Kultureller Rückblick
Pelzig, die "Gruberin" und Anneli Bronner
Als mich mein Kollege Florian Handl bat, ein paar Zeilen zur Jubiläumsausgabe des Stadtmagazins „neusässer“ zu schreiben, packte mich in Sekundenschnelle ein euphorischer Gemütszustand.
Wie war das also vor 20 Jahren, im Jahr 2003, als ich zum ersten Mal für den „neusässer“ tätig wurde? Für mich uneingeschränkt: SCHÖN! Für meine Umgebung? Möglicherweise mitunter etwas anstrengend, aber doch – so hoffe ich – über weite Strecken vergnüglich. Man kommt bei einer Bilanz des eigenen Lebens an Hermann Hesses berühmtem Gedicht „Stufen“ kaum vorbei, denn der „anfängliche Zauber aller Dinge“ hatte auch mich damals fest im Griff. Ich war rückblickend betrachtet: rührend naiv, ungestüm vorwärts strebend und völlig unbelastet mit „zu viel“ theoretischem Vorwissen.
Spielwiese für
angehende Redakteure
Für die „Spielwiese“, die mir die damaligen Geschäftsführer von gogol medien, Martin Huber und Bernd Aue, sowie Chefredakteur Boris Braun zur Verfügung stellten, bin ich – auch nach 20 Jahren – immer noch mehr als dankbar. Ich konnte mich einfach in sämtlichen journalistischen Darstellungsformen ausprobieren, ohne zu jener Zeit immer so ganz genau zu wissen, ob ich den strengen professionellen Kriterien genüge. Heraus kamen dann – je nach Tagesform – zumindest „lebendige“ Interviews und Artikel. Zu Beginn eiferte ich im Stil – mit einem Bein noch in der akademischen Ausbildung stehend – eher dem großen Thomas Mann nach. Endlose Schachtelsätze, ausufernde Wortkaskaden und zahlreiche kommafreie Klemmkonstruktionen prasselten auf meine Leser ein. Dafür entschuldige ich mich nachträglich. Bald war dann aber Wolf Schneider, den man beinahe als „Urvater“ aller Journalisten bezeichnen könnte, mein verehrter Ratgeber. Entschlackt und reduziert, befreit von jeglichem unnützen Zierrat sollte die Sprache fortan sein.
Attraktives Kulturprogramm in der Neusäßer Stadthalle
Doch jenseits sprachtheoretischer Erwägungen waren für mich zu Beginn meiner „Karriere“ die menschlichen Begegnungen am wichtigsten. Die Arbeit für das „neusässer“ Stadtmagazin ermöglichte es mir, „Helden meiner Jugend“ zu treffen. Maßgeblich mit verantwortlich dafür war das überaus reichhaltige, attraktive Kulturprogramm in der Neusäßer Stadthalle. Stars wie Monika Gruber oder Bruno Jonas legten unvergessene Auftritte in Neusäß hin.
Ein Interview mit Erwin Pelzig
Ich hatte das Glück, ein Interview mit Frank-Markus Barwasser alias „Erwin Pelzig“ führen zu dürfen, das mein Leben bis heute bereichert. Etwas pathetisch formuliert: Ein glücklicher Moment altert nie! Ich erlebte einen überaus sensiblen Kabarettisten, der so ganz anders als seine Bühnenfiguren war. Dass ein Künstler mit so großer Bühnenerfahrung vor jedem Auftritt immer noch Lampenfieber im positiven Sinne hatte, war eine überraschende Erkenntnis für mich. Barwassers differenzierte Antworten zur gesellschaftspolitischen Funktion des Kabaretts bewahre ich bis heute in meinem Erinnerungsschatz auf. Und noch etwas Lehrreiches konnte ich aus dieser Begegnung ziehen: Je größer der Starfaktor, desto bescheidener und angenehmer der Mensch, der hinter diesem Star stand! Komplizierter wurde es eher mit Leuten, die es noch nicht ganz nach oben geschafft hatten, sich aber dort wähnten.
Anneli Bronner – eine unermüdliche Arbeiterin für die Kultur
Mit der langjährigen Leiterin der Neusäßer Stadthalle und des Kulturbüros, Anneli Bronner, verband mich ein herzliches, beinahe schon freundschaftlich zu nennendes Verhältnis. Häufig plauderten wir am Telefon ausführlich über die bevorstehende Saison oder wir zogen für unser Jahrbuch eine Bilanz der abgelaufenen Kultursaison. Mit unermüdlichem Einsatz stellte Anneli Bronner über all die Jahre ein sensationelles Programm auf die Beine, das weit über Neusäß hinaus wirkte und Tausende von Besuchern in die Stadthalle zog. Ein Highlight für mich waren die persönlichen Begegnungen im Kulturbüro. Bei leckerem Kuchen sprach es sich gleich noch mal angenehmer über die bevorstehenden gemeinsamen Projekte und Aufgaben.
Wandel des Layouts und redaktionellen Konzepts
Im Lauf der Jahre wandelte sich das Stadtmagazin natürlich. Das gilt nicht nur für das Layout, sondern vor allem auch für das inhaltlich-redaktionelle Konzept. Mit der Einführung des Dachmarkennamens myheimat gegen Ende des Jahres 2006 richtete sich der Fokus verstärkt auf unsere Bürgerreporter und Bürgerreporterinnen. Als „Heimat-Experten“ vor Ort berichten sie über das, was ihre Stadt und ihre Region lebens- und liebenswert macht. myheimat ist seitdem als offene Plattform für Vereine, Verbände, Schulen, Kindergärten, Stadtverwaltungen und Einzelpersonen gedacht, die einem breiteren Lesepublikum mitteilen wollen, was „vor ihrer Haustüre“ passiert.
Sublokale Berichterstattung im Fokus
Sublokale Berichterstattung über den Mikrokosmos einer Stadt – Das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben. Am Standort Neusäß können wir auf engagierte Bürgerreporter und Bürgerreporterinnen vertrauen.
Lebensnahe Geschichten
Ausdrücklich erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch das Wirken unseres Bürgerreporters Helmut Weinl. Er prägt mit seinen lebensnahen und authentischen Geschichten die Berichterstattung in unserem Stadtmagazin maßgeblich mit.
In diesem Sinne wünsche ich dem myheimat-Stadtmagazin „neusässer“ auch die nächsten 20 Jahre noch viele lesenswerte und spannende Berichte unserer Bürgerreporter und Bürgerreporterinnen!
(Text: Joachim Meyer)
Bürgerreporter:in:Florian Handl aus Augsburg |
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