myheimat Neusäß
MEMORIES ARE MADE OF THIS
Die Hep Cats rocken den Neusässer Ägidius-Park
Es ist nicht gerade die Primetime für eine Band, wenn die Musiker bereits um 17.30 Uhr die Bühne besteigen müssen. Da hat dieser erste Samstag des Neusässer Stadtfestes doch gerade erst begonnen und die Besucher bummeln noch unentschlossen auf der Suche nach dem passenden Getränk oder einem schattigen Sitzplatz über das Gelände. Auf den Bänken vor der Bühne nehmen zu Beginn nur ein paar Dutzend Platz, um zu sehen was die fünf gereiften Herren aus der Landeshauptstadt da oben zu bieten haben. Die aufgebauten Instrumente geben jedoch die stilistische Ausrichtung unmißverständlich vor.
Die Hep Cats legen vom ersten Akkord an los wie die Feuerwehr, die am anderen Ende des Parks ihr Fahrzeug präsentiert. „Don't be cruel“, Presleys fast 70 Jahre alter Gassenhauer ist der Wachmacher für zwei Stunden Rock'n Roll und Rockabilly vom Feinsten, bei dem die Füße nicht mehr aufhören wollen im Rhythmus mitzuwippen. Auf der Homepage der Band war zu lesen, daß es mehrfach personelle Umbesetzungen in den letzten Jahren gab, doch davon ist nichts zu spüren. Wie aus einem Guß reiht sich Song an Song aus der Zeit der Zeit der Petticoats und Lederjacken. Das Quintett braucht keine Findungsphase, nachdem die Verstärker eingestöpselt sind geht die Rolle rückwärts in die 50er und 60er Jahre ohne Atempause über die Bühne am Remboldschlößchen. Der sonnenbebrillte Frontmann gibt optisch den Bluesbrother und seine Mitstreiter glänzen auf ihren Instrumenten. Der cool gezupfte vollmundige Kontrabaß und der Mann an den Drums breiten einen soliden Rhythmusteppich aus, auf dem sich die beiden Gitarren austoben dürfen. Das Sahnehäubchen setzt dem Set die feinfühlig gestreichelte Steelguitar auf, die immer wieder zum Einsatz kommt und die mit ihrem speziellen Klangbild jeden Kenner der US-amerikanischen Rock- und Countrymusik begeistert. Vom nur kurz ins Spiel gebrachten Saxophon hätte man gerne noch mehr gehört und die druckvolle Gesangseinlage des Drummers verdiente ebenfalls einen Sonderapplaus. Die Playlist bestand aus vielen Klassikern der Ära eines Elvis, Jerry Lee Lewis und Buddy Holly, geschickt aufgelockert durch Bobby Darins munteres „Splish Splash“, Deans Martins schmalztriefenden „Memories“ und dem neudeutschen bajuwarischen 80er Rock'n Roll der Spider Murphy Gang.
Auch nach der Pause gibt es kaum Zeit zum Durchatmen für die Tänzer, die sich inzwischen am Bühnenrand eingefunden haben. Perfekter Background dafür: Chuck Berrys knieweicher Schleicher „You never can tell“, den sogar die jüngere Generation noch vom sinnlichem Twist-Contest aus Tarantinos „Pulp Fiction“ erkennt. Erstaunlich auch zu sehen, wie die jüngsten Besucher auf diese Musik reagieren: immer mehr Kids versammeln sich vor der Rampe, nehmen den treibenden Rhythmus auf und wippen und tanzen zum Stakkato von Johnny B. Goode. Der Funke war endgültig übergesprungen! Viel mehr kann man von einem frühen Abend eines Stadtfestes nicht erwarten: eine gutgelaunte Band auf der Bühne, begeistere Rock'n Roll Fans auf den Bänken und dazwischen familiäre Partystimmung mit vielen ausgelassen tanzenden Kindern. Zwei Zugaben wurden noch herbei geklatscht, dann mußte man die Bretter räumen, da mit den Augsburgern von „John Garner“ bereits die nächste Band angerückt war. Ansonsten hätte man gerne noch viel mehr von den Hep Cats gehört und dazu einen weiteren eiskalten Ramazotti Rosato vom Stand der Westheimer Fußballer geschlürft.
„Sometimes I wonder what I'm a gonna do
But there ain't no cure for the summertime blues“
Bürgerreporter:in:Helmut Weinl aus Neusäß | |
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