durch die langsame und kontrollierte „Verbrennung“ des Holzes entsteht erst nach drei bis vier Tagen Holzkohle. Diese wird von den Kindern, Männern und Frauen in Ulingan verpackt und danach im Großhandel verkauft.
Bürgerreporter:in:Tomé Thomas Etzensperger aus Augsburg |
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