myheimat Neusäß
SCHWIERIGE (JAHRES-)ZEITEN
DIE UNGEWISSE ZUKUNFT DES ALTWEIBERSOMMERS
Mit dem angestaubten Begriff "Altweibersommer" verbinden wir bis heute durchweg positive Bilder von Wanderungen im September und Oktober unter bunt gefärbtem Herbstlaub, welches im breiten Spektrum von goldgelb bis feurig rot im Schein der noch wärmenden Sonne leuchtet. Darüber spannt sich ein wolkenloser, sattblauer Himmel, nur die klaren Nächte erscheinen schon etwas kühl und benetzen die im Morgenlicht glitzernden Spinnweben mit kristallenen Tautropfen. Jahr für Jahr können wir diesen Seelenschmeichler von Mutter Natur auch hier in unseren heimischen Westlichen Wäldern erleben, sofern die Wetterbedingungen unter hohem Luftdruck den passenden Rahmen schaffen, doch diese heile Welt voller herbstbunter Kalenderbilder ist akut gefährdet.
Nein, nicht der allgegenwärtig spürbare Klimawandel bedroht den Altweibersommer, sondern unser neuzeitlicher "geschlechterbewußter Sprachgebrauch", den sarkastische Zeitgenossen gerne auch als "Genderwahnsinn" bezeichnen. Demzufolge könnten sich wegen des altüberlieferten Namens für dieses Naturschauspiel alle männlichen Mitglieder der Gesellschaft und unschlüssige Drittgeschlechtliche ausgegrenzt fühlen und klagend gen Karlsruhe ziehen, aber auch rechtskundige Frauen dürften sämtliche juristischen Mittel gegen diesen meteorologischen Begriff ausschöpfen, denn "Alt" und "Weiber" stellen jedes für sich glatte Diffamierungen des zarten Geschlechts dar. Machen wir uns nichts vor: in Zeiten, in denen sich beleidigte Damen letztes Jahr das zweifelhafte Recht erkämpften, wie ihre Männer im Memminger Stadtbach mit Hurra Forellen unwaidmännisch zur Strecke zu bringen, wird sich Justitia über kurz oder lang ihr gerechtes Haupt auch zum Thema "Altweibersommer" zerbrechen müssen.
Doch wie wird die politisch und sprachlich korrekte Zukunft dieser buntesten Wochen des Jahres aussehen? Seinen Ursprung hat der uralte Begriff angeblich in den Spinnweben, deren Fäden im Spätsommer oft silbrig durch die Lüfte flirren und dem dünnen Haar älterer Damen ähneln. Der despektierlich anmutende Ausdruck "Weiber" wird hingegen von vielen Sprachexperten nicht etwa betagten Frauen, sondern wertfrei der altdeutschen Bezeichnung für "weben" zugeschrieben. Aber das löst nicht das Problem einer modernen Gesellschaft, die sich spitzfindig mit harmlosen Begrifflichkeiten auseinandersetzt und stattdessen die unmißverständlichen Worte "Respektvolles Miteinander" längst ad acta gelegt hat.
Stöbern wir also im Sprachschatz anderer Nationen. Unsere Schweizer Nachbarn sprechen in ihrem verniedlichenden Dialekt unbekümmert vom eidgenössischen "Witwesömmerli", aber damit kämen wir vom bundesdeutschen Sommerregen direkt in die berühmte Traufe. Aus Nordamerika kennen wir alle die Hochglanzbilder des flammenden "Indian Summer", doch 2024 in der BRD irgendetwas nach irgendwelchen ethnischen Minderheiten zu benennen, wäre kontraproduktiv, da könnten wir auch gleich wieder im Augsburger „Hotel Drei Mohren“ das „Zigeunerschnitzel“ auf die Speisekarte setzen. In Bella Italia, der Deutschen liebstem Sehnsuchtsland, spricht man angesichts bunten Herbstlaubs wohlklingend vom "Estate di San Martino", das hört sich eigentlich so unverbindlich harmonisch an wie ein schmalztriefender Song von Eros Ramazotti. Aber hier auf der kühlen Nordseite der Alpen assoziiert man die Tage um Sankt Martin so gar nicht mit spätsommerlicher Farbenpracht, sondern mit erstem Bodenfrost und dem Massenmord an unschuldsweißem Federvieh.
Demnach liegt es an uns, bald einen neuen unverfänglichen Namen für den „Altweibersommer“ zu finden, der allen Genderfanatikern, Antirassisten, Veganern, Querdenkern, Aluhutträgern, Klimaleugnern, Quotenrechnern, Traditionalisten, Aktivisten und Prozeßhansel*innen gerecht wird. Das wird bis zum nächsten Goldenen Oktober wieder nicht zu schaffen sein!
Bürgerreporter:in:Helmut Weinl aus Neusäß | |
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