Von der Gastronomie zum Autowaschanlagenbetrieb: Leonidas Karakostas und Cosmin Cretu kombinieren zwei ungewöhnliche Branchen miteinander
In unserer Serie "myheimat vor Ort" stellen wir Neusässer Betriebe vor und werfen einen Blick hinter die Kulissen von Büros, Verkaufstresen und Produktionsstätten.
Leonidas Karakostas streckt seinen Kopf aus dem Kassenhäuschen: „Nein, noch nicht. Der Imbisswagen kommt Mitte März.“ Die Fahrerin bedankt sich und fährt mit ihrem Auto weiter Richtung Waschstraße. Er werde häufiger gefragt, wann er mit seinem Essensverkauf starte, erklärt Karakostas, der zusammen mit Cosmin Cretu die Autowaschanlage „All in Wash“ im Gewerbegebiet Neusäß-Nord betreibt.
Die Zeit im „Limani“
Ein Foodtruck auf dem Gelände einer Autowaschanlage? Was zunächst ungewöhnlich klingt, ist angesichts der gemeinsamen Biografie von Karakostas und Cretu gar nicht so verwunderlich. „Ich war über 29 Jahre in der Gastronomie tätig“, erzählt Karkostas. Zwar ist er kein gelernter Koch im klassischen Sinn, doch hat er viele Kochkurse besucht. Im Januar 2004 eröffnete er sein eigenes Restaurant, das „Limani“. In der Siegfriedstraße in Neusäß servierte er griechische Spezialitäten. Cosmin Cretu – „der junge Mann“, wie Karakostas ihn gerne nennt – war damals auch schon mit dabei. Ausgeholfen haben auch die Familien der beiden Männer. „Die Arbeitstage waren anstrengend, gerade mit kleinen Kindern“, erinnert sich Karakostas. Seine Söhne waren von klein auf im Restaurant dabei. Er war Gastronom mit Leib und Seele. Er konnte auf viele Stammgäste zählen, von denen manche wöchentlich kamen. „Da sind auch Freundschaften entstanden.“
Durch Zufall zum Autowaschen
2013 gab es auch eine Begegnung in seinem Restaurant, die man rückblickend als schicksalshaft beschreiben kann. „Zu Besuch war ein Ehepaar, das ihre Autowaschanlage aus Altersgründen aufgab“, so Karakostas. Da sie keinen Nachfolger hatten, beschlossen er und Cretu, dass sie diese übernehmen wollten. Was die Gäste zunächst für einen Scherz hielten, wurde jedoch in die Tat umgesetzt. Neben dem Betrieb des „Limanis“ pachten Karkostas und Cretu die Waschanlage am Oberhauser Bahnhof. „Mit Erfolg“, wie Karakostas sagt. Mit rund 23.000 Wäschen im Jahr konnten sie die Auslastung in etwa verdoppeln. Doch nach einem Jahr wurde der Pachtvertrag nicht verlängert. Was blieb, war das Restaurant. Als sich 2014 den beiden die Gelegenheit bot, ein Grundstück im Gewerbegebiet Neusäß-Nord zu kaufen, schlugen sie zu. Neben einer Tankstelle eine Autowaschanlage zu betreiben, schien den beiden ideal. Nach intensiven Vorbereitungen – Einholen von Genehmigungen, Auswahl einer Waschstraße usw. – erfolgte im September 2018 die Eröffnung. Wieder stellten sich die beiden der Doppelbelastung: Waschanlage und Restaurant. „Das klappte, weil Familie und Freunde mithalfen“, erzählt Karakostas. Gastronomen als Betreiber einer Autowaschanlage: Geht das so einfach? „Man darf keine zwei linken Hände haben“, sagt Karkostas. Er sei zudem schon immer ein leidenschaftlicher Autobastler gewesen und auch Cretu sein „ein sehr guter Handwerker“.
Eine Entscheidung musste her
Doch dann kamen Corona und der Lockdown. Der Restaurantbetrieb lag still. Die Umsätze fielen aus, Planungssicherheit gab es nicht. Dazu gab es Unstimmigkeiten mit dem Vermieter der Immobilie. Karakostas sah den Zeitpunkt gekommen, an dem er sich entscheiden müsse. Die Wahl fiel zugunsten der Autowaschanlage aus. „Es ist besser für die Familie. Ich bin jeden Abend daheim und kann auch die Weihnachtszeit genießen“, so Karakostas. Er vermisse jedoch auch seine Stammgäste, räumt er ein. Für die und selbstverständlich für alle, die griechisches Essen mögen, will er den Foodtruck eröffnen. „Die Karte wird natürlich kleiner sein als im ‚Limani‘“. Er kann sich auch gut vorstellen, dass Schüler aus dem nahgelegenen Schulzentrum kommen. Also wieder Doppelbetrieb. Karakostas freut sich schon darauf – genauso wie seine Kunden.