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Mzcheta: Dschwari-Kloster, Swetizchoweli-Kathedrale und Schiomghwime-Kloster

Der zweite Ausflug in dergleichen Konstellation geht in die alte Hauptstadt Mzcheta (Mtskheta), wo heute laut Keti nur rund 3.000 Einwohner leben. Wikipedia weist für Mzcheta und Umgebung knapp 8.000 aus, die Zahl ist allerdings knapp acht Jahre alt und die Tendenz geht in Richtung Abwanderung nach Tiflis. An einem georgischen Friedhof, der sich dadurch auszeichnet, dass praktisch jedes Grab „eingezäunt“ ist und über einen Tisch mit zwei Sitzbänken verfügt (Hintergrund: An wichtigen Verstorbenen-Tagen wie Ostermontag, Geburts- oder Namenstag treffen sich Angehörige am Grab zu Speis und Trank, um dem Toten in Fröhlichkeit zu gedenken,), gelangen wir zum Dschwari-Kloster.

Kirchenglocken kündigten Feinde an

An der Außenmauer des Kirchengebäudes aus dem 6. Jahrhundert finden sich historische georgische Inschriften. Als Heilige werden Nino, die mit einem Kreuz dargestellt wird, dessen Querlatte nach unten gewölbt ist und mit einer Haarlocke festgebunden ist; sowie Drachentöter Georg. Wahlweise, zum Beispiel in einer Ikone im Dschwari-Kloster, nimmt der römische Christenverfolger Diokletian die Position des Drachen ein. Nino wiederum taucht in georgischen Kirchen vor allem auf, weil sie aus Griechenland kommend den christlichen Glauben gebracht hat. Sie wird öfters mit dem König und der Königin dargestellt. Während die Sioni-Kirche nahe Bolnissi einen eigenen Glockenturm hat, hängen die Glocken vor der Kreuzkuppelkirche des Dschwari-Klosters an einer Art Teppichstange. Die Anlage thront hoch über der Stadt, bietet (bei klarem Wetter) ein tolles Panorama. Mauerreste zeugen davon, dass Kirchen für die Bevölkerung eine Schutzfunktion hatten. Georgien wurde sehr oft erobert – von Persern, Arabern, Osmanen, Römern, Byzantinern, Mongolen, Iranern, Russen; Mzcheta teilweise jedes Jahr angegriffen.

Geheimversteck im Gotteshaus


In Mzecheta pflastern Verkaufsstände den Weg vom Parkplatz zum Eingang der Swetizchoweli-Kathedrale. Postkarten sind Mangelware, hauptsächlich werden Souvenirs mit Aufschrift „Georgien“, aber made in China angeboten. Für Wein-Eis ist es leider zu kalt. Dezent nach Traubensaft schmecken die braunen, mit einer Zuckermelasse umschlungenen Walnüsse. Pappsüss, aber noch besser als ihre günstigeren Pendants in knallbunten Farben; Lebensmittelchemie pur.

Die Kathedrale legt den klassischen Aufbau bedeutsamer hiesiger Kirchen offen: Der Altar in Front wird durch eine Ikonostase verborgen, er steht in Georgien generell nur während eines bestimmten Teils der Gottesdienste offen. Zwischen Haupteingang und Altar befindet sich ein Thron, auf dem niemand sitzt. Er ist für Gott oder seinen weltlichen Vertreter reserviert – das muss dann schon ein sehr hoher kirchlicher Würdenträger sein. Der König saß etwas weiter vorne rechts in seiner „Loge“, musste allerdings schräg auf das Geschehen blicken. In der Swetizchoweli sind teils noch alte Fresken zu erkennen. Grabplatten sind im Kirchboden eingelassen; in den Klöstern sind es überwiegend dort dienende Mönche, die im Gotteshaus begraben werden. Die Grabtafeln sind meist auf georgisch und russisch verfasst, vereinzelt taucht eine arabische Beschriftung in dem christlichen Gotteshaus auf. Die „Fisch“-Aufkleber am Boden weisen die Gläubigen auf den Covid-Abstand hin.

In einem Nebenraum bemerke ich eine Tür, um die zu erreichen man eine Leiter benötigt. Keti erklärt, dass in nahezu allen alten georgischen Kirchen solche Verstecke für Wertsachen existierten. Damals seien dort keine Türen gewesen, sondern Steine, die man herausziehen konnte. Denn mit Eroberern kannten sich die leidgeplagten Georgier aus.

Im Schnee auf Schios Spuren

Zwölf Kilometer weiter, größtenteils nach oben, befindet sich das Schiomghwime-Kloster. Es handelt sich um ein Kloser vor einer Felskulisse. Gegründet hat es ein syrischer Mönch namens Schio. Sein Sarg – eine Truhe – kann im ansonsten nicht zugänglichen Kloster besichtigt werden; der Raum ist allerdings ziemlich finster. Über rutschige Treppen mit einer locker zehn Zentimeter hohen Schneedecke stapfen wir weiter nach oben zur großen Kirche, in denen die Mönche gerade eine Litanei durchführen.

Keti erklärt, dass dieses Sakralgebäude russisch-orthodox (anstatt georgisch-orthodox) geprägt ist, wie man anhand der recht farbenfrohen Ikonen erkennen würde. Bis zu den Höhlen, in denen Schio und ein paar Einsiedler sich damals zurückgezogen haben, gelangen wir nicht. Dazu bräuchen wir Kletterausrüstung. Stattdessen machen wir uns vorsichtig an den Abstieg der paar Höhenmeter. Ich bin sehr froh, mir am Tag vor dem Abflug noch neue, stabile Wanderschuhe mit guten Sohlen gekauft zu haben, die nicht nur während der zehn Minuten Probetragens im Laden passen. Sie werden mir insbesondere in David Garedscha noch gute Dienste leisten.

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  • Dschwari-Kloster
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  • Swetizchoweli-Kathedrale
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  • Bolnissi-Kreuz am Eingangstor des Klosters Schiomghwime.
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  • Verschneites Schiomghwime-Kloster.
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  • Dschwari-Kloster aus der Ferne.
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  • Glocken des Dschwari-Klosters.
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  • Dschwari-Kloster von innen.
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  • Die Heilige Nino mit der Haarlocke am Kreuz.
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  • Der Heilige Georg als Diokletian-Töter.
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  • Loge des Königs in der Swetizchoweli-Kathedrale.
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  • Göttlicher Thron in der Swetizchoweli-Kathedrale.
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  • Gräber und Covid-Aufkleber im Boden der Swetizchoweli-Kathedrale.
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  • Einst ein Geheimversteck, heute eine Türe in rund 2 Meter Höhe in der Swetizchoweli-Kathedrale.
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  • Außengelände der Swetizchoweli-Kathedrale mit Ninos Kreuz.
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