Interview mit der Leiterin der Neusässer Sing- und Musikschule Angelika Jekic
Sie sind seit Anfang April die neue Leiterin der Sing- und Musikschule Neusäß. Wie würden Sie rückblickend die letzten Monate beschreiben?
Die ersten Monate an der Sing- und Musikschule waren für mich sehr spannend. Zum einen hieß es, Strukturen und Abläufe kennen zu lernen und zum anderen meine Vorstellungen und damit verbunden Neuerungen zu initiieren. Ein herzliches Dankeschön an die vielen Besucherinnen und Besucher in der Musikschule, durch die ich Institutionen, Vereine und persönliche Initiativen kennen gelernt habe.
Regional erkundete ich die Umgebung und die einzelnen Orte von Neusäß und es gefällt mir außerordentlich gut hier in Neusäß.
Sie haben sich drei Schwerpunkte für Ihre Arbeit vorgenommen: eine intensivere Zusammenarbeit mit Kindergärten, Grundschulen und der Stadtkapelle, eine verstärkte Arbeit in Ensembles und die Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit. Wie kommen Sie in allen drei Punkten voran?
Zum ersten Punkt „Zusammenarbeit mit den Kindergärten: Ab September 2009 läuft das Projekt Musikkindergarten bereits an drei Kindergärten in Neusäß. Der Kindergarten in Steppach, in Westheim und der Ägidius Kindergarten nehmen an der musikalischen Kooperation mit der Sing- und Musikschule Neusäß e.V. teil. Eine Fachkraft aus der Musikschule besucht wöchentlich den Kindergarten und musiziert altersgemischt mit allen Kindern. Somit erfahren viele Kinder ein aktives Musizieren, Singen und Tanzen. An dieser Stelle ein großes Danke an die Stadt Neusäß ohne deren Unterstützung das Projekt nicht möglich wäre. Auch die Kirchenstiftung unterstützt im Ägidius-Kindergarten das Projekt und in den Elternabenden bekam die Musikschule dafür viel positive Resonanz. Mit den Grundschulen laufen bereits Gespräche über mögliche Projekte. In der Täfertinger Grundschule hat die Musikschule ein neues Standbein mit Gitarren- und Blockflötenunterricht und in der Grundschule Ägidius lief ein Projekt bis zu den Sommerferien „Singende Pause“, das von allen Beteiligten – Kindern, Eltern und Lehrkräften – gut angenommen wurde. Die Zusammenarbeit mit der Stadtkapelle intensiviert sich insofern, dass der Leiter des Jugendblasorchesters Herr Josef Basting seit 1. September 2009 mein Stellvertreter ist und wir wöchentliche Absprachen treffen.
Zum zweiten Punkt „Ensemblearbeit“: Der erste große Auftritt der vielen Ensembles war vor den Sommerferien in der Stadthalle Neusäß im Musikschulkonzert vor über 500 Personen. Jede Fachrichtung hat Ensemblearbeit vorgestellt. Im kommenden Schuljahr wurde den Fachlehrkräften verstärkt Ensemblestunden genehmigt. Somit besteht für die Schülerinnen und Schüler an der Sing- und Musikschule Neusäß e.V. in jedem Instrumentalfach die Möglichkeit, zusätzlich Ensemblestunden zu nehmen. Ab Herbst und besonders in der Weihnachtszeit werden die neu gegründeten und schon bestehenden Ensembles in Neusäß zu hören sein.
Zum dritten Punkt „Öffentlichkeitsarbeit“: In jeder Ausgabe der „Heimatstimme“ ist ab sofort die Sing- und Musikschule vertreten. In MyHeimat waren viele Berichte und Bilder abgedruckt (ein herzliches Danke an die Redaktion für die tolle Zusammenarbeit) und es besteht ein enger Kontakt zu den Lokalredakteuren vor Ort. Zusätzlich werde ich in meiner Öffentlichkeitsarbeit hervorragend von Frau Weidner aus der Stadt Neusäß unterstützt.
Welche Schwerpunkte möchten Sie in Ihrer weiteren Arbeit setzen und was planen Sie für die Zukunft?
Zusätzlich möchte ich gerne mehr Musikunterricht für Erwachsene anbieten und damit verbunden auch den Senioren den Zugang in die Musikschule ermöglichen.
Die pädagogisch-musikalische Arbeit in unserem Lehrerteam möchte ich erhalten und weiter durch Fortbildungen ausbauen. Somit kann auch optimaler Gruppenunterricht in didaktisch-methodisch wertvollen Einheiten angeboten werden.
Und im November startet eine Vortragsreihe mit dem ersten Thema „Wie lernt ein Kind Musik“. Mit dieser Vortragsreihe möchte ich mehr Elterninformation anbieten.
Musikalisch gesehen ist an Weihnachten ein Luciafest geplant und als neues Instrumentalprojekt möchte ich für Erwachsene ein Harfenprojekt anbieten. In diesem Unterricht musizieren Erwachsene mit Tischharfen und spielen bereits nach wenigen Unterrichtsstunden bekannte Melodien nach Griffschrift.
Im Juni wurden Sie mit dem Förderpreis INVENTIO für Ihre musikpädagogische Arbeit geehrt. Was bedeutet Ihnen dieser Preis?
Ich habe mich über diesen Preis sehr gefreut. Er bedeutet eine Anerkennung auf höchster musikpädagogischer Ebene für ein generationsübergreifendes Musikprojekt. Ich verdanke dem Projekt sehr viele bewegende Momente, in denen sich Jung und Alt begegnen. Die Kraft der Musik und die damit verbunden Emotionen werden damit zwischen Menschen – die vom Alter her 90 Jahre und manchmal noch mehr – getrennt sind.
Außerdem erfüllt es mich mit Stolz, dass gerade in Neusäß dieses Projekt in Kooperation mit dem Kindergarten Ottmarshausen und der Sing- und Musikschule Neusäß e.V. ab Oktober gestartet wird.
Warum halten Sie das gemeinsame Musizieren von Kindern und Senioren für so wichtig?
Musik bildet eine angenehme Brücke zwischen den Generationen, spricht alle Menschen an und macht Spaß. Die Senioren lernen von den Kindern neue Lieder und erinnern sich an ihre eigene Kindheit, die Kinder erfahren singende Senioren und gewinnen dabei Respekt und Achtung. Die Annäherung geschieht auf sehr persönlichem Weg, Musik stellt das Medium dar.
Was bedeutet Musik für Sie persönlich?
Für mich bedeutet Musik Emotion. Und ich finde jeder Mensch ist musikalisch. Daher ist das elementare Musizieren (und ich verstehe hier unter elementar nicht simpel!) mit allen Menschen ohne Altersbeschränkung möglich. Außerdem bedeutet Musik eine Freude an Klang, Ton und Instrument. Diese Freude wirkt sich meines Erachtens positiv auf das gesellschaftliche Miteinander aus.
Welchen Stellenwert nimmt Ihrer Meinung nach Musik in unserer Gesellschaft ein?
In einer Umfrage unter Eltern von Kindergartenkindern in Nürnberg wünschten sich 93% der Eltern eine musikalische Bildung für Ihr Kind bis zur Einschulung .Ich denke, das Bewusstsein für musikalische Aktivitäten in der frühkindlichen Phase wächst, Eltern möchten gerne zusammen mit ihrem Kind musizieren und singen. Auch der zusätzliche Musikunterricht am Nachmittag wird von vielen Eltern als positive Freizeitbeschäftigung des Kindes angesehen, auch wenn manchmal die Zeit zum Zuhören für das häusliche Üben des Kindes fehlt.
Und immer mehr Erwachsene möchten gerne ein Instrument erlernen. Diese wachsende Zahl an Instrumentalschüler stellt für die Musikschulen eine neue Herausforderung und eine tolle Chance an neuen und interessierten Ensemblemitgliedern dar.
Und der Wiesbadener Kongress 50* machte das Thema Seniorenmusizieren publik, auch hier steigt das Interesse am aktiven Musizieren und sich einen Lebenstraum eines bestimmten Instruments zu erfüllen.
Die Sing- und Musikschule Neusäß e.V. biete ab Herbst ein neues Projekt an: Veehharfenunterricht in der großen Gruppe. Die Veehharfe ist speziell ein Instrument, das schnell und ohne Notenkenntnisse zu erlernen ist und in der Gruppe wunderbar zusammengespielt werden kann.
Wie musikalisch sind die Neusäßer Bürgerinnen und Bürger?
In Neusäß wird viel musiziert und gesungen. Ich bin optimistisch: jeder ist musikalisch!
Und zuletzt noch eine Frage in eigener Sache: Warum sind Sie auf myheimat aktiv und welchen Vorteil sehen Sie dabei für sich bzw. die Sing- und Musikschule?
Myheimat wird von vielen Neusäßern gelesen und in jeder Ausgabe sind interessante Artikel zu lesen. Damit bietet sich für die Sing- und Musikschule eine breite Plattform zur Berichterstattung für musikalische Aktivitäten an. Und das Einstellen der Artikel und Bilder ist absolut unkompliziert. Die Aufmachung und das Erscheinen des Neusässers ist modern und ansprechend. Nur weiter so!