Stadtfestimpressionen
Hier einige Impressionen vom Stadtfest 2007!
Es gab wieder ein hochkarätiges Programm. Darunter z.B. am Samstag, den 14. Juli, bei freiem Eintritt, "Helfed Se mir - Sie werdet geholfe" mit dem Trollinger Musik-Kabarett.
Eine heikle Angelegenheit, in der Hauptstadt bayrisch Schwabens ein Musik-Kabarett mit dem Untertitel Trollinger Projägd anzubieten, wo bekanntlich die Aversionen zwischen bayrischen und württemberger Schwaben größer sind als die Affinitäten? Das Experiment gelang auf der ganzen Linie. Dialekt verbindet äbä (offen gesprochenes ä) auch und mildert manche kabarettistisch inhaltliche Spitze. Das Prinzip „ridentem dicere verum“ lächlend die Wahrheit zu sagen, galt nicht nur bei den alten Römern. Und über den Dialekt, zumal breites Schwäbisch, muss man zumindest schmunzeln. Und damit haben die Akteure schon halb gewonnen. Der Rest ist allerdings harte Arbeit und Können. Das Quartett, das seit zwei Jahren lose zusammenarbeitet, präsentierte sein erstes abendfüllendes Musikkabarettprogramm. Davor gab es schon Rundfunkaufnahmen beim SDR und BR, Auftritte in Sdugerd und Siege bei Wettbewerben. Aber einen Abend lang die Spannung zu halten, und es gelang ihnen auf Anhieb - das erfordert mehr als nur eine lose Reihung von Ohrwürmern. Als die vier Vollblutmusiker, alles gelernte Sänger und Instrumentalisten in Personalunion, Katharina Fath, Thomas Kaiser, Harry Spahn-Dömling und last but not least der spiritus rector des Ganzen, Hans-Ulrich Höfle, sich gegenseitig um Unterstützung baten beim Aufbauen ihrer Instrumente „Helfed Se mir?!“, war das Eis schnell geschmolzen, auch wenn mancher Übergang noch etwa hölzern wirkte. Die Interaktion mit dem Publikum, zumal in Form des gemeinsamen Singens, klappte auf Anhieb, schließlich sind alle Musiker erfahrene Chorsänger, Höfle sogar Leiter diverser Chöre. Der Refrain band das Publikum immer wieder direkt ins Geschehen auf der Bühne ein – die, auch ein Vorteil, nicht über dem Publikum schwebte, sondern auf die die Zuschauer herabsahen. Beim Lied über die Sammelleidenschaft des gemeinen Schwob’ war der Wiedererkennungseffekt enorm. Da sang so mancher aus der eigenen Erfahrung heraus sich selbst herrlich leicht auf die Schippe nehmend unbekümmert mit. „Heb’s uff, heb’s uff, schmeiß bloß ned weg, und wär’s der gröschde Dreg, du woisch ja mit’m Alta ko ma’s Nuje guad verhalda“. Die nach Größe sortierten Gummiringe und Schrauben, Hand aufs Herz, wer kennt die nicht? Oder die Schrebergartenidylle „Zupfele hier ond zupfele do“. Hier schlug dann auch Ironie und Satire des Kabaretts durch. Pustekuchen, der „Alte“ wollte sich keineswegs auch noch im Heim damit abplagen. Gerade die Texte über das Alter – fast alle aus der Feder der Mundartdichterin Margrit Höfle – vertont vom Sohn – blieben nicht an der heiteren Oberfläche, den nicht immer witzigen Schrullen alter Menschen. Sie drangen tiefer. Der Dialekt milderte dabei angenehm die mitunter scharfe Kritik, nahm ihr die verletzende Schärfe, stimmte versöhnlich und öffnete dadurch die Bereitschaft, sich ernsthaft mit dem Gedanken auseinander zu setzen. So mancher trug nicht nur die Ohrwürmer und musikalischen Leckerbissen, v.a. auch die herrlichen Querflötenmelo-dien Katharina Faths, die Anklänge aus Blues, Reggae und Rock nach Hause, sondern auch das berühmte Körnchen Wahrheit im Heiteren. Alles unter dem Motto „Heb’s uff, heb’s uff“.
Bilder: Peter Igelspacher, Stadthalle Neusäß
Bürgerreporter:in:Kulturbüro Neusäß aus Neusäß |
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