Premiere von "Der Besuch der alten Dame" im Stadttheater Augsburg - ein Bericht
„Der Besuch der alten Dame“ hat am Samstag, 26.03.2011, Premiere in der Inszenierung von Fabian Alder im Theater Augsburg gefeiert. Gespielt wurde die Tragikomödie aus der Feder von Friedrich Dürrenmatt um 19:30 Uhr im Großen Haus am Kennedy-Platz 1.
Regisseur Alder, Jahrgang 1981, führte am Samstag erstmals Regie im „Großen Haus“. Davor inszenierte er am Theater Augsburg zwar schon „Electronic City“ und „faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete“, aber eben nicht in dem Bau, der für die Premieren der großen Stücke vorgesehen ist.
Alder kürzte „Der Besuch der alten Dame“ um Nebenfiguren, baut dafür einen an ein Referat anmutenden Kapitalismus-Prolog vor dem zweiten Akt ein und bediente sich des Verfremdungseffekts. Wo männliche Rollen vorgesehen sind, werden auch männliche Charaktere aufgeboten - nur nicht immer von Männern gespielt. Da muss Judith Bohle, die ihren Pferdeschwanz behalten darf, eben zum Schnurrbart greifen und Olga Nasfeter ist der erste männliche Pfarrer, der die Bevölkerung von Güllen mit Brüsten in Versuchung führt.
Zur Story:
Die Kleinstadt Güllen verfällt, die Bevölkerung verarmt. Da kehrt ein altes Kind der Stadt zurück: Milliardärin Claire Zachanassian, mit rollengerechter trockener Kompromisslosigkeit gespielt von Eva Maria Keller. Sie bietet Güllen eine Milliarde für Gerechtigkeit. Was sie darunter versteht? Die Güllener sollen für den dringend benötigten schnöden Mammon den beliebtesten Bürger der Stadt, Alfred Ill, töten. Man merkt ihm die wachsende Angst durch die aussagekräftige schauspielerische Leistung von Werner Galas richtig an.
Zunächst lehnt der Bürgermeister (Eberhard Peiker) das Angebot der Milliardärin offiziell ab. Doch schon bald empfiehlt der Pfarrer (gespielt von Olga Nasfeter, ebenso wie Ills Frau u.a.) dem Sünder, aus Güllen zu verschwinden. Mehr macht er für den Todeskandidaten allerdings nicht. Da plagen den Lehrer (Philipp von Mirbach) schon eher Zweifel, ob ein Mord an Alfred Ill der richtige Weg zum Wohlstand ist.
Der Polizist (Judith Bohle, die u.a. auch Ills Tochter spielt) und Bürger Hofbauer (Toomas Täht, der auch in die Rollen von drei Gatten von Zachanassian schlüpft), der über weite Strecken im Bademantel über die Bühne läuft und zum Auftakt Nase popelt, haben dagegen keine Skrupel. Zachanassians Butler (Anton Koebl, in Kurzeinsätzen auch als Fernsehmoderatorin und Pfändungsbeamter im Einsatz) hat davon noch weniger. Die Dramaturgie, für die Geeske Otten verantwortlich ist, spitzt sich vor schlichter Kulisse bis zum Mord zu.
Beeindruckendes Joghurt-Sortiment im Dorfladen
Stufen machen das Bühnenbild von Franziska Bornkamm aus, punktuell ergänzt durch Requisiten. Diese überleben schon einmal Szenen auf der Bühne, in denen sie eigentlich nichts mehr zu suchen haben. So ist bei der Ratssitzung noch das komplette Joghurt-Sortiment aus dem Laden von Alfred Ill aufgebaut.
Der Joghurt sorgt dann auch für begeisterten Applaus, als Olga Nasfeter als Frau Ill gefühlt Hundert Sorten Joghurt von Fruchtklassikern über „Bircher Müsli“ bis hin zum hochaktuellen (Müller-)Joghurt mit Waffelwürfeln ohne Pause aufzählt. Der Dorfladen in Güllen hat eine Joghurt-Auswahl, die so groß ist, wie die von Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Metro, Netto, Norma, Rewe und Penny zusammen und sämtliche Marken führt, ohne diese zu nennen. Frau Ill kennt sie alle.
Umgebaut wird während der eindreiviertel Stunden Spielzeit quasi nicht. Neue Requisiten bringen die acht Schauspieler auf die Bühne. So ist ein Wald schnell dargestellt, indem sich vier von ihnen Zweige vor die Gesichter halten und Wind und Vögel imitieren. Dazwischen riecht es an entsprechenden Stellen mal nach Zigarre und einem Schuss. Und mehrmals zieht sich jemand die Schuhe aus.
Die weiteren Termine für „Der Besuch der alten Dame“ im Theater Augsburg:
Samstag, 26.03.2011
Mittwoch, 30.03.2011
Samstag, 02.04.2011
Dienstag, 12.04.2011
Freitag, 15.04.2011
Sonntag, 15.05.2011
Montag, 16.05.2011
Freitag, 20.05.2011
Donnerstag. 26.05.2011
Freitag, 10.06.2011
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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