Artenschutz und Neubau der Uniklinik
Schottische Hochlandrinder aus Neusäß und bedrohte Grünflächen
Artenschutz und Landschaftspflege
Der BUND Naturschutz hatte am 25.9. zum Thema „Artenschutz in der Praxis“ in die Begegnungsstätte St. Ägidius in Neusäß eingeladen. Nicolas Liebig, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Stadt Augsburg, nahm die mehr als 40 interessierten Zuhörer mit auf eine spannende Reise zu verschiedenen Naturschutzprojekten auf dem Stadtgebiet Augsburg. Landschaftspflegeverbände sind Zusammenschlüsse, in denen Landwirtinnen und Landwirte, Naturschützende sowie die Kommunalpolitik gemeinsam naturnahe Landschaftsräume erhalten oder neu schaffen.
Herr Liebig zeigte eindrucksvoll in Bildern, wie die unseren Raum prägenden Flusslandschaften an und zwischen Wertach und Lech durch Menschenhand in den letzten 100 Jahren komplett verändert wurden und dadurch riesige, durch die Flüsse geprägte Naturlandschaften, zerstört wurden. Die Landschaftspflege mit unterschiedlichen Maßnahmen sorgt dafür, dass Einzelbiotope erhalten und möglichst vernetzt werden, um größere Räume zum Erhalt der Artenvielfalt wieder entstehen zu lassen.
Zur Entwicklung artenreicher Wiesen gibt es in der Landschaftspflege verschiedene Ansätze bei der Grünlandpflege. Neben dem zielgerichteten Mähen gibt es auch die Möglichkeit der Beweidung mit Rindern, Schafen oder Ziegen.
Auf den Ausgleichsflächen für den Medizin-Campus entlang der Steppacher Straße in Neusäß, soll eine Herde schottischer Hochlandrinder von einem Neusässer Züchter ab dem nächsten Jahr zum Einsatz kommen. Aufgrund ihrer Robustheit können Hochlandrinder ganzjährig draußen gehalten werden.
Neben diesem positiven Aspekt der Landschaftsentwicklung gibt es an gleicher Stelle mit dem Entscheid zum Neubau der Uniklinik leider auch negative Entwicklungen mit weiterem Flächenverbrauch.
Neubau der Uniklinik – Auswirkungen
Hier schloss sich der Bogen zum zweiten Vortrag des Abends, bei dem es um die Auswirkungen des Neubaus der Uniklinik auf die Grünflächen zwischen Neusäß und Steppach ging. Dr. Dietmar Kuhlmann von der BUND Ortsgruppe zeigte anschaulich anhand veröffentlichter Zahlen, wie dramatisch sich der zusätzliche Flächenverbrauch des Neubaus der Uniklinik auswirken könnte.
Seit den 2010er Jahren war die Generalsanierung des Klinikums von den damaligen Trägern, Stadt und Landkreis Augsburg, verfolgt worden. Es wurden der OP-Bereich saniert, eine Hubschrauberplattform auf dem Dach gebaut, das Geburts- und Kinderkrankenhaus sowie der Anbau West neu errichtet. Auch ein Interimsgebäude wurde neben dem Anbau West gebaut, das als Ausweichfläche dienen sollte, wenn Stationen während der Sanierung verlegt werden müssen.
In der Vergangenheit wurde bei veröffentlichten Darstellungen zum Medizin-Campus immer eine sanierte Uniklinik im Hintergrund gezeigt. Nachdem der zukünftige Flächenbedarf für den Medizin-Campus im Bebauungsplan im Jahr 2017 festgelegt wurde und nachdem das Land Bayern die Trägerschaft 2019 für die Klinik übernommen hatte, starteten die ersten Diskussionen um einen Neubau, der voraussichtlich mindestens 10 ha weiteren Flächenbedarf erfordern wird. Teile des heutigen Klinikparks und der landwirtschaftlichen Fläche vor dem Anbau West werden wohl überbaut werden müssen.
Für das heutige Gebäude gibt es bisher keine Nachnutzungskonzepte. Auch die geplante zukünftige Straßenbahnanbindung über die Bürgermeister-Ackermann-Straße scheint schon an der Ausfahrt aus dem neuen Straßenbahntunnel am Hauptbahnhof zu scheitern.
Dr. Kuhlmann führte aus, dass sich die Ortsgruppe des BUND Naturschutz bei den anstehenden Genehmigungsverfahren dafür einsetzen wird, dass ein möglichst großer und durchgehender Grünbereich entlang der Steppacher Straße erhalten bleibt. Hierzu wird sich die Ortsgruppe mit anderen betroffenen Gruppen des BUND Naturschutz und anderen Umweltverbänden abstimmen.
Der Flächenbedarf für die neue Klinik muss minimiert werden. Entgegen dem aktuellen Bebauungsplan für den Medizin-Campus sollten hier keine weiteren Flächen bebaut werden. Vielmehr sollten die momentan noch unberührten Erweiterungsflächen des Medizin-Campus zwischen der Steppacher Straße und der Straßenbahn als Ausgleichsflächen für den Klinikneubau vorgesehen werden. Der zukünftige Bedarf an Nutzflächen für den Medizin-Campus sollte weitestgehend durch eine Sanierung des heutigen Klinikgebäudes gedeckt werden können. Die Planungen für die neue Straßenbahnlinie 5 vom Hauptbahnhof über die Bürgermeister-Ackermann-Straße zur Uniklinik müssen beschleunigt werden. Es sollte auch eine Machbarkeitsstudie für eine Weiterführung nach Neusäß mit Verknüpfung zur Bahnstrecke und den Regionalbussen durchgeführt werden, um über Neusäß hinaus den westlichen Landkreis verkehrlich anzubinden.
In der anschließenden Diskussion wurde von den Zuhörern die mangelnde Einbeziehung der Öffentlichkeit bei den Planungen kritisiert. Es scheint auch keine öffentlich zugänglichen Zahlen oder Begründungen zu geben, warum das Sanierungskonzept für die Uniklinik nach Übernahme der Trägerschaft durch das Land im Jahr 2019 nicht mehr weiter verfolgt werden konnte.
Einige Anwesende sorgten sich auch um weitere Themen wie Verkehrserschließung und zukünftigem Hubschrauberlandeplatz.
Die Vortragsunterlagen finden Sie auf der Seite des BUND Naturschutz:
stopn.de/info-25
Bürgerreporter:in:Dietmar Kuhlmann aus Neusäß | |
Webseite von Dietmar Kuhlmann | |
Dietmar Kuhlmann auf YouTube |
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