Namhafte Künstler, ein tolles Stadtfest und viel mehr: Stadthallen- und Kulturamtsleiterin Anneli Bronner blickt auf ein vielfältiges kulturelles Jahr in Neusäß zurück

Zwei verantwortungsvolle Aufgaben werden von Anneli Bronner übernommen: Sie leitet die Stadthalle und das Kulturamt Neusäß | Foto: Stadthalle Neusäß
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  • Zwei verantwortungsvolle Aufgaben werden von Anneli Bronner übernommen: Sie leitet die Stadthalle und das Kulturamt Neusäß
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Nach eigener Aussage reizen sie Herausforderungen immer. Eine gute Nachricht für alle Kulturliebende aus Neusäß und Umgebung, die in diesem Jahr ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches kulturelles Programm erlebten. Die Höhepunkte hat Anneli Bronner, die sowohl die Stadthalle als auch das Kulturamt in Neusäß leitet, für myheimat nochmals zusammengetragen.

Wir hatten ein erfolgreiches Veranstaltungsjahr mit vielen großen Namen, von Volker Heißmann über Josef Hader, der erstmals in Neusäß sein Publikum auf Anhieb eroberte, aber auch altbekannten wie Django Asül, Bruno Jonas und den Mehlprimeln. Volker Pispers brach, wie immer alle Rekorde beim Kartenverkauf, lieferte aber auch einen fast dreistündigen Kabarettmarathon vom Feinsten, scharf, und dennoch unterhaltend. Ridentem dicere verum, das lateinische Sprichwort setzt der ganz unprätentiöse Spitzenkabarettist so gekonnt wie kaum einer auf der Bühne um. Noch schneller ausverkauft war natürlich die Bayerische Topkabarettistin Monika Gruber. In weniger als einer Stunde waren alle Tickets weg, und die Enttäuschung bei denen, die nicht zum Zuge kamen, war groß. Da sie aber denen, die sie verpflichteten, als sie noch kaum einer kannte, die Treue hält, darf man auf den nächsten Termin warten. Der kommt bestimmt. Und dann heißt es, schnell sein. Fast selbstverständlich, dass das neue Programm von Herr und Frau Braun an Silvester ausverkauft ist, und die Nachfrage nach dem Rosenmontagskabarett schon rund läuft.

Der Aufwärtstrend im Theaterbereich hielt und hält an, nicht nur der Run auf die großen Namen, sondern insgesamt auf das Unterhaltende, wie auf das Musik-Abo. Auch im Ernsten Fach legten wir mit anspruchsvollen Stücken klassischer Autoren zu. War die spritzige Komödie „Toutou“ mit Michaela May und Günther Maria Halmer natürlich ausverkauft, stießen auch die glänzend mit Gerd Silberbauer besetzte „Schachnovelle“ Stefan Zweigs sowie der herrlich bitterböse „Besuch der alten Dame“ vom Landestheater Rheinland-Pfalz auf große Resonanz, was mich als Germanistin natürlich besonders freut. Die hochkarätige Doris Kunstmann zauberte einen in allen Facetten fesselnden Theaterabend mit „Roses Geheimnis“ auf die Neusäßer Bühne und erntete damit langanhaltenden, frenetischen Applaus. Die Uraufführung der Auftragsarbeit zum Kleistjahr, „Lieben und Töten - Das kurze Leben des Heinrich von Kleist“ stellte eine kostbare Rarität im Tourneetheater dar.

Auch im Kartenverkauf gab es eine entscheidende Neuerung. Unser Ticketsystem wurde vom Branchenriesen CST Eventim aufgekauft. Somit mussten unsere Mitarbeiterinnen ein ganz anders strukturiertes System erlernen, was Generierung, Verkauf und Abrechnung betrifft. Der Wegfall des komfortablen Abosystems verursachte den größten Aufwand und die meiste Arbeit. Das Abonnement musste komplett neue aufgestellt werden. Das dauerte zwar etwas, aber bis zum Start des Abonnements im Oktober funktionierte alles. Für die meisten Veranstaltungen erhalten die Besucher schon jetzt die neuen CTS-Tickets. Ab März 2012 stellen wir komplett um.
Eine solche, bis in den September hinein verlängerte Veranstaltungspause nützten wir in mehrfacher Hinsicht. Zum einen begann man mit den Maßnahmen zur Optimierung des Brandschutzes. Die Gesetzgebung hat sich erheblich verschärft, zu Recht. Man wurde u.a. durch die schreckliche Katastrophe in Duisburg für das Thema Sicherheit sensibilisiert. Dem mussten wir Rechnung tragen. Auch wenn zuvor unsere Besucher nicht gefährdet waren, so sind sie nun noch sicherer durch verbreiterte Fluchttüren, Wege und Brandabschottung.

Daneben trugen wir der Stadtmitteentwicklung Rechnung. Da unsere größte Lagerfläche, die sog. Thalerhalle im Jahr 2012 abgerissen wird, um Platz für das neue Zentrum zu bekommen, funktionierten wir das Kellerrestaurant, das nicht mehr zeitgemäß war, zum Lager um. Dafür wurde ein riesiger Lastenaufzug im Foyer installiert, der Marmor aufgeschnitten, und das Schönste, man sieht außer einigen Metallleisten im Foyer nichts. Mitte September konnten wir unseren Stadthallenbetrieb fast pünktlich wieder starten, zwar mit Einschränkungen, aber immerhin. Am Eingang von der Tiefgarage her wurden soeben die neuen Glastüren installiert, so dass man in absehbarer Zeit den Zugang wieder aus der Tiefgarage benützen kann. Es wird, und es wird schön. Von der planenden Architektin, Frau Mayländer über diverse Baufirmen bis hin zu unseren Hallentechnikern und Hausmeistern, waren viele helfende Hände beteiligt, die zum Gelingen des Großprojekts beitrugen. Mit dem Brandschutzumbau geht es im Sommer 2012 nochmals intensiv weiter. Wir können und wollen uns keine komplette Schließung leisten.

Da die Stadt Neusäß finanziell gut dasteht, die Wirtschaft auf vielen kleineren und mittleren Unternehmen basiert, und nicht riskant auf den Schultern einiger Großer ruht, kann der Umbau, der erhebliche Summen verschlang und noch verschlingt, ohne finanzielle Einbußen im Veranstaltungssektor geschultert werden. Für die weiteren Umbaumaßnahmen sind im Haushalt 2012 genügend Gelder eingestellt, ohne dass darunter der Veranstaltungsetat leiden müsste.

Für das neue Jahr warten wir mit einigen Schmankerln auf. Im Theater lockt Ellen Schwiers mit dem Altweiberfrühling. Helmut Zierl, der erstmals auf Tournee zu sehen ist, erweist sich als Zugpferd, ebenso der Valentin-Abend. Die Boogie-Nacht lockt mit Stars der Szene, u.a. mit Torsten Zwingenberg und Jan Luley. Nachdem das Silvesterkabarett mit Herr und Frau Braun ausverkauft ist, heißt es nun am Rosenmontag „Basst scho“. Zum Frauentag warten die „Wonnebeats“ mit launigen bayerischen Gstanzln, aber auch heißen südamerikanischen Percussionklängen auf.

Im Herbst setzt das neue Abonnement die eingeschlagene Linie konsequent fort mit Klassikern, Shakespeares Komödie der Irrungen, die in der Berliner Fassung das pralle lustvolle englische Volkstheater aus Shakespeares Zeit aufleben lässt, dem Geheimnis der Diabelli-Variationen Beethovens mit dem legendären Peter Schmidt-Pavloff in der Hauptrolle und einem weiteren bezaubernden Text des französischen Philosophen E.E. Schmitt. Das Abo-U ist mit Jutta Speidel, Marion Kracht und Doris Kunstmann prominent besetzt. Und dann wäre da noch einer der größten deutschen Politkabarettisten, Georg Schramm, der nach sechs Jahren endlich im Oktober wieder einmal nach Neusäß kommt. War er beim letzten Mal gerade aus dem „Scheibenwischer“ ausgestiegen, so diesmal aus der „Anstalt“. Auf die messerscharfen Attacken darf man gespannt sein. Wer noch Tickets will, muss sich beeilen.

Wir hatten fünf Ü-30 Partys, eine besser besucht als die andere. Diese Art des gepflegten Tanzes und Feierns der Generation, die nicht mehr unbedingt in die Disco will, hat sich in der Stadthalle bestens etabliert. Fünf Termine sind für 2012 gebucht. Wir starten am 21. Januar, und schon steht die Buchung für 2013 an.

Nach der Pensionierung des Kulturamtsleiters wurde das Kulturamt Anfang 2010 zum Kulturbüro umstrukturiert, um die Organisation effektiver zu gestalten. Da Kultur und Bürokratie an sich wenige Affinitäten haben, war der Gedanke konsequent. In Augsburg wird diese Diskussion momentan wieder einmal exemplarisch vorgeführt.

Mein Aufgabengebiet hat sich verbreitert, damit auch die Verantwortung bis hin zur Sing- und Musikschule. Herausforderungen reizen mich immer. Sie verhindern, dass sich Routine breit macht, die das Kreative verkümmern lässt. Es macht zwar Arbeit, aber auch Spaß, den Arbeitshorizont zu erweitern. Bei einer Unterrichtsstunde beim Klabeki-Projekt, dem Musizieren mit behinderten Jugendlichen, mitzuerleben, wie Behinderte sich musikalisch ungehindert ausdrücken können, mit welcher Freude sie bei der Sache sind, mit welcher emotionalen Intensität, das ist schon beeindruckend. Wir haben dazu noch das Glück, dass die Musik nun endlich ein eigenes Haus bekommt. Die Planung und Entwicklung mitverfolgen zu können, das Haus quasi wachsen zu sehen, das hat schon etwas.

Die Kultur spielt, im engeren Sinne über die Stadthalle, im weiteren Sinne aber auch über das Haus der Musik und den Gedanken der Pflege der Geselligkeit, des Zusammenkommens, der im Begriff Kultur ja angelegt ist, insgesamt in der Stadtmitte eine tragende Rolle. Die Stadtmitte soll als Ort der Begegnung verstanden werden. Das ist auch für die Stadthalle von enormer Bedeutung. Nicht nur, weil wir, wie oben ausgeführt, unser Lager verlegen mussten, sondern weil ein weiterer, kleinerer Saal für Veranstaltungen in die neue Stadtmitte integriert werden soll. Dass unsere Besucher wieder eine Möglichkeit erhalten, nach dem Theater gepflegt wegzugehen, ein Gläschen gemeinsam zu trinken, oder auch eine Snack zu genießen, ist ebenfalls begrüßenswert. Mit einem großzügigen Rathausplatz ergeben sich für unsere Open-Air-Veranstaltungen ganz neue Aspekte, für das kleine wie große Stadtfest, den Weihnachtsmarkt.

Erstmals wurden beide Bühnen komplett von der Stadt Neusäß bespielt. An 31 Verkaufsständen war von Essen und Trinken über Kunsthandwerk, Engel, Feen und Drachen bis hin zu Informationen und Losen alles zu haben, was das Herz begehrte. Der Auftakt mit CASH-N-GO war ebenso wie der Abschluss mit der gefragten Presley-Family eine sichere Nummer. Aber auch Newcomer begeisterten das Publikum, allen voran die Musikkabarettisten Streckenbach & Köhler, die frisch, fröhlich und frech auf höchstem musikalischen Niveau einen Konzertabend der ganz besonderen Art gestalteten. Nach der Besiegelung der neuen Städtepartnerschaft mit dem italienischen Bracciano auf der Bühne im Park nahmen Streckenbach & Köhler das Heft in die Hand mit einem wunderbaren „Ein Freund, ein guter Freund“. Die musikalische Reise durch die Schlagerwelt der 20er Jahre erwies sich als Härtetest für jedes Zwerchfell. Das preisgekrönte Duo kommt am 21. April in die Stadthalle. Das sollten sich alle Freunde guter Musik wie guten Humors gönnen.

Die neue Augsburger Formation Passarhino begeisterte mit fetzigen brasilianischen Rhythmen und die erfolgreiche Talentschmiede für den Bühnennachwuchs Young Stage schlug mit beachtlichen Stimmen und tollen Auftritten das Publikum in ihren Bann. Die Band IRISHsteirisch lieferte den urigsten Auftritt mit internationalem Folk, mal irish, mal steirisch. Einem Platzregen trotzten sie mit einem spontanen Umzug ins TSV-Zelt, wo sie dem Publikum mit ihrem Blasinstrumenten so einheizten, dass selbst der Wettergott ein Einsehen hatte und sie nach dem Regenguss wieder auf die Open-Air-Bühne zurückkehren konnten. Auch auf der Bühne am Spielplatz herrschte reger Publikumsandrang, die Kinderaktionen kamen bestens ein. Die Bilanz fiel rundum positiv aus.

Das nochmals zu toppen, wird schwierig. Da wir 2013 das 25-jähirge Jubiläum der Stadt Neusäß feiern, werden wir uns einiges einfallen lassen. Dazu laufen schon jetzt die Vorbereitungen an, Ideen werden gesammelt, ein Festaussschuss tagt... Mehr wird noch nicht verraten... Schon aus dem Grund gibt es in Neusäß 2012 kein „kulturelles Loch“.

Daneben stehen heuer die 2. Neusässer Sommerklänge an, die vom 15. bis 24. Juni in ganz Neusäß zu hören sind. Diesmal will Neusäß selbst das Highlight liefern, musikalische Kräfte vor Ort bündeln und etwas ganz Besonderes auf die Beine stellen.

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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