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Das Ende der Behaglichkeit

  • Das Ende der Behaglichkeit
  • Foto: © FinanzBuch Verlag
  • hochgeladen von Michael S.

Michael Maier beleuchtet in seinem neuen Buch „Das Ende der Behaglichkeit“ die Auswirkungen der technologisch-industriellen Revolution auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei widmet er sich vor allem unterschiedlichen Arten von Krieg, dem Modell Europäische Union sowie den aktuellen Dauerbrenner-Themen Flüchtlinge und Volkswagen.

Vier Arten von Kriegen erkennt Michael Maier in diesen Zeiten: die realen Kriege, Finanzkriege, Cyber-Kriege und Propaganda-Schlachten. Vor allem prangert Michael Maier die Rolle der Medien an. Steckt mehr Geld in investigativen Journalismus und Recherche anstatt Zitate von Lobbyisten und transatlantische Diktate unreflektiert als Wahrheit zu verbreiten, findet der Herausgeber der Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Er ist sich sicher, dass die vielen „Verschwörungstheorien“ sprießen, „weil die Medien ihre handwerkliche Arbeit nicht ordentlich verrichten“ (S. 78). Insbesondere rechnet er mit den zwangsfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen und deren Kontrolle durch Parteien ab und beklagt Inhaltsleere, die kritische Nachrichten ersetzt. Das Ursachen-Kapitel zu diesen Kriegen unterteilt er in „Arm gegen Reich“, „Alt gegen Jung“, „Rückständig gegen Modern“, „Schuldner gegen Gläubiger“ sowie „Staat gegen Privat-Sektor“. „Reale Kriege, Finanzkriege, Cyber-Kriege und ein veritabler Propagandakrieg zerstören Recht und Gesetz, Wohlstand, Freiheit und Demokratie. Dies geschieht mit modernsten Mitteln und wirft uns doch in vielen Bereichen in die Barbarei zurück. Viele der alten Werte bestehen in den westlichen Gesellschaften nur noch als Fassaden“, zieht Michael Maier auf Seite 106 ein Zwischenfazit.

Politiker und Parteien werden immer reicher, schröpfen den Steuerzahler zu Gunsten der Obrigkeit und im Interesse der Wirtschaft. Bilder sind stärker als Gesetze und leicht in den Köpfen der Menschen zu verankern, beklagt Michael Maier den Verfall der Justiz (S. 109). Damit Staaten nicht sparen müssen, wird der Bürger schleichend enteignet (S. 126). Mit jeder weiteren finanziellen Repression wird das Vertrauen der Bürger in Banken, Staat und Gesellschaft zerstört (S. 128). Die transatlantische Hörigkeit zu Lasten der deutschen Wirtschaft und Souveränität steht in diesem Buch ebenso am Pranger wie die Abschaffung der Bürgerrechte (S. 136). Staaten verwenden den Terror-Begriff, um missliebigen Individuen den Rechtsweg abzuschneiden, erklärt der Autor (S. 138) und ist überzeugt, dass wir neben unserer Urteilskraft auch unsere Freiheit verlieren. Gerade werde ein Gesetzesentwurf vorbereitet, der das Herunterladen von Whistleblower strafbar mache und damit massive Einschränkungen für investigative Journalisten, Anwälte und Menschenrechtler nach sich ziehen werde (S. 139).

Skrupellose Politiker und Lobbyisten verkaufen ihre Wähler
Schon Helmut Kohl hat „den Willen der Deutschen bewusst ignoriert“ (Beispiel Euro-Einführung). Angela Merkel erweitert diese Politik um die Facette, dass Rechtsbrüche, falls möglich, formal gültig beschlossen werden (S. 112). Nur die wenigsten Abgeordneten machen sich in komplizierten aber enorm folgenreichen Fallentscheidungen wie TTIP sachkundig. Hauptsache, sie erhalten ihre Macht oder kommen nach der politischen Karriere als Lobbyisten oder Ähnliches in Unternehmen unter. Ehrliche Parlamentarier, die unbequeme Wahrheiten aussprechen und das Volk oder zumindest die Kollegen warnen, werden wie Peter Gauweiler gnadenlos abgesägt.

Derweil gibt unsere Elite immer mehr Entscheidungskompetenz an supranationale Organisationen wie EU, IWF, ESM, EZB und NATO ab, die teilweise nicht einmal an Gesetze gebunden sind, aber bereits über das Vermögen deutscher Steuerzahler verfügen. Während Steuerzahler politisch geschützte wankende Riesen, die ihren finanziellen Schlamassel selbst verschuldet haben, mit Milliardenspritzen retten müssen, legt der Staat beispielsweise kreativen Existenzgründern Steine in den Weg anstatt sie unbürokratisch zu fördern. Info am Rande: Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent an Volkswagen, der Ministerpräsident sitzt traditionell im VW-Aufsichtsrat. Sigmar Gabriel war Lobbyist für den Autokonzern, lange bevor er Wirtschaftsminister wurde. Deutsche Spitzenpolitiker dirigieren Brüssel die Emissionswerte, die deutsche Autobauer einhalten können.

Unternehmen verschlafen Trends und gefährden damit Jobs
Die Autoindustrie ist eine der Branchen, die sich zu lange auf Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht und die ersten Wellen der technologisch-industriellen Revolution gemäß Michael Maier verschlafen hat. Google und Apple attackieren den Markt, Elektroautos sind die Zukunft, während die Nachfrage an herkömmlichen Kraftfahrzeugen wegen Luftverschmutzung und Carsharing sinkt beziehungsweise sinken wird. Mangels Anpassung ihres Geschäftsmodells werden einige Branchen, die Trends verschlafen, abgehängt – wodurch ebenso Jobs verloren gehen wie durch die steigende Automatisierung von Prozessen durch Roboter. Zu den Trends, die hauptsächlich aus den USA kommen, gehören beispielsweise Predictive Analytics – mit (historischen) Daten und Berechnungen vorhersehen, was passieren könnte. Diese Methode könnte bald schon in der Strafverfolgung eingesetzt werden, um Straftaten zu verhindern. Tests finden bereits statt.

Airbnb, Wimdu und andere Unternehmen im „Para-Hotellerie-Segment“ graben Hotels das Wasser ab. Im Gesundheitssektor sind Trackingprogramme zur Selbstoptimierung und Biotech nicht mehr aufzuhalten.Drohnen und Robotik sind derweil wahr gewordene Zukunft in der Industrie und beim Militär. Auch die Kommunikation und Finanzprodukte (Fintechs) ändern sich und unser Verhalten rasant. Und die Justiz, die Freiheit und die Demokratie werden kontinuierlich weiter ausgehöhlt.

EU-Reform und NATO-Austritt
Michael Maier präsentiert seinen Lesern im Schlusskapitel Lösungsansätze für die Zukunft. Doch da diese das Gegenteil von dem beinhalten, was den mächtigen Profiteuren des gegenwärtigen Systems gefällt, dürften sie unrealistisches Wunschdenken sein: Intelligente Kommunalverwaltungen können viel mehr erreichen als Lobbyisten-Versammlungen, verweist der Autor auf ein Praxisbeispiel aus China (S. 241). Für alle EU-Mitglieder fordert er den Austritt aus der NATO, während er die Kompetenzen der Europäischen Union auf drei Bereiche reduzieren würde: Eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik auf Basis immerwährender Neutralität (unabhängig von den USA), die innere Sicherheit inklusive der Bürgerrechte sowie ein gemeinsames Innovations- und Einwanderungsprogramm. Auch genügen seiner Ansicht nach drei politische Vertreter jedes Mitgliedslandes – ein Experte pro Bereich -, die ein von allen Europäern direkt gewähltes Parlament bilden. Klingt gut, aber eben unrealistisch.

Fazit: Michael Maier hat einige Abwege, auf denen sich Deutschland, ihre Politik und Wirtschaft befindet, zusammengefasst und in die Veränderungsprozesse, die sich durch die technisch-industriellen Revolution ergeben, eingeordnet. Das Szenario ist düster und greifbar realistisch, der Lösungsansatz vermutlich weniger. Auch in Bezug auf die Hoffnung im Schlusssatz von Michael Maier darf bezweifelt werden, ob es nicht schon zu spät ist: „Das Ende der Behaglichkeit kann, wenn wir es nicht verschlafen, zur Entdeckung der Moderne in Europa führen“ (S. 252). Eine weitere Korrekturschleife hätte dem Werk in Sachen kleinerer Grammatikfehler gut getan.

Titel: Das Ende der Behaglichkeit
Autor: Michael Maier
Verlag: FinanzBuch Verlag
Infos: Hardcover, 288 Seiten, Erscheinungsjahr 2016
ISBN 978-3-89879-941-6

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