Die Stadt Neusäß blickt auf die Zeit der Gebietsreform zurück
Vor 40 Jahren veränderte die Gebietsreform die Landkarten in Bayern nachhaltig. So entstand 1972 auch der Landkreis Augsburg, der dieses Jahr seinen 40. Geburtstag feiert. Ebenfalls ein Kind dieser Gebietsreform ist die Stadt Neusäß, die im Zuge des Landkreisjubiläums mit einer kleinen Feierstunde im Rathausfoyer an die damaligen Ereignisse erinnert und auf die eigene Entstehungsgeschichte zurückgeblickt hat.
In zwei Vorträgen ließ man die Geschichte wieder aufleben und die Gäste in die turbulenten Zeiten eintauchen. Während der Kreisheimatpfleger und ehemalige Neusässer Gemeinde- bzw. Stadtrat Prof. Dr. Walter Pötzl sich dem Thema „Neusäß auf dem Weg zur Einheitsgemeinde“ widmete, zeichnete der ehemalige 1. Bürgermeister Dr. Manfred Nozar „Neusäß auf dem Weg zur Stadt“ nach.
Hitzige Debatten begleiteten die Gebietsreform vor 40 Jahren. So ließen sich die neuen Grenzen der Landkreise, Städte und Gemeinden nicht ohne ausführliche Diskussionen ziehen, bei denen es keinesfalls nur zufriedene Gesichter gab. Auch Neusäß bzw. seine damals noch eigenständigen acht Ortsteile bildeten hier keine Ausnahme. Das Anliegen, selbstständig zu bleiben, zog sich durch alle Ortsteile. Doch die Reform, die von der Bayerischen Regierung gewünscht war und das Ziel hatte, mit den Zusammenschlüssen leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen, wurde stetig vorangetrieben. So schlossen sich 1972 zuerst (Alt-)Neusäß, Hainhofen, Hammel, Schlipsheim und Westheim zusammen, 1978 kamen Ottmarshausen, Steppach und Täfertingen hinzu. Doch wie sollte die neue Großgemeinde nun heißen? Bei dieser Frage gab es „wilde Kombinationen“, erinnerte sich Prof. Walter Pötzl. Zum Beispiel wurden die Namen der Ortsteile auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. Ebenfalls zur Diskussion als neue Ortsnamen standen „Lohwald“ und „Schmuttertal“, was jedoch bei der Regierung und dem Staatsarchiv auf wenig Gegenliebe stieß. Schließlich einigte man sich darauf, die Großgemeinde nach dem größten Ortsteil, nämlich nach Neusäß, das 54 % der damaligen Gesamtbevölkerung stellte, zu benennen.
Nun galt es nicht nur auf der Landkarte, sondern auch in der Realität, eine Einheit zu werden. Professor Dr. Walter Pötzl zieht heute ein positives Fazit, wenn er auf die vergangenen vier Jahrzehnte zurückblickt: „Die Gemeinde ist relativ gut zusammengewachsen.“ Ein gutes Beispiel hierfür ist das große Fest, das die Neusässer Feuerwehren 1975 zu ihrem 100jährigen Bestehen gemeinsam gefeiert haben. Dies kam so gut an, dass die Anwesenden damals im Festzelt mit Hilfe ihrer Maßkrüge darüber abstimmten, ob in Zukunft ein solches Fest fortgeführt werden soll. Die Abstimmung fiel positiv aus und das Neusässer Volksfest war geboren.
Nachdem die Gebietsreform abgeschlossen war, kam Anfang der 80er Jahre das Bestreben auf, aus der Großgemeinde eine Stadt zu machen. Hierfür galt es einiges neu bzw. umzugestalten, um sich als „Stadt Neusäß“ präsentieren zu können. So wurde zum Beispiel die Hauptstraße neu gestaltet und die Remboldstraße neu gepflastert und zur Festzone für Stadtfest und Weihnachtsmarkt bestimmt. Die Stadterhebung konnte schließlich am 10. Juni 1988 gefeiert werden. Für Neusäß, das sich nun offiziell als „Stadt“ bezeichnen durfte ein „Imagegewinn“, wie Dr. Manfred Nozar zurückblickt.
Nächstes Jahr kann Neusäß sein 25jähriges Stadtjubiläum feiern – und „dann heißt es auf die Geschichte der vergangenen 25 Jahre zurückblicken“, wie 1. Bürgermeister Hansjörg Durz erklärt.