Urlaub in Mexiko, Teil 1: Quintana Roo

Xcaret 1 - Abendshow mit Tänzen aus halb Mexiko
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Zwei Wochen Halbinsel Yucatan haben mich vom 17. bis 31. Dezember erwartet. Die Rucksack-Tour mit meinem Bruder, bei der ich allerdings einen Koffer dabei hatte, führte vom Flughafen Cancun aus direkt nach Playa del Carmen. Weiter ging es nach Cozumel, Valladolid, Mérida und Campeche und Isla Mujeres, ehe die letzten Tage in Flughafennähe verbracht wurden.

Der erste von zwei Beiträgen zur Reise widmet sich der ersten Woche, die wir in Quintana Roo verbringen. Eine Information vorab: In vielen Gegenden Mexikos ist es ratsam, Spanisch zu sprechen. Die Menschen in den Bundesstaaten Quintana Roo und Yucatan leben allerdings vom Tourismus, sodass eine Rundreise bei fließenden Englisch-Kenntnissen auch ohne Spanisch machbar ist.

Rund eine Stunde verspätet landet die Condor-Maschine am frühen Abend in Cancun. Eine weitere Stunde dauert das Anstehen an der Zoll-Schlange – auch wenn praktisch niemand etwas zu verzollen hat. Mein Bruder, der bereits in Mexiko unterwegs ist und dessen Flieger eine halbe Stunde nach meinem landen soll, hat sich am Ausgang bereits in eine Ecke zurückgezogen und prüft auf dem Laptop Unterkünfte und Busfahrten. Das Fernbus-System ist gut ausgebaut, die Busse komfortabel. Diesen Eindruck bekomme ich gleich bei der Ankunft, denn wir fahren noch ins Hostel nach Playa del Carmen. Sechsbettzimmer, glücklicherweise nur mit vier Personen belegt – einem freundlichen Koreaner und einem Schweden, der einen Schlussstrich unter seine Beziehung gesetzt hat, seinen Resturlaub jetzt im Hostel aussitzt und überhaupt nicht schwedisch aussieht. Dazu weißt das Hostel 3B große, abschließbare Spinde und eine Lage nahe des Strands und der ADO-Busstation auf.

Xcaret
Der 18. Dezember ist der erste richtige Reisetag. Wir verbringen ihn in Xcaret – einem Park mit Papageien, Tapiren, Pumas und Jaguaren, einer Schmetterlingsfarm, einem Aquarium, einem Friedhof mit sehenswerten Gräbern, die Aufschluss auf das Leben und den Beruf des Verstorbenen geben (scheinbar liegen dort die Knochen einiger Alkoholiker) und Show-Elementen. Dazu gehören eine Maya-Zeremonie und die Voladores – Männern, die sich um ein Seil gewickelt kopfüber von einem Maibaum stürzen. Da Xcaret sich als Wasser-Vergnügungspark sieht, gibt es natürlich auch einen Fluss, in dem wir teils unterirdisch schwimmen sowie einen botanischen Garten. Auch ohne Fahrgeschäfte abwechslungsreich, rechtfertigt erst die spektakuläre Abendshow den Eintrittspreis samt Bustransfer von 79 US-Dollar*. Dort werden im ersten Teil Maya-Rituale gezeigt und auf dem nachgebauten Ballspielplatz gezeigt, wie die Mayas Mannschaftssport getrieben haben. Beim Juego de Pelota darf der Ball nur mit Hüfte, Ellenbogen etc. gespielt werden und muss in einer Variante durch einen Steinkreis, der das obere Ende der schrägen Seitenfläche markiert, gespielt werden. Sieht anspruchsvoll aus, aufregender ist allerdings das Hockey-Spiel mit einem brennenden Kautschuk-Ball, bei dem besonders die Torhüter mit erfolgreichen Ausflügen auf sich aufmerksam machen. Im zweiten Teil der Show werden Tänze aus zahlreichen Regionen Mexikos präsentiert.

Cozumel
Die beiden anschließenden Tage geht es auf die Insel Cozumel, einem beliebten Ziel für Taucher und Schnorchler. Wir erkunden die Wasserwelt beim Schnorcheln und finden nicht schlecht, was wir sehen: Bunte Fische, einen Rochen und Korallen an zwei kleinen Riffen. Die Übernachtung erfolgt im Hostel Amigo mitten in der Stadt, rund 20 Gehminuten von der Fähre und den Aktivitäten entfernt. Die Unterkunft erweist sich als sehr sicherheitsbewusst mit einer zuvorkommenden, informativen Leiterin und dient für den nächsten Tag als guter Startpunkt. Wir leihen uns Fahrräder und treten in die Pedale bis zum einst wichtigen Maya-Heiligtum San Gervasio. Die Maya-Stätte mag einst bedeutend gewesen sein, im Rahmen unserer Reise bietet sie allerdings nur einen kleinen Vorgeschmack auf die Orte, die wir noch sehen werden. Als wir wieder zurückradeln in Richtung Hauptstraße, entscheiden wir uns spontan, einem unauffälligen Holzschild mit der Aufschrift „Villa Maya“ in einem von Steinen und Wurzeln dominierten Feldweg zu folgen. Nach 1,5 Kilometern kommen wir in einem kleinen Stück Regenwald an, in dem Biologen Flora und Fauna erforschen und parallel ein Standbein im Ökotourismus aufbauen. Momentan sind keine Gäste da, wir bekommen aber trotzdem eine Führung mit Schwerpunkt Arboristik und anschließendem, vorgezogenem Abendessen. Nun aber schnell zurück zum Fahrradverleih, die Sonne geht bald unter und Licht gibt’s offenbar an keinem unmotorisierten Zweirad in ganz Mexiko. Um 18 Uhr müssen wir die Räder zurückgebracht haben, um 17 Uhr schließt San Gervasio. Das ist insofern von Bedeutung, weil der Anfahrtsweg mit einem Tor zur Hauptstraße aufwartet, das zeitig geschlossen wird, wie wir bei unserer Ankunft dort erfahren. Der zuständige „Wächter“ will uns gar nicht mehr herauslassen, hat noch nie etwas von „Villa Maya“ gehört. Dabei ist es ohnehin erst 17 Uhr. Schließlich bleibt ihm nichts anderes übrig, als uns weiterfahren zu lassen, wir treffen um genau 18 Uhr beim Fahrradverleih ein und beendeten den dritten Tag unserer Reise zufrieden, aber mit einem Wolf zwischen den Beinen.

Tulum
Den vierten und fünften Tag starten wir vom Hostel Viva la Vida aus in Playa del Carmen. Zunächst fahren wir nach Tulum, der Maya-Stätte am Meer. Eine Freiluft-Diskothek nebenan versorgt die kulturelle Stätte mit lauter Musik. Nicht ganz unser Geschmack, zumal die Anlage überlaufen ist. In Tulum liegen die einzelnen Gebäude nah beieinander und zudem auf einer Kalksteinklippe direkt am Meer, mit Strandzugang. Schön, aber in unserem Maya-Stätten-Ranking des Trips belegt Tulum nur Platz 5 von 6 vor San Gervasio. Den Abend lassen wir bereits zum zweiten Mal in der Bar KY6 ausklingen – bei einem großen Hamburger (natürlich mit Jalapenos) und je drei Bier der Marke „Dos Equis“ (sechs Stück gibt’s für 100 Pesos, also rund 1 Euro pro Flasche – das vermutlich beste Angebot des Küstenstreifens).

Cenote
Der schönste Tag ist der fünfte. Wir haben nach langem Überlegen und Feilschen noch in Tulum einen Ganztagesausflug gebucht, bei dem wir tatsächlich keine negativen Überraschungen erleben. Versprochen wurde die Abholung und Ablieferung vom Hostel, Mittagessen, der Besuch einer Cenote und der Maya-Stätte Coba. Zwar nutzt Fahrer Pablo das akademische Viertel aus, dafür bringt er uns schnell zu einer wundervollen Cenote außerhalb der Stadt. Der Ex-Hippie Gabriel hat eine idyllische Oase mitten im Grün aufgebaut. Zunächst wandern fünf Touristen mit dem Italiener und seinem Hündchen Chispa durch den Regenwald – Baumkunde Teil 2, weniger intensiv, dafür mit Anekdoten zum Schmunzeln und durchaus neuen Erkenntnissen. Zum Beispiel, dass Bäume gegebenenfalls einen neuen Wurzelstamm ausbilden und Termiten Straßen bis in die Baumkrone erschaffen und dort ihren Bau platzieren. Dann geht’s inmitten der Natur in einen kleinen See. Nächster Stop: Eine Cenote, bei der wir tatsächlich auch mal in eine Höhle schwimmen, Tropfsteine und Fledermäuse entdecken. Am Schluss der zweistündigen Wanderung zeigt uns Gabriel noch die eine weitere Cenote, deren Wasserstand in der Höhle allerdings zu niedrig ist, um darin zu plantschen. Bis zum Mittagessen – einem mittelmäßigen Buffet in einem Restaurant - bleibt noch genügend Zeit für Entspannung, Spaß und Action aus Gabriels Insel. Eine Brücke führt auf die kleine Insel mit Hängematten, Zugang zum Wasser, das rund um das Steinplateau Badefreude bereitet, leckeren Kokosschnitzern und einem Stamperl Tequila. Wir entscheiden uns für den weniger trockenen Mittag, springen von einer sieben Meter hohen Klippe ins kühle Nass und paddeln mit einem Mini-Kajak geduckt unter einem Steg hindurch um die Insel.

Coba
Am Nachmittag halten wir kurz in einer von der Regierung geförderten Maya-Gemeinde, bei der ein Aguti an einem Pflock angebunden ist und ein Spinnenaffe mit einem Baby in einer Hängematte spielt respektive es fast erwürgt, während eine Frau in Maya-Tracht Tortillas backt und den Haus-Spinnenaffen schimpft, als sie ihn durch Babyschreie alarmiert bei seiner Tat ertappt. Schließlich kommen wir in der weitläufigen Maya-Stätte Coba an, die mitten im Dschungel liegt. Die einzelnen Gebäude sind zwar nicht so gut erhalten wie in Chichén Itzá, wo wir am nächsten Tag Station machen, allerdings imponiert Coba durch seine Größe – sowohl im Hinblick auf die Gesamtfläche als auch der einzelnen Bauwerke. Natürlich nehmen wir die Gelegenheit war, die Nohoch-Mul-Pyramide zu erklimmen und den Ausblick auf den Dschungel zu genießen. Leider reicht die Zeit dadurch nicht mehr für die Erkundung der ganzen Anlage, dennoch ist dieser Tag rückblickend wohl der Höhepunkt der zwei Wochen in Quintana Roo und Yucatan. Randnotiz: Wir schreiben den 22. Dezember 2012. Die Welt ist natürlich nicht untergegangen, schließlich haben die Maya dies nicht prophezeit, lediglich ihr Kalender ist zu Ende – allerdings nicht zum ersten Mal. Dennoch sind an jeder Ecke T-Shirts mit dem sinngemäß übersetzten Aufdruck „Ich habe den Weltuntergang in Valladolid überlebt“ und anderen Orten zu kaufen.

Im zweiten Teil der Reise erwarten uns mit Chichén Itzá, Ek Balam und Mayapan drei weitere Maya-Stätten. Außerdem geht es nach Valladolid, wo wir leckeres Poc Chuc speisen, ins koloniale Mérida, in die Piratenstadt Campeche, in Cancun auf ein Erlebnisdinner mit Captain Jack Sparrow und zum Tauchen auf die Isla Mujeres.

* Generell werden Preise in den Tourismus-Provinzen Yucatan und Quintana Roo in Dollar angegeben. Bei einer Umrechnung in mexikanische Pesos kommt der Bezahlende teils schlechter weg.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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