Uganda – Safari während Corona
Uganda wirbt damit, Afrikas Tourismus-Destination Nummer 1 zu sein – und die vierte weltweit. Wer das Ranking erstellt hat, ist nicht so wichtig. Es steht jedem frei, sich selbst ein Bild von Uganda zu machen. Mir war das kleine Land im östlichen Zentralafrika bislang nicht so wirklich als Touristen-Magnet bekannt. Nur vom Aushängeschild Gorilla-Trekking wusste ich.
Die meisten Deutschen, die etwas älter sind als ich, haben bei Uganda eher einen der grausamsten Diktatoren (Idi Amin) im Kopf. Wenn ich gefragt werde, wo man landet und abfliegt, sage ich Entebbe und will erklären, wo das liegt, weil es nicht die Hauptstadt ist. Aber auch hier klingelt es bei Menschen, die schon länger auf der Welt sind als ich. „Operation Entebbe“ war eine Befreiungsaktion des israelischen Militärs 1976. Die Israelis beendeten in der Nacht zum 4. Juli eine einwöchige Flugzeugentführung einer Passagiermaschine der Air France durch deutsche und palästinensische Terroristen.
Entebbe ist als Stadt mit rund 70.000 Einwohnern, zirka 20 Kilometer von der Haupstadt und Millionenmetropole Kampala entfernt, ein guter Start- und Endpunkt der Reise ohne Hektik. Man hat dort einen Ausblick über den größten See Afrikas, zumindest einen kleinen Teil davon. Der Victoriasee ist in etwa so groß wie Bayern und grenzt zudem an Kenia und Tansania. Wer eine Stunde oder länger Zeit hat und nicht nur durch die Stadt laufen oder in der Unterkunft herumsitzen möchte, kann bei The Rolex Guy preiswert und gut essen oder für ein paar Euro durch den Botanischen Garten streifen. Rolex sind in Chapati eingerollte Omelettes mit unterschiedlichen Füllungen; entgegen des Ausdrucks kein Zeichen von Reichtum, sondern eigentlich ein Arme-Leute-Essen; Abkürzung von „rolled eggs“.
Toiletten und ihre Notwendigkeit
Aus meiner Sicht ist Uganda ein erstklassiges Reiseziel in Afrika für Safari-Freunde. Wer Bammel vor der Toilettensituation auf längeren Etappen hat – keine Sorge: Die meisten Toiletten an Tankstellen oder in Nationalparks sind sauber, verfügen über fließendes Wasser, Seife, Desinfektionsmittel und ausreichend Klopapier. Mein Magen hat das leckere ugandische Essen so gut vertragen wie fast nirgends zuvor. Null Durchfall, null Bauchgrummeln, nichts dergleichen, zu keinem Zeitpunkt – dabei haben wir in vom Veranstalter ausgesuchten Lokalitäten und Hotels auch (sehr leckere) Salate gegessen.
Uganda lange kein Risikogebiet
Ich hatte Uganda gar nicht so wirklich weit oben auf meiner Liste mit Reisezielen. Doch Corona und die damit verbundenen weltweiten Reisebeschränkungen gaben den Ausschlag. Uganda war bis Juni 2021 nämlich eines der wenigen Länder weltweit, das nicht einmal als einfaches Risikogebiet deklariert war. Für die Einreise genügte ein PCR-Test, der maximal 5 Tage als sein durfte. Für die Rückreise wäre eine Quarantäne entfallen. Wie es der Zufall will, stiegen die offiziellen Fallzahlen gerade kurz vor Reisebeginn an und Uganda war plötzlich ein normales Risikogebiet. Für Touristen ist das nicht weiter schlimm, für die Bevölkerung schon eher. Denn auf sämtlichen Hauptverkehrsadern waren Polizei-Checkpoints, die den Einheimischen verboten, in die nächste Stadt oder gar ein anderes Distrikt zu fahren. Lediglich Tourismus-Fahrzeuge durften passieren. Die „Motorrad-Taxis“ der Einheimischen, Boda Boda genannt, transportieren aktuell nur Güter, keine Passagiere. Bananen werden staudenweise von A nach B gefahren. Wie so oft in Afrika, bietet sich auch hier das bekannte Bild: Zehn Geschäfte nebeneinander verkaufen alle exakt dasselbe. Kinder holen mit Kanistern Wasser vom Brunnen, teils per Fahrrad.
Maskenpflicht, Reisebeschränkungen, Ausgangssperre
Uganda nimmt Covid-19 sehr ernst. Maskenpflicht überall. Halber Lockdown, das heißt: viele Behörden waren nicht besetzt, einige Menschen durften ihrer Arbeit nicht nachgehen. Souvenirstände hatten geöffnet, in die Victoria Mall von Entebbe kam man erst, nachdem das Fieberthermometer grünes Licht gegeben hat. Auch in Hotels wurde bei Ankunft Fieber gemessen. Allerdings fanden Märkte statt, auf denen 1,5 Meter Abstand dann doch eher Utopie war. Strikt eingehalten wurde die nächtliche Ausgangssperre. Pünktlich um 18 Uhr beginnt es zu dämmern und die meisten Menschen haben Feierabend. Dann sputen sie sich, nach Hause zu kommen, wofür sie oft 45 Minuten laufen müssen. Denn um 19 Uhr ist Schicht im Schacht. Bis auf Polizei, Militär und Taxifahrer, die Reisende zum Flughafen bringen oder von dort abholen (Nachweis erforderlich) sind die Straßen Entebbes menschenleer.
Einreise, Briefkasten, Flughafen
Uganda war also eines der wenigen Ländern, in die man relativ problemlos für touristische Zwecke reisen konnte. Nun ja, die etwas unflexiblen Grenzbeamten machten es aus meiner Sicht schon etwas kompliziert – mit PCR-Test und elektronischer Einreiseerlaubnis musste man an einen anderen Schalter als wenn man das Visum vor Ort noch bezahlen muss. Heißt: Sie lesen bereits meine (gültigen) Daten ein, ließen mich aber an diesem Schalter nicht rein, weil die Art meiner Papiere am Schalter nebenan bearbeitet wurde. Das komplette Kontrasterlebnis bei der Ausreise: Ich hatte noch Postkarten, die ich am Flughafen in einen Briefkasten werfen wollte. Also fragte ich einen Angestellten, wo ich die einwerfen könnte. Den Briefkasten selbst konnte ich hinter einer Glastüre sogar sehen. Nur war mir nicht klar, ob er sich in einem Nebengebäude außerhalb des Sicherheitsbereichs befand oder noch weiter im Flughafengebäude. Dazu muss man wissen: Der Zugang zum Flughafengebäude erfordert bereits Gepäckdurchleuchtung, Covid-Check und so weiter – noch bevor man am Airline-Schalter ankommt. Frag drei Leute, die sich auskennen müssten und du bekommst vier verschiedene Antworten. Er verstand mein Anliegen nicht so wirklich, meinte schließlich aber, ich müsste wohl nochmal raus. Also fragte ich einen anderen Mitarbeiter, der den Eindruck erweckte, dass Auskunft erteilen seine Hauptfunktion ist. Er antwortete schnell und sicher: Kein Problem, einfach weiter rein, drinnen gibt’s einen Briefkasten.
Das Aufgabegepäck hatte ich bereits eingecheckt, meine Bordkarte in der Hand. Bevor es in die kleine Abflughalle ging, musste man noch durch die „Immigration“. Die Ausreisebeamtin in ihrem Glaskasten war wirklich sehr nett. Sie wusste zwar nicht, ob sich ein Briefkasten in der Abflughalle befand, versicherte mir aber, dass ich auch nochmal raus dürfte, wenn ich keinen finde. Das fand ich sehr nett und hatte ich angesichts der eher unflexiblen Einreise-Kollegen nicht erwartet. Tatsächlich musste ich von ihrem Angebot Gebrauch machen. Die Sicherheitsleute am Flughafeneingang wiederum hätten mich lieber drinnen behalten und wollten mir direkt helfen. Also gab ich ihnen die Postkarten, woraufhin sie diese direkt vor meinen Augen in den Mülleimer warfen. Das war nicht mein Anliegen, erklärte ich nochmal, fischte die Karten aus dem Mülleimer, bahnte mir den Weg zum Briefkasten im Nebengebäude, warf die Postkarten ein, stellte mich wieder am Metalldetektor an, schenkte der netten Ausreisebeamtin am nächsten Check-Point ein Lächeln, welches sie erwiderte, passierte den nächsten Metalldetektor (Handgepäck, doppelt hält besser) und erwischte meinen Vogel nach Doha noch.
Damit lockt Uganda
Offenbar ging der Tourismus seit Beginn der Pandemie zurück, denn die Permits (Erlaubnisscheine) für Gorilla- und Schimpansentrekking wurden massiv im Preis gesenkt – bis einschließlich Juni 2021. Reiseveranstalter wie Akwaba Afrika gaben diese Preissenkung an ihre Gäste weiter, sodass ich hier fast 500 Euro gespart habe. Die Gruppenreise hätte bis zu sechs Personen umfassen können, letztendlich waren wir zu zweit mit unserem Guide William unterwegs. Überhaupt begegneten wir praktisch nie größeren Reisegruppen, sondern meistens Alleinreisenden mit Fahrer oder Kleinstgruppen von zwei bis vier Europäern mit ein bis zwei einheimischen Betreuern. Übrigens sind die Deutschen offenbar die zahlenmäßig größte Besuchergruppe in Uganda, sagen Guides und Bevölkerung.
Unsere Rundreise mit Schwerpunkt Tierwelt führte uns in den
- Murchison Falls Nationalpark (klassische Safari, Big Five, Antilopen, Giraffen) + Ziwa Rhino Sanctuary (Nashörner)
- Kibale Forest Nationalpark (Schimpansen)
- Queen Elizabeth Nationalpark (Nilpferde, Vögel)
- Bwindi Nationalpark (Berggorillas, Pygmäen)
- Lake Mburo Nationalpark (Zebras, Ankole-Rinder)
Man kommt in Uganda bisweilen erstaunlich nah ran an die Tiere, insbesondere an Gorillas, Nashörner, Nilpferde, Zebras und Giraffen. In manchen Parks werden Spaziergänge angeboten, obwohl es dort Raubtiere gibt. Die Big Five hatte ich innerhalb von 24 Stunden beisammen! Viel Spaß mit den Bildern!
Alle Bilder unterliegen dem Urheberrecht (C) Michael Stauner und dürfen nicht ohne Genehmigung verwendet werden.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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