Altes Handwerk: Die Steppacher Uhrmacher
Seit dem Spätmittelalter war die Reichsstadt Augsburg auch ein Zentrum des Kunst- und Feinmechanikerhandwerks. Die Zahl der Uhrmachermeister wurde aber im Laufe der Zeit beschränkt, und auch an das Bürgerrecht und den Besitz von Grund und Boden geknüpft. Angesichts dieser Entwicklung dehnte sich das Handwerk auf das Umland aus, hier musste kein kostspieliges Bürgerrecht gekauft werden. Die Niederlassung von Uhrmachern in Steppach setzte schlagartig gegen 1740 ein, die ersten Steppacher Uhrmacher dürften aus dem kurbayerischen Friedberg gekommen sein. Die Ansiedelung des Handwerks führte auch zu einer Umwälzung der Bevölkerungsstruktur und der Einkommensverhältnisse. Das geht aus Aufzeichnungen eines Steppacher Pfarrers um das Jahr 1800 hervor: „Die Einwohner des hiesigen Pfarrortes sind verschiedene Nationen, der geringste Teil ist eingeboren; der Ort ist gleichsam eine Kolonie von fast lauter früh und spät angesiedelten Bayern, Schwaben, Österreichern, Böhmen, Tirolern, Württembergern, Badensern, meist Uhrmacher, Maurer, Zimmerleute, Taglöhnern, Scherenschleifern, Pfannenflickern und jeder Art von Musikern“ (2). Ein Umbruch vollzog sich vom bäuerlichen Herrschaftsdorf hin zum gemischten bäuerlich-handwerklich geprägten Ort. Die Blütezeit erreichte das Uhrmacherhandwerk in Steppach gegen 1800. Danach überschwemmten „Billigprodukte“ von französischen und schweizer Herstellern den Markt und setzten dem Handwerk schließlich ein Ende. Der letzte Steppacher Uhrmachermeister, Xaver Kraus, starb 1886 und damit auch dieses Handwerk am Ort.
(1)Der Text ist eine Zusammenfassung aus der Quelle: Steppach bei Augsburg, Beiträge zur Ortsgeschichte, 1978, Seiten 55-61, verfasst von Dr. Reinhard H. Seitz, Archivdirektor, Vorstand des Staatsarchivs Neuburg a. d. Donau. Die Fotos auf Seite 56 und 57 zeigen Uhren aus Steppach
(2)Quelle: Steppach bei Augsburg, Beiträge zur Ortsgeschichte, 1978, Seite 55
Bürgerreporter:in:Sigrid Wagner aus Neusäß |
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