myheimat Neusäß: WER WAR HERR KAIFER?
STRASSENNAMEN IN NEUSÄSS AUF DEN GRUND GEGANGEN Teil 3
Die Antwort auf die Frage, welches Amt dieser Herr Kaifer ausübte, verrät uns bereits der Blick auf das betreffende Straßenschild : er war, wie darauf zu lesen, Bürgermeister in Neusäß und zwar der erste in dieser Position nach dem 2. Weltkrieg. Von 1945 an hatte er das Amt drei Jahre lang bis 1948 inne. Die im Jahr 1953 anläßlich seiner Ernennung zum Ehrenbürger nach ihm benannte Straße zweigt von der Hauptstraße zwischen Eiscafé und Blumenhaus nördlich ab und führt an der Kirche St. Ägidius vorbei bis zur Dieboldstraße. Daß ausgerechnet diese Straße seinen Namen trägt, ist kein Zufall, denn auf Hausnummer 10 steht heute noch das Alte Rathaus, welches im Jahr 1959 eingeweiht wurde und als Amtssitz der Neusässer Bürgermeister diente, bis man 1986 mit dem Bau des Neuen Rathauses begann.
Albert Kaifer (1893 – 1962) wurde in Hafenhofen im Günzburger Kreis geboren und erlernte das bodenständige Bäckerhandwerk, bevor er in den Dienst der Deutschen Reichsbahn eintrat. Er engagierte sich schon früh auf gesellschaftlicher und politischer Eebene, wurde u.a. Hauptbetriebsrat im Reichsverkehrsministerium, war Mitglied der BVP und Gründungsmitglied der CSU. Daß er sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus mutig engagierte, brachte ihm zweimalig Haftstrafen ein. Neben seiner Tätigkeit als Neusässer Bürgermeister saß er mehrere Jahre als Abgeordneter im Kreistag Augsburg und ab 1946 auch im 1. Bayrischen Landtag. Von 1948 bis zu seinem Tod 1962 übte er das Amt eines Landrats aus. Erwähnenswert aus seiner Verbindung zu Neusäß ist insbesondere sein Engagement in der Flüchtlingsfrage nach dem 2. Weltkrieg. Seiner unermüdlichen Initiative war es zu verdanken, daß in der Gemeinde Neusäß eine große Zahl blinder Heimatvertriebener aus dem Sudetenland nicht nur Zuflucht, sondern auch Arbeit in der „Neusässer Blindenindustrie“ fand, doch dieser Punkt führt uns bereits in eine andere Straße im Stadtbereich.
An dieser Stelle sei zunächst noch ein Platz genannt, den die Bgm.-Kaifer-Straße quert: es ist der „Pfarrer-Tausend-Platz“, der im offiziellen Straßenverzeichnis gar nicht aufgelistet wird. Ludwig Tausend (1913 – 2000) leitete 50 Jahre lang die Pfarrei St. Ägidius und in seine Amtszeit fiel auch die Einweihung der neuen Pfarrkirche am 06.12.1953. Der nach ihm benannte Platz liegt direkt vor dem Gotteshaus.
Bürgerreporter:in:Helmut Weinl aus Neusäß | |
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